Siegen. . Bevor für „Rund um den Siegberg“ der Schlosspark erweitert werden kann, wird das Bodendenkmal untersucht – die ersten Gräber sind gefunden.

Langsam wird „Rund um den Siegberg“ sichtbarer im Stadtbild: Um die Schlossparkerweiterung vorzubereiten, haben archäologische Voruntersuchungen auf dem Gelände der früheren Jugendherberge (Haingarten) begonnen. Hier lag früher ein Friedhof, und bevor an dieser Stelle unter anderem ein Spielplatz entsteht (siehe Infobox), muss der Untergrund auf Bodendenkmäler hin untersucht werden.

Die Pläne für den Park

Der Siegerentwurf des Ateliers Loidl sieht vor, dass die historische Ausdehnung der Parkanlage wiederhergestellt werden soll: Die stark terrassierte Fläche wird angeglichen und mit dem bestehenden Hasengarten-Teil des Schlossparks zu einer Gesamtfläche gestaltet. Zentral ist ein großer Kinderspielbereich, es soll eine Liegewiese und Freiflächen geben.

Die Baumaßnahme

„In den vergangenen Jahren haben wir viel geplant“, sagt Siegens Stadtbaurat Henrik Schumann – jetzt wird es konkreter. Zwar fallen die Ausgrabungen noch nicht unter die tatsächlichen Baumaßnahmen, sondern bereiten die Erweiterungsfläche darauf vor. Aber wenn das erledigt ist, sollen noch dieses Jahr die Bagger ein weiteres Mal anrücken – und dann, um zu bauen.

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Die Geschichte

Vor 1605 lag dieser Bereich zwischen Musikpavillon und Hainpforte (siehe Karte) vor den Toren der Stadt Siegen. Weil sich in dieser Zeit die Waffentechnik weiterentwickelte, waren neue Verteidigungsanlagen nötig, um gegen Belagerung und Kanonenschüsse besser gewappnet zu sein, erklärt Eva Cichy von der Archäologie-Abteilung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL), Außenstelle Olpe. Die ursprüngliche Stadtmauer, heute zwischen Mauer- und Höhstraße, lag damals am Hang des Siegbergs, der zur Besiedlung oder andere Zwecke nicht geeignet war – zu steil. Die neuen Wehranlagen wurden im 17. Jahrhundert ein Stück hangabwärts errichtet und das Gelände zwischen neuer Bastion und alter Mauer nach und nach aufgefüllt.

1905 war der Bereich noch als alter Friedhof kartiert. In den 1950er Jahren entstand dann die Jugendherberge an dieser Stelle.
1905 war der Bereich noch als alter Friedhof kartiert. In den 1950er Jahren entstand dann die Jugendherberge an dieser Stelle. © Hendrik Schulz

1842 wurde dann auf dieser Fläche ein Friedhof angelegt; 1905 war der Bereich bereits als „alter Friedhof“ kartiert und wohl nicht mehr als solcher genutzt. Bis zum Bau der Jugendherberge in den 1950er Jahren war die Fläche mehr oder weniger ungenutzt. Im unteren Bereich allerdings stießen die Archäologen auf Reste einer Schlackenhalde und eines Verhüttungsplatzes aus der Zeit vor dem Befestigungsbau – „ein Relikt des Bergbaus – im Stadtkern wurde Erz verarbeitet“, sagt Eva Cichy. Weil dabei viel Sediment anfiel, wurde auch damit der Bereich oberhalb der neuen Bastion nach und nach verfüllt, vermutet Thies Evers, Grabungsleiter der Firma Eggenstein Exca. Wie alt die Schlackenreste sind, welche Metalle hier verarbeitet wurden, wird LWL-Experte Dr. Manuel Zeiler untersuchen.

Grabungsleiter Thies Evers mit Tonscherben aus dem Gräberfeld.
Grabungsleiter Thies Evers mit Tonscherben aus dem Gräberfeld. © Hendrik Schulz

Die Grabungen

Gemeinsam mit den Planern und der Firma Eggenstein Exca prüften die Archäologen zunächst, wo Bodenuntersuchungen auf dem Areal sinnvoll sein könnten – die Bäume haben Bestandsschutz. „Wir sind die Fläche abgegangen und haben kleinere Schürfungen durchgeführt, um Einblicke in den Untergrund zu bekommen“, erklärt Dr. Eva Cichy. Sechs größere Felder wurden daraufhin identifiziert, die nun aufgebaggert und untersucht werden – immer nur so weit, wie es die späteren Eingriffe bei den Bauarbeiten erfordern. Im Bereich des Spielplatzes etwa stießen Thies Evers und seine Leute auf Gräber – die sie aber nicht öffnen werden. Denn tiefer muss für die Spielplatzfundamente nicht gegraben werden.

In der Baugrube der früheren Jugendherberge finden Thies Evers und seine Leute Gräber – erkennbar sind rechteckige Flächen aus grobem Schotter.
In der Baugrube der früheren Jugendherberge finden Thies Evers und seine Leute Gräber – erkennbar sind rechteckige Flächen aus grobem Schotter. © Hendrik Schulz

Dort stand bis 2016 das Jugendherbergsgebäude: Im lockeren Untergrund sind rechteckige Flächen aus grobem Schutt erkennbar, damit wurden die Gräber aufgefüllt. Keramikscherben und Pfeifenstiele, typisch für das 17. und 18. Jahrhundert, haben sie schon entdeckt – spektakulärer dürfte es kaum werden. Ab 1842 gab es keine extravagante Bestattungskultur mit reichen Grabbeigaben – aber was im Boden schützenswert ist, entscheiden die Archäologen.

„Wir stehen noch ganz am Anfang“, sagt der Grabungsleiter, „über Lage und Ausmaße des alten Friedhofs können wir noch nicht viel sagen.“ Gemeinsam mit den Archäologen werden die Funde untersucht und es wird gegebenenfalls entschieden, ob weitere, detailliertere Sondierungen durchgeführt werden müssen. Bis dahin werden die Gräber eingemessen, fotografiert und wieder verfüllt.