Siegen/Freudenberg. . Ein Mitarbeiter eines Subunternehmens unterschlug 23 Briefe. Im Logistikzentrum in Freudenberg wurde er von Kontrolleuren der Post erwischt.

Nachdem er seine Arbeit erledigt hatte, wurde eine Plastiktüte mit 23 Briefen in seinem Transporter entdeckt. Doch der ehemalige Mitarbeiter eines Subunternehmens der Deutschen Post, der vor genau einem Jahr im Logistikzentrum in Freudenberg seine letzte Schicht absolvierte, will die Unterschlagung nicht zugeben – weder damals, als er von Kontrolleuren der Post ertappt wurde, noch am Mittwoch vorm Amtsgericht Siegen.

Angeklagter weist die Schuld von sich

Er sei geleimt worden. Und zwar von einem Arbeitskollegen. Vor Gericht weiß der Angeklagte (30), für den eine Dolmetscherin vom Rumänischen ins Deutsche übersetzt, zwar nicht viel von diesem ehemaligen Kollegen. Nicht mal seinen Namen kennt er. Aber für ihn steht fest: Während des Ausladens der Briefsendungen in Freudenberg habe der Mann ihm geholfen und dann die Tüte mit den 23 Briefen in einem Fach über dem Führerhaus seines Transporters versteckt.

„Ich kann es mir nicht anders erklären. Ich hatte nie Probleme auf der Arbeit“, sagt der Beschuldigte. Die Richterin glaubt dem jungen Mann nicht – und verurteilt ihn wegen des Verstoßes gegen das Postgeheimnis sowie Unterschlagung zu einer saftigen Geldstrafe von 3250 Euro. „Sie haben die Briefe ganz bewusst zur Vorbereitung eines Diebstahls separiert. Die Geschichte, die Sie hier heute erzählt haben, ist nach Ansicht des Gerichts erfunden“, so die Amtsrichterin.

Täter wird auf frischer Tat ertappt

Beschäftigt ist der Täter bei dem Subunternehmen nicht mehr – er wurde sofort entlassen, nachdem er ertappt wurde. „Die haben mich rausgeworfen. Ich warte bis heute noch auf mein Gehalt“, schimpft er vor Gericht. Der 30-Jährige war dafür zuständig, Briefsendungen von Postfilialen sowie aus Briefkästen zum Logistikzentrum Freudenberg zu transportieren.

Vermisste Post

Anfang des Jahres wurde bekannt, dass viele Briefe und Pakete nicht bei ihren Adressaten ankamen. Nach unserer Berichterstattung über den Verdacht, dass Post-Mitarbeiter Sendungen geöffnet und gestohlen haben, erreichten die Redaktion zahlreiche Hinweise von Betroffenen aus der gesamten Region.

Die Schilderungen ähnelten sich dahingehend, dass Nachforschungsaufträge meist ergebnislos blieben – und dass Erstattungen der vermissten Sendungen unter Verweis auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen nicht möglich seien. Zudem sei die Kommunikation mit der Post schwierig gewesen.

Zwei Sicherheitsbeauftragte der Deutschen Post beobachteten den Mitarbeiter des Subunternehmens. Sie hatten präparierte Sendungen in Briefkästen geworfen – unter anderem am Lindenplatz in Wilnsdorf – und den 30-Jährigen beobachtet, weil sich Kunden telefonisch über vermisste Sendungen beschwert hatten. „Nachdem er die Briefe in den Sprinter geladen hat, war er ungewöhnlich lange im Laderaum“, sagt ein Sicherheitsbeauftragter der Post. Im Logistikzentrum beobachteten die Kontrolleure ihn weiter, bis er seine Arbeit erledigt hatte. Der Transporter war leer – bis auf die versteckte Tüte mit den 23 Briefen.

Nicht die einzige Anzeige

Und was war nun mit dem ominösen Arbeitskollegen? Die Kontrolleure haben während ihrer Observation niemanden gesehen, der dem Angeklagten beim Entladen geholfen haben könnte. „Das wäre auch ungewöhnlich“, sagt einer der Post-Mitarbeiter. Doch er wisse, wen der Angeklagte meine, sagt er der Richterin – und fast beiläufig erwähnt er, dass die Post gegen die beiden Mitarbeiter des Subunternehmens wegen eines ähnlichen Vorfalls Anzeige bei der Polizei erstattet hatten. Die Richterin ist überrascht. „Das hat man bei der Polizei wohl nicht verknüpft“, merkt sie an.

Deutsche Post trennt sich von Subunternehmen

Die Deutsche Post arbeitet übrigens nicht mehr mit dem Subunternehmen mit Sitz in Kreuztal zusammen. Die Trennung sei „ein juristischer Prozess, der aktuell im Gang ist“, teilte eine Sprecherin des Logistikkonzerns auf Anfrage dieser Redaktion mit. Ob es noch mehr Probleme mit dem Subunternehmen gegeben habe, wollte die Pressesprecherin nicht beantworten. „Grundsätzlich äußern wir uns nicht im Detail zu vertraglichen Beziehungen mit Service-Partnern“, heißt es.