Hilchenbach. Peter Neuhaus regt Gedanken über eine Neubesetzung des Bürgermeister-Amtes im nächsten Jahr an. Kritik an Amtsinhaber Holger Menzel.
Der Sprecher von Stadtverband und Ratsfraktion der Hilchenbacher Grünen eröffnet das Rennen um den Chefposten im Rathaus. „Ich wünsche mir, dass wir jetzt in Gespräche und Überlegungen gehen“, sagt Dr. Peter Neuhaus, „wir haben jetzt ein Jahr Zeit, um uns Klarheit zu verschaffen.“ Spätestens dann soll die Kandidatur für die Bürgermeisterwahl im September 2020 stehen.
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Dr. Neuhaus versteht seinen Vorschlag als Einladung, „den Diskurs zu führen, so breit es geht“. Die Grünen seien als starke Kraft im Rat dazu berechtigt: „Es steht uns gut zu Gesicht, die Debatte über die politische Führung unserer Stadt aufzumachen.“ Dabei sei es nicht das Ziel der Grünen, „auf Ämter loszugehen und Führungsaufgaben anzustreben“. Die Grünen hätten das Selbstverständnis als „so was wie Pfadfinder oder Pioniere im Gelände unserer Stadt“, sagt Dr. Peter Neuhaus, „dazu braucht es eine gewisse Beinfreiheit.“
Was erwartet Dr. Neuhaus von einer neuen Bürgermeisterin?
Eine Frau soll an die Spitze. „Es täte unserer Stadt gut, wenn mal jemand mit dem Netz statt mit dem Schwert unterwegs ist und Menschen und Ideen einfängt“, sagt Dr. Neuhaus. „Das Erste und Wichtigste ist Interesse.“ Die Rathauschefin solle moderieren und inspirieren, „rausgehen und neugierig sein“. Die Position kenne weder einen Acht-Stunden-Tag noch eine 40-Stunden-Woche. „Ein guter Bürgermeister ist wie ein guter Pfarrer“, sagt der Grünen-Sprecher, der selbst studierter katholischer Theologe ist.
Was soll eine Bürgermeisterin anders machen?
„Die Verwaltung stark und konsequent führen“, fordert Dr. Neuhaus, der das derzeit vermisst: bei der Beinahe-Absage des Musikfests, beim erst durch den Rat vereitelten Verkauf der alten Helberhäuser Schule.
„Solche Vorschläge darf man nicht durchgehen lassen.“ In der Hilchenbacher Stadtverwaltung quelle „Frust, Führungslosigkeit und Lethargie aus allen Nähten“.
Welche Themen stehen an?
Dr. Neuhaus nennt den Marktplatz, der „endlich ein Marktplatz mit hoher Aufenthalts- und Lebensqualität“ werden müsse. Und die Energie- und Klimakommune: „Statt die Stelle der Klimamanagerin selbst zu stornieren, hätte ich mir die Nächte um die Ohren geschlagen und die Finger an den Türen bei übergeordneten Stellen wund geklopft.“ Nötig sei auch eine dritte Stelle für die Jugendpflege: „Damit steht und fällt eine gute Zukunft.“
2004 haben die Grünen zusammen mit UWG und FDP Hans-Peter Hasenstab mit Erfolg unterstützt, 2015 Holger Menzel. Ist das jetzt vorbei?
„Das ist richtig“, antwortet Dr. Neuhaus auf die Feststellung, dass es anscheinend keinen Automatismus gebe, dass die Grünen eine Wiederwahl von Holger Menzel unterstützen. „Das heißt nicht, dass der Faden schon gerissen ist.“ Tatsächlich kritisiert der Grünen-Fraktionschef den Bürgermeister in den letzten Monaten verstärkt auch öffentlich.
Haben die Grünen eine Kandidatin oder einen Kandidaten im Auge?
„Es gibt niemanden in Hilchenbach, dem ich jetzt eine Postkarte schicken würde“, sagt Dr. Neuhaus und lässt damit die Vorliebe für eine auswärtige Bewerbung durchblicken. Die politische Farbe sei „völlig sekundär“. Parteilosigkeit ist für den Grünen-Sprecher allerdings kein Kriterium mehr. Weil damit zu oft die Geringschätzung von Politik und Parteien einhergehe, „geht mir das Wort ,unabhängig’ nur sehr schwer über die Lippen – das will ich kein drittes Mal haben.“
2015 fast zwei Drittel für Holger Menzel
Bei der Ratswahl 2014 wurde die SPD mit 37,8 Prozent stärkste Partei vor CDU (20,5) und UWG (20,3). Die Grünen bekamen 11,2, die FDP 7,9 Prozent.
Die Bürgermeisterwahl 2015 gewann der parteilose Holger Menzel mit 63,2 Prozent gegen Sven Wengenroth (SPD, heute Linke) mit 36,8 Prozent.
Wünschenswert sei es, ehrenamtliche Politik als „Talentschuppen“ zu verstehen, der ein „riesiges Potenzial“ berge. Amtsinhaber Menzel nutze diese Chance nicht, Vorgänger Hasenstab habe die Politik geradezu „verachtet“.
Will der Grünen-Chef selbst Bürgermeister werden?
„Ich bin mir bewusst, streitbar zu sein und sicher auch umstritten in der öffentlichen Wahrnehmung“, antwortet Dr. Peter Neuhaus. Und: „Ich glaube, dass ich Kommunalpolitik ganz gut kann. Aber was ich nicht kann, ist Verwaltung.“ Also: Nein, Dr. Peter Neuhaus wird kein Kandidat.
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