Dreis-Tiefenbach. Die Netpherin Katrin Schöll-Brück zeigt Eltern, wie sie ihr Baby massieren können. Die Techniken können den Kleinen in vielerlei Hinsicht helfen.
Milo guckt seine Mama Lisa Fünfsinn mit großen Augen an. Sie hält seine nackten Beine in den Händen und verreibt sanft das Babyöl. Der zwei Monate alte Junge
beobachtet genau, wie seine Mama das linke Bein von oben nach unten massiert. Und er brabbelt. „Wenn die Kleinen ihre Mamas anlachen, dann berührt mich das immer wieder“, sagt Katrin Schöll-Brück aus Netphen. Sie hat bei der Deutschen Gesellschaft für Babymassage eine Ausbildung gemacht. Nun zeigt sie Frauen im Caritas-Projektbüro am Heckersberg in einem mehrwöchigen Kurs als freie Referentin, wie eine richtig gute Babymassage geht. Das soll helfen beim Entspannen sowie gegen Koliken und das Zahnen.
Nähe zueinander aufbauen
Der Kurs richtet sich an Eltern mit Babys bis zum Krabbelalter. Einmal in der Woche werden Techniken gemeinsam geübt – von den Füßen bis zum Kopf. „In den fünf Wochen passiert viel. Die Kinder entwickeln sich und wollen sich bewegen“, sagt Schöll-Brück. Man könne nicht früh genug anfangen. „Die Bindung zwischen Mutter und Kind ist wichtig. Sie bleibt heutzutage oft auf der Strecke“, sagt die Netpherin, die hauptberuflich in einer Kita arbeitet. Oft müssten Mütter früh wieder anfangen zu arbeiten. Die Kleinen würden dann viel Zeit bei Tagesmüttern oder dem Kitapersonal verbringen. Die Babymassage sei eine Möglichkeit sich im Alltag bewusst näher zu kommen und sich Zeit zu nehmen.
Mit Ritualen arbeiten
Im Raum ist es angenehm warm. Das ist wichtig, weil die Kleinkinder während des rund anderthalbstündigen Kurses wenig Kleidung tragen. Auf dem Boden liegen weiche Matten und Unterlagen, die Mütter sitzen darauf, die Kleinen liegen auf dem Rücken. Der Kurs beginnt mit einem Ritual: Hände reiben und dem Kind entgegenhalten. „Dann weiß das Baby, dass es los geht.“ Katrin Schöll-Brück macht die Übungen an einer Puppe vor.
Die Baby-Kurzmassage
Wer nicht viel Zeit hat und trotzdem alle Körperpartien abdecken möchte, kann eine Kurzmassage mit folgenden zehn Punkten abarbeiten:
- Kreisende Bewegungen um den Kopf
- „Offenes Buch“ auf der Stirn, sprich mit den Daumen von der Mitte nach außen streichen
- Kreise ums Kiefergelenk mit dem Daumen
- „Offenes Buch“ auf der Brust
- Rollen der Arme, sprich die Arme zwischen den Händen vorsichtig rollen, und Öffnen der Hände mit Streichbewegungen
- Sonnenmond auf dem Bauch, sprich um den Bauchnabel herum über kreuz streichen
- Rollen der Beine, sprich das Bein zwischen den Händen vorsichtig rollen
- Fußsohlen kneten
- Vor und zurück streichen auf dem Rücken
- . „Kämmen“ des Rückens, sprich mit den Fingerkuppen über den Rücken fahren
Begonnen wird mit den Beinen und Füßen. „Wir stellen uns ein Fußkettchen ums Fußgelenk vor und polieren jede Perle“, sagt sie. Die Frauen machen es ihr nach. Stück für Stück arbeiten sich die Mütter nach oben. Besondere Vorsicht ist beim Bauch geboten. Sie lässt zwei Finger über die Körpermitte gleiten, mal über Kreuz, mal wie ein Wasserrad. Alle Handgriffe müssen sitzen.
Erfolge schnell sichtbar
„Man merkt die Erfolge schnell, wenn man das zwei bis dreimal in der Woche macht“, sagt die Kursleiterin. Das kann Teilnehmerin Fira Vais bestätigen: „Wir haben die Massage Zuhause gemacht. Rafael hat dadurch richtig guten Stuhlgang.“ Zweimal am Tag wendet sie die Techniken für etwa 20 Minuten an.
Auch Mama Lorena Schwan hat gute Erfahrungen gemacht: Als ihre Tochter Bauchweh hatte, sei sie durch die Massage ruhiger geworden. Noch dazu sei der Kurs eine Möglichkeit mit dem Baby rauszukommen, vieles zu lernen und sich mit anderen Frauen auszutauschen.
Die Mamas sind Experten
Während Charlotte, zwei Monate alt, die Streicheleinheiten von Mama Lorena Schwan genießt und ruhig ist, wird Milo bockig. Auch Rafael, der drei Monate alte Sohn von Fira Vais, wird zappelig. Die beiden Jungs haben Hunger. Für sie gibt es erst einmal einen Snack. „Die Mamas sind die Experten ihrer Kinder“, sagt Katrin Schöll-Brück. Sie wüssten genau, wann die Kleinen eine Pause brauchen. Für die anderen geht es weiter mit der Brust, den Armen und dem Rücken. Zum Schluss ist das Gesicht dran. Es wird ohne Öl massiert. Das scheint Charlotte zu kitzeln. Das Streichen über die Schläfen gefällt ihr. Milo hingegen hat keine Lust mehr; er schmust lieber mit Mama. Aber auch das ist in Ordnung. „Es ist schön in Gesellschaft zu sein“, sagt Lisa Fünfsinn.