Wilnsdorf. . Auch die Erweiterung des Gewerbegebietes Auf der Struth wird nun für Regionalplan vorgeschlagen. Misstöne bei Grünen nach Votum für Kalteiche.
Fünf „Suchräume“ für neue Gewerbegebiete schickt die Gemeinde Wilnsdorf ins Rennen für den neuen Regionalplan: drei von vier, die das Kölner Planungsbüro Dr. Jansen im Auftrag der IHK ausfindig gemacht hat, und zwei, die Verwaltung und Politik zusätzlich ins Spiel gebracht haben. Das Votum von Bauausschuss und Wirtschaftsausschuss hat der Rat jetzt mit großer Mehrheit bei vier Gegenstimmen bestätigt. Neun Ratsmitglieder hatten sich für befangen erklärt: Sie haben Anteile an den Waldgenossenschaften Wilnsdorf, Rinsdorf, Oberdielfen, Wilgersdorf oder Rudersdorf, die über Flächen in den Suchräumen verfügen. Weiterhin außen vor bleibt die von den Gutachtern vorgeschlagene Fläche „Auf’m Esel“ in Wilden/Rinsdorf, die an das Gewerbegebiet Wilden-Nord anbindet.
Die Suchräume
Das sind die fünf Suchräume:
Lehnscheid VII, autobahnnah und angrenzend an Lehnscheid III. Auch in der Bewertung der Gemeindeverwaltung ganz oben, weil diese 9 Hektar die — relativ besten — Genehmigungschancen haben: zwar Waldgebiet wie alle anderen Suchräume auch (weil es keine geeigneten Flächen außerhalb des Waldes gibt), aber „nur Nadelwald“ und mit Anbindung an ein vorhandenes Gebiet. Abstand zur Wohnbebauung in Wilnsdorf: 300 Meter. Ähnlich günstig wurde nur noch der „Esel“ bewertet.
An der Kühheide: 18,4 Hektar mit Autobahnanbindung, wiederum im Nadelwald, allerdings nicht mit einem vorhandenen Gewerbegebiet verbindbar. Nach dem Landesentwicklungsplan „ausnahmsweise“ zulässig, wenn es keine besseren Alternativen gibt. Dass aber Lehnscheid VI und Auf'm Esel „nach landesplanerischen Kriterien nicht umsetzbar wären“, so die Verwaltung in ihrer Vorlage, sei „aktuell nicht erkennbar“. Abstand zur Wohnbebauung in Wilnsdorf: 380 Meter (Höhwäldchen), in Oberdielfen: 280 Meter.
Höhwäldchen: 20,5 Hektar. Für dieses Gebiet gilt dasselbe wie für die Kühheide. Abstand zur Wohnbebauung in Wilnsdorf: 370 Meter (Höhwäldchen) und 430 Meter (Schulzentrum).
Kalteiche: Anbindung an die Autobahn Haiger/Burbach über die B 54, Nadelwald ohne Verbindung zu vorhandenen Gewerbegebieten – auch dieses Gebiet ist nach den Vorgaben des Landesentwicklungsplans allenfalls dritte Wahl. Die Schutzwürdigkeit, so lässt die Verwaltung in ihrer Vorlage durchblicken, könnte aber durch die „räumliche Vorbelastung durch die Windkraftanlagen auf den Gebieten der Gemeinde Wilnsdorf, der Gemeinde Burbach und der Stadt Haiger“ verringert sein. Mit der Größe von 40 Hektar biete sich das Gebiet auch für eine interkommunale Zusammenarbeit an. Abstand zur Wohnbebauung in Wilgersdorf: 800 Meter, in Wilnsdorf: 1350 Meter (Wohngebiet Sealegrow).
Auf der Struth 2: Von dieser Erweiterung des vorhandenen Gewerbegebiets im Bereich Rudersdorf/Anzhausen hatte die Verwaltung ursprünglich abgeraten. Die Erschließung würde zu teuer, weil entweder die Bahn überbrückt oder eine lange Straßenschleife gebaut werden müsste. Fachbereichsleiter Martin Klöckner schlug vor, den bisher auf 15 Hektar begrenzten Suchraum in den Laubwald bis an die L 722 heran zu erweitern.
Die Debatte
Stephan Hoffmann (CDU) warb für einen „möglichst einmütigen Beschluss“ – aus diesem Grund verzichte seine Fraktion auch auf den Esel, der für ein Gewerbegebiet „gut geeignet wäre“.
„Viele grüne Daumen nach oben“ wünschte Hannes Gieseler (SPD) dem Wilnsdorfer Vorschlagspaket bei der Bezirksregierung, „damit wir ordentliche Auswahlmöglichkeiten haben“. Wilnsdorf sei auf neue Gewerbeflächen angewiesen, „damit wir genügend Arbeitsplätze anbieten können — nur so können wir der Landflucht entgegenwirken.“
Er sei „froh, dass wir diesen Weg eingeschlagen haben“, sagte auch Andreas Klein (BfW/FDP).
Michael Plügge (SPD) blieb – wie im Wirtschaftsausschuss – dabei: Akzeptabel sei nur die Lehnscheid VII, „für alle anderen Gebiete würde Wald abgeholzt“.
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Dr. Henning von Puttkamer (Grüne) stimmte wegen der Einbeziehung der Kalteiche ausdrücklich gegen den Beschlussvorschlag, „auch wenn er von meiner Fraktion kommt — weitere Konsequenzen behalte ich mir vor“. Den Vorschlag mit den fünf Suchräumen einschließlich der Kalteiche hatte der bisherige Grünen-Fraktionschef Ekkehard Blume am Mittwoch in der Sondersitzung der Ausschüsse eingebracht. In der Ratssitzung wurde mitgeteilt, dass Blume dieses Amt nicht mehr wahrnimmt und bereits zum 1. Januar Ulrike Damier seine Nachfolge angetreten hat.
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