Siegen. . Die Umweltabteilung prüft vor der Erweiterung des Schlossparks sämtliche Löcher in den 18 Bäumen auf mögliche Bewohner. Leere Höhlen versiegelt.

Der Schlosspark bleibt Fledermausland, vertrieben wird hier niemand. Aber rein kommt auch keiner mehr, zumindest nicht in die Bruthöhlen in den 18 Bäumen, die für die Erweiterung des Parks auf dem ehemaligen Gelände der Jugendherberge gefällt werden. Und für die es Ersatzpflanzungen gibt. Die Fledermäuse jedenfalls sind noch nicht auf der Suche nach Winterquartieren – und an 18 Bäumen im Schlosspark stehen sie ab sofort vor verschlossenen Türen.

Brutzeit heimischer Vogelarten beendet

Auch Vögel wurden bei der Bruthöhlen-Kontroll-Aktion nicht aus ihrem Zuhause vertrieben.

Die heimischen Vogelarten haben die Brutsaison hinter sich und benötigen keine sicheren Höhlen mehr.

Auch für Vögel wurden als Ersatz Nistkästen angebracht.

Dafür hat Dr. Martin Wiedemann von der städtischen Umweltabteilung der Stadt Siegen gesorgt. Wiedemann hat bereits die Fledermäuse, die unter der Siegplatte ihr Refugium bezogen hatten, umgesiedelt – im Vergleich dazu war die Baum-Aktion ziemlich einfach. Wiedemann musste nur die Türen zusperren. „Nur“. Auf der Plattform eines Hubsteigers schwebt Wiedemann durch die Baumwipfel und untersucht jeden der 18 Bäume auf Löcher.

Kein Tier soll getötet werden

Das dauert: Die Gehölze müssen rundherum abgesucht werden. Von unten ist manchmal nur ein Loch erkennbar, das wurde schon kontrolliert – von oben aber sind es plötzlich mehrere pro Baum. „Das sieht man erst, wenn man im Baum ist“, sagt Dr. Wiedemann. Dafür brauchen sie eben Zeit und die nehmen sie sich: Einmal von oben um den ganzen Baum herumfliegen. „Wir wollen sichergehen, dass wirklich kein einziges Tier getötet wird, wenn die Bäume gefällt werden“, sagt er. Diese Untersuchung wird übrigens bei jedem Baum, der irgendwo auf Siegener Stadtgebiet gefällt werden soll, durchgeführt.

18 Bäume insgesamt untersucht die städtische Umweltabteilung. Durchaus schwierig, mit dem Steiger alle Stellen zu erreichen.
18 Bäume insgesamt untersucht die städtische Umweltabteilung. Durchaus schwierig, mit dem Steiger alle Stellen zu erreichen. © Hendrik Schulz

Fledermäuse sind winzig. Sie passen in Höhlen, die mit einem Daumen schon gefüllt zu sein scheinen – und dann kann Wiedemann sein Endoskop bis zu 30 Zentimetern hineinschieben. An einem abgesägten Ast zum Beispiel ist Feuchtigkeit in die Schnittstelle eingedrungen, das Holz faulte, der Specht zimmerte noch weiter daran herum – aber eine Bruthöhle ist es nicht.

Schweres Gerät auf schmalen Wegen

Weiter zum nächsten Loch. Das ist leer, das zeigt die eingehende Untersuchung, also wird Bauschaum hineingespritzt. Hier ist Schicht im Schacht, kein Winterschlaf mehr. Bauschaum im Schlossparkbaum – naja, sie werden ja ohnehin gefällt.

Die Untersuchung: „Rein prophylaktisch“, erklärt Wiedemann: Aus Artenschutzgründen soll sichergestellt werden, dass auch wirklich kein Tier durch die Fällaktion Schaden nimmt, da ist die Umweltabteilung penibel. Fledermäuse nutzen die Bruthöhlen durchaus auch für mehrere Winter, während des Sommers benötigen sie diese Rückzugsorte aber nicht.

Nist- und Brutkästen als Ersatz

Penibel müssen die Mitarbeiter auch mit dem Hubkran umgehen. Die Bäume sind durchaus von beachtlicher Höhe. Die Wege in diesem Bereich sind aber eher schmal – mit den Kaventsmännern unter den Hubsteigern ist hier kaum durchzukommen. Nachteil der kleineren Maschinen: Sie haben weniger Kraft. Mehrmals muss die Sondierung unterbrochen, der Standort verlagert werden, weil zwei Männer für den voll ausgefahrenen Ausleger zu schwer sind.

Die Umweltabteilung hat aber schon an den Bäumen, die nicht gefällt werden, Nistkästen angebracht. Fledermäuse dürfen grundsätzlich gern im Schlosspark siedeln.

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