Siegen-Wittgenstein. Verkehrsausschuss lehnt SPD-Antrag ab, eine Konzeptstudie zu bestellen. Mehrheit setzt auf Radschnellwege, Schnellbusse und eine S-Bahn.

Eine Seilbahn wird zur Lösung Siegerländer (Nah-)Verkehrsprobleme in Zukunft nicht beitragen. Die Mehrheit des Kreistags-Verkehrsausschusses hat den Antrag der SPD abgelehnt, die Möglichkeiten dieses Verkehrsmittels in einer Konzeptstudie zu vertiefen.

Auch interessant

Nur die Grünen schlossen sich an — verbunden mit dem Wunsch, für die Untersuchung Fördermittel in Anspruch nehmen zu können. Dagegen Vorsitzender André Jung (CDU): „Wir sollten nicht in Projekte investieren, die sehr wahrscheinlich nicht realisiert werden.“ Was dann aber, wie Umweltdezernent Arno Wied feststellte, nicht an der technischen Umsetzbarkeit, sondern an der fehlenden politischen Zustimmung liege: „Wir waren überrascht, wie viele urbane Seilbahnprojekte es in Europa gibt, die tatsächlich zur Realisierung empfohlen worden sind.“

Die Politik

SPD: Gute Sache

„Eine gute Sache“ nannte Dr. Thomas Gehrke (SPD) die Seilbahn-Idee: Eine Linie auf den Haardter Berg würde die Zahl der Busfahrten verringern und damit eine „Belastung für Straßen und die Menschen, die dort wohnen.“

CDU: Lieber Radschnellwege

Bernd-Dieter Ferger (CDU) nannte Alternativen: Schnelle „S-Busse“, die über die HTS fahren könnten. „Ökologisch viel sinnvoller“ seien auch Radschnellwege — die, so Dezernent Arno Wied, würden Teil des Radverkehrskonzepts, das die Verwaltung ohnehin vorbereite. Martin Achatzi (CDU) warnte vor dem „unglaublichen Betrag“, den eine Seilbahn kosten würde — stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer Hermann-Josef Droege stellte eine Summe von „mindestens 80 bis 100 Millionen Euro“ in den Raum.

Linke: Zu wenig Busse

Ralf Knocke (Linke) bestätigte den „enormen Nachholbedarf“ für den Radverkehr — „obwohl ich mich selbst heute auf kein Fahrrad mehr setze, weil mir das viel zu gefährlich wäre.“ Knocke kritisierte die Ausfälle im Busverkehr („Das geht absolut nicht“) und die Belastung durch den Straßenverkehr. An den Hauptverkehrsachsen sei die „Lebensqualität fast schon am Boden.“

FDP: Schiene ist Alternative

Torsten Freda (FDP) fand, dass es gerade für die von der SPD ins Gespräch gebrachte Seilbahntrasse über der HTS zwischen Eiserfeld und Kreuztal eine Alternative gebe: „die Schiene“ — Ralf Knocke (Linke) brachte eine S-Bahn ins Gespräch. Freda regte ein Verkehrskonzept für alle Verkehrsmittel an.

Grüne: Nicht ganz ausschließen

Meike Menn (Grüne) hielt den Betrag von 70.000 Euro für eine Konzeptstudie, wenn er denn vom Kreis aufgebracht werden sollte, für zu teuer. Thema bleiben solle die Seilbahn dennoch: „So ganz ausschließen wollen wir das nicht.“

Die Sachverständigen

Straßen NRW: Nicht ganz einfach

Eberhard Zimmerschied, Abteilungsleiter beim Landesbetrieb Straßenbau, wies darauf hin, dass es für eine Seilbahn über der HTS Statikprobleme geben wird, wenn die Stützen auf die Brücken gesetzt werden, und Platzprobleme, wenn die Masten daneben errichtet werden. „Das wird nicht ganz einfach. Technisch ist aber alles möglich.“

IHK: Besser unter der HTS

Hermann-Josef Droege, IHK, erwähnte das „Überschwebensrecht“: Anwohner könnten das nutzen, sich gegen die Seilbahn über ihr Grundstück zu wehren. Einwände könnte es auch wegen der Lärmbelastung und einer befürchteten Wertminderung der Immobilien geben. Droege riet, nicht über, sondern unter der HTS zubauen: Radschnellwege durchs Hüttental von Betzdorf bis Littfeld mit Abzweigen ins Netpherland und ins Ferndorftal: „Dafür gibt es wahnsinnige Fördermittel.“