Siegen. . Kreisverwaltung empfiehlt dem Verkehrsausschuss, auch andere Linienführungen untersuchen zu lassen. Nächster Schritt ist eine Konzeptstudie.

Am Anfang stand die Idee, die Landrat Andreas Müller im Gespräch mit dieser Zeitung äußerte. Es folgte Irritation in der Politik, die sich schnell wieder fasste — von der SPD kam der Antrag, das Thema näher zu untersuchen: eine Seilbahn über der HTS zwischen Kreuztal und Siegen. Am Mittwoch, 12. Juni, ist nun der Verkehrsausschuss des Kreistages am Zuge.

Seilbahnen können keine Kurven fahren

Das ist der Stand der Dinge aus Sicht der Verwaltung:

In Deutschland ist bisher keine Luftseilbahn als Teil des regulären öffentlichen Nahverkehrs realisiert worden. In Köln .Koblenz und Berlin laufen Seilbahnen auf ehemaligen Gartenschau-Geländen, in Köln gibt es Überlegungen für eine 33 Kilometer Seilbahn am Rhein entlang. In Wuppertal wurden vorigen Sonntag Bürger befragt, was sie von einer Seilbahn zwischen Bahnhof und Uni halten – das Abstimmungsergebnis war negativ.

Gut auf Hängen, schlecht in Kurven

Fünf Argumente könnten für die Seilbahn sprechen: Überwindung topographischer Hürden wie Flüsse oder Hänge; Erschließung von Gebieten mit punktuell hohem Verkehrsaufkommen; Erschließung abgelegener Stadtteile oder Erholungsgebiete; Entlastung bestehender öffentlicher Verkehrssysteme bei Großveranstaltungen; Schließung verkehrlicher Lücken.

Drei Argumente zeigen Nachteile auf: Seilbahnen sind nicht kurvengängig; Seilbahnen bieten nur Punkt-zu-Punkt-Verbindungen; je mehr Stationen und damit Umstiege erforderlich sind, um so langsamer und unkomfortabler wird die Verbindung.

Forscher des Karlsruher Institut für Technologie halten eine Seilbahn auf Strecken bis zu zehn Kilometern für eine denkbare Alternative zu Bus oder Straßenbahn, die HTS-Linie würde mindestens 15 Kilometer lang.

Seilbahnen sind geeignet, „punktuell hohes Verkehrsaufkommen“, zum Beispiel an einer Uni oder an einem Bahnhof, zu bewältigen und dabei Flüsse und Hänge zu überwinden. Allerdings: Sie können keine Kurven fahren.

Haardter Berg und Oberstadt als Ziele

Zu überlegen ist, ob — wegen der kurvigen Lage — auch Alternativen zu einer Linie über die HTS untersucht werden sollen. Dann könnten der Uni-Campus auf dem Haardter Berg, Hauptbahnhof oder Oberstadt mit angebunden werden. Geprüft werden müsse, ob die Seilbahn auf den jeweiligen Strecken konkurrenzfähig ist – dabei spielen Geschwindigkeit und die Häufigkeit der Umstiege eine Rolle.

„Mit Blick auf die Vorzüge von Seilbahnen stellt die Siegerländer Mittelgebirgstopographie sicherlich eine Herausforderung dar, für die seilbahntechnische Lösungen denkbar sind.“ Die Verwaltung rät, für eine Machbarkeitsstudie die konkrete Trassenführung offen zu lassen. „Eine solche Vorgehensweise würde vermutlich auch die Realisierungschancen des Projektes erhöhen.“

Studie kostet etwa 70.000 Euro

Erster Schritt zu einer Realisierung würde eine „Konzeptstudie“ sein. Darin würde untersucht, welche Verkehrsverlagerung eine Seilbahn bewirken würde und wie das Potenzial an Fahrgästen aussieht. Sechs mögliche Trassen sollen dargestellt werden, zwei Vorzugsvarianten näher untersucht werden: Welches Seilbahnsystem kommt in Frage, wo stehen die Stützen, wo werden Stationen gebaut, was kosten Investition, Betrieb und Wartung? Für die dann vorgeschlagene „finale“ Trasse würden auch Verfahrens- und Bauzeiten sowie die Finanzierung untersucht. Die Kreisverwaltung beziffert die Kosten einer solchen Konzeptstudie auf 70.000 Euro.

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Die nächsten Planungsschritte stehen an, wenn die Studie positiv ausfällt und der Kreistag dem Projekt zustimmt: eine bauliche Machbarkeitsstudie, eine ökologische Begleitplanung, die Untersuchung der Auswirkungen auf Luftreinhaltung, Schall- und Sichtschutz und durch Schattenwurf. Thema sollten auch „Akzeptanzaspekte“ sein. „Mit Blick auf die Erfahrungen in Wuppertal, wo es Bürgerinitiativen sowohl gegen als auch für das Seilbahnprojekt gibt, ist diese Fragestellung in einer vertieften Planung ebenfalls zu berücksichtigen.“