Hilchenbach. Gebrüder-Busch-Kreis fordert personelle Verstärkung. Kritik an Situation in Archiv und Bücherei.
Die Stadt Hilchenbach lässt sich von externen Fachleuten ein Kulturkonzept erstellen. „Es ist wichtig, den Blick von außen zu bekommen“, sagte Bürgermeister Holger Menzel im Kulturausschuss, „vielleicht sind wir auf dem falschen Weg, vielleicht kommen ganz neue Ideen.“ Kritik, das Thema zu spät anzugehen und zu wenig für das inhaltliche Konzept des Kulturellen Marktplatzes Dahlbruch zu tun, wies Menzel mehrfach zurück. Die Menschen seien weder durch Konzepte noch durch Visualisierungen zu gewinnen. „Das Beste, ein Konzept zum Leben zu erwecken, sind Bagger und Kräne.“
Der Kulturelle Marktplatz
In den letzten Wochen war der Band-Probenraum Thema geworden, den der Bauausschuss im vorigen Jahr aus dem Bauprogramm für den Kulturellen Marktplatz gestrichen hatte. Zuletzt ging es auch um das Jugendcafé, das für sich im neuen Haus der Alltagskultur keinen Platz findet – Martin Born (fraktionslos) hatte daher im Rat das Haus ErnA als weiteren Standort ins Gespräch gebracht. Fachbereichsleiter Hans-Jürgen Klein warb dafür, Probenräume „möglichst nah am Kulturellen Marktplatz“ vorzusehen. Schließlich sollen dort auch Veranstaltungen und Programme entwickelt werden können, die auf den Bühnen präsentiert werden. Der Neubau biete „multifunktional nutzbare Räume“, sagte Bürgermeister Menzel. Der Weg, den die Stadt gehe, sei „genau richtig“. Möglichkeiten, im laufenden Genehmigungsverfahren Änderungen am Bauantrag vorzunehmen, sieht Menzel nicht: „Sonst haben wir den Berliner Flughafen in Dahlbruch.“
Das Personal
Die Diskussion über die inhaltliche Ausgestaltung des Kulturellen Marktplatzes entwickelt sich zu einer Debatte über die Ausrichtung der gesamtstädtischen Kulturarbeit und über das Nebeneinander von Stadtverwaltung und Gebrüder-Busch-Kreis, für den die Stadt das Personal stellt. „Wir brauchen dringend personelle Unterstützung“, sagte Dörthe Müller, eine der beiden neuen Geschäftsführerinnen der Kulturgemeinde, die „Kulturverein für die Bürger“ sein will.
Gebrüder-Busch-Kreis beantragt Fördermittel
Zur Finanzierung des Kulturkonzepts bemüht sich die Stadt um Fördermittel aus dem Landesprogramm „Dritte Orte“. Bis zu 80 Prozent der Kosten, höchstens 50.000 Euro sind zu erwarten.
Das Budget reiche allerdings nur für 15 Projekte, sagte Busch-Kreis-Vorsitzender Olaf Kemper, „und wir sind schon sehr spät.“ Am 30. April verstreicht die Antragsfrist. Der Kulturausschuss sprach sich dafür aus, dass der Busch-Kreis und nicht die Stadt den Förderantrag stellt.
Der Verein müsse „gehegt und gepflegt werden“, forderte Olaf Kemper (CDU), Vorsitzender des Gebrüder-Busch-Kreises. Er forderte Bürgermeister Menzel auf, den für die Kultur zuständigen Fachbereich Bürgerdienste „so auszustatten, dass wir zuverlässig arbeiten können“. Die Stadt verlöre gerade ihren neuen Archivar, die Bücherei sei personell unterbesetzt – „wir vernachlässigen unsere Basis.“ Fachbereichsleiter Hans-Jürgen Klein bestätigte die Schilderung der prekären Situation: Das Busch-Kreis-Team müsse sich nicht nur um 40 Veranstaltungen im Jahr, sondern auch um Museum und Heimatpflege kümmern. Eine konzeptionelle Arbeit für den Kulturellen Marktplatz sei „unter diesen Rahmenbedingungen schwer zu leisten.“ Olaf Kemper: „Mir war von Anfang an klar, dass das nicht gut gehen konnte.“ Claudia König (Linke) regte an, die Geschäftsführerinnen des Busch-Kreises zu entlasten und sie von allen anderen Rathaus-Aufgaben zu entbinden.
Die Inhalte
„Das beste Angebot nützt nichts, wenn die Resonanz nicht entsprechend ist“, sagte Ulrich Bensberg (UWG). Er sei gelegentlich ebenso „erschüttert“, pflichtete Olaf Kemper bei. Der CDU-Stadtverordnete ist seit einem Jahr Vorsitzender des Gebrüder-Busch-Kreises. Musiker der „Champions League“ kämen nach Hilchenbach. Kemper nannte den Brüder-Busch-Preis: „Die Leute sind stolz, wenn sie bei uns spielen können. Das sind kommende Weltstars.“ Das Kulturangebot „weiter, breiter aufstellen“ – das müsse ein Ziel sein, um die „massiven Zuschauereinbrüche“ im „Übergangsjahr“ nach dem Wechsel in Geschäftsführung und Vorstand zu überwinden. Kemper betonte die Bedeutung des Sponsorings von Unternehmen und Privaten. Die Stadt selbst leiste zum Programm einen Zuschuss von 10.000 Euro: „Ein Witz.“
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Fachbereichsleiter Hans-Jürgen Klein warb dafür, externe Fachleute einzubinden – nicht nur für den Kulturellen Marktplatz. „Mir schwebt auch vor, etwas aus der Wilhelmsburg zu machen“. Die könne eine tragende Rolle spielen, wenn die Belebung des Marktplatzes zum Thema werde. Marianne Feindler-Jungbluth (FDP) forderte, personelle Voraussetzungen zu schaffen, „damit das Konzept überhaupt umgesetzt werden kann“. Ohne mehr Personal, so Annette Czarski-Nüs (Grüne), „sehe ich das kritisch“.
Er sei „skeptisch, dass Externe uns etwas großartig Neues erzählen“, wandte Dr. Tim Bernshausen (SPD) ein. Fachleute könnten sich immerhin zu Fragen von Marketing und Außendarstellung äußern, antwortete Vorsitzender Andreas Bolduan (UWG). Lukas Debus (SPD) regte an, dass die Verwaltung ihren Mehrbedarf darlege: „Zum Glück ist der Kämmerer heute nicht da.“ Ohne Konzept, so Bürgermeister Menzel, werden keine Fördermittel fließen, ohne die nichts laufen werde: „Kultur ist eine freiwillige Leistung“ – und die, das sprach Menzel allerdings nicht aus, wird immer zuerst Opfer des Rotstifts.
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