Hilchenbach. . Jugendlich sind frustriert über Planung für Kulturellen Marktplatz. Martin Born schlägt im Hilchenbacher Rat eine Alternative vor.
Haus ErnA soll Jugendbildungs- und Begegnungsstätte werden. Das hat der Grunder Ortsvorsteher und fraktionslose Stadtverordnete Martin Born vorgeschlagen. Bei vielen Stimmenthaltungen ist der Rat einstimmig dem Antrag gefolgt, die Vorbereitungen für Verkauf und Abriss des ehemaligen Schulgebäudes zu stoppen und alle Fachausschüsse mit dem Thema zu befassen.
Der Vorschlag
„Der Bürgermeister hielt das für einen Aprilscherz“, berichtet Born, „ich würde das gern genauso sehen.“ Im Rat entfaltet Born dann allerdings das Szenario von „konzeptionellen und planerischen Fehlern“ beim Kulturellen Marktplatz. Dort, ins neue Haus der Alltagskultur mit der Mehrzweckhalle als Obergeschoss, soll das Jugendcafé No Limits wieder einziehen: „Ein steriler Raum ohne eigene Gestaltungsmöglichkeiten durch die Jugendlichen.“ Denn den Raum, der für Bühnenveranstaltungen nicht geeignet sei, sollen sie sich mit anderen Nutzern teilen. Für den Band-Probenraum, der auch Teil des Konzepts für den Kulturellen Marktplatz war, wird inzwischen als Alternative ein Container im Außenbereich genannt. Der Standort für eine Übergangslösung für die im Sommer beginnende Bauzeit sei auch noch nicht bekannt, sagt Born: „Die Jugendlichen sind frustriert, sie werden einen anderen Platz für ihre Aktivitäten brauchen.“ Und: „Ein wenig selbstkritisch müssen wir uns eingestehen, wir haben uns zu sehr darauf verlassen, dass alles schon irgendwie läuft“.
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Haus ErnA — nach der Adresse Ernst-August-Platz 1 — könne Kinder- und Jugendtreff werden, Tanzsaal und Ort für Junge Musik. Dort könnten zum Beispiel auch Theaterprojekte entstehen, die auf den Bühnen des Kulturellen Marktplatzes aufgeführt werden. Zur Finanzierung schlägt Born vor, Räume für eine Kinderarzt-, Kinder- und Jugendpsychiatrie-Praxis oder eine Ergotherapiepraxis für Kinder und Jugendliche zu vermieten. Dann würde die Begegnungsstätte zugleich ein Versorgungszentrum. Aktuell bereitet die Verwaltung den Verkauf des Geländes der ehemaligen Hauptschule vor. Das hatte der Rat schon vor einigen Jahren beschlossen — dazwischen kam dann die starke Fluchtbewegung, in deren Folge das Schulgebäude als Notunterkunft benötigt wurde
Die Diskussion
Baudezernent Michael Kleber zeigte sich überrascht von der Diskussion, die vor einigen Wochen begonnen hatte, als der bereits 2018 vom Bauausschuss bestätigte Verzicht auf einen Band-Probenraum in Frage gestellt wurde: „Für mich ist das erschreckend, wie man mit dem Thema umgeht.“ Im politischen Raum werde die Dimension des Sieben-Millionen-Euro-Projekts „krass unterschätzt“. Für Bürgermeister Holger Menzel steht fest, dass das „No Limits“ seinen Platz am Kulturellen Marktplatz bekommt: „Für uns ist das klar“, sagte Menzel im Gespräch mit dieser Zeitung über den Planungsstand.
André Jung (CDU) warnte davor, den Kulturellen Marktplatz teurer zu machen: „Wir haben uns einen Rahmen gesteckt, in dem wir uns bewegen wollen.“ Michael Stötzel (SPD) sah keinen Anlass, die Diskussion über die Nutzung von Räumen zu eröffnen. Zuerst werde die Turnhalle gebaut, „dafür braucht der Turnverein kein Nutzungskonzept“. Die Stadt verfüge über „zwei exzellent gut geführte Jugendtreffs“, das von Martin Born vorgeschlagene Projekt im Haus ErnA „können wir gar nicht schultern“. Stötzel beantragte allerdings, für Band-Probenräume noch Alternativen zur Containerlösung auf dem Kulturellen Marktplatz zu suchen. Denkbar sei der Keller in der Florenburgschule, in der — vor dem Umzug in den Gerberpark – der Jugendtreff Underground zu Hause war. Diesen Suchauftrag beschloss der Rat bei fünf Gegenstimmen. „Gar nicht so verkehrt“ nannte Andreas Bolduan (UWG) die Initiative von Martin Born: „Die Berücksichtigung der Jugend ist wichtig.“ In seiner Haushaltsrede kündigte Dr. Peter Neuhaus (Grüne) an, seine Fraktion werde 2020 die Einstellung eines dritten Jugendpflegers fordern. „Die Debatte möchte ich anstoßen.“