Siegen. . Acht Millionen Euro investiert die Stadt Siegen insgesamt, um aus einem „störenden Betonklotz“ eine grüne Mitte für die Bürger zu machen.
Ein „städtebaulicher Fremdkörper“ soll verschwinden, der historische Herrengarten den Namen wieder zu Recht tragen, ein grüner Garten für die Bürger werden: Bürgermeister Steffen Mues hat am Mittwoch die Siegerentwürfe des freiraumplanerischen Wettbewerbs ausgezeichnet. Acht Millionen Euro investiert die Stadt Siegen insgesamt in das Projekt: Kauf, Abriss und Umgestaltung in direkter Nachbarschaft der Uferanlage. Die Ausstellung sämtlicher Einreichungen ist im Rathaus Siegen, Markt 2, bis Mitte Dezember zu sehen.
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Der Wettbewerb
Eine Art eierlegende Wollmilchsau soll der neue Herrengarten werden: Grüne Oase für Viele, Raum für Veranstaltungen, moderne Gestaltung, idealerweise Bezüge zum historischen Kontext, ein Platz für Aufenthalt und Kommunikation, Sicherheit vermittelnd, einladend. Solche Projekte und Anforderungen in einem Wettbewerb münden zu lassen, habe in Siegen inzwischen erfolgreiche Tradition, erinnerte Steffen Mues an „Siegen zu neuen Ufern“ und „Rund um den Siegberg“. Hier knüpfe der Herrengarten an, der nicht nur den optisch störenden und immer leerer stehenden „Betonklotz“ am Siegufer verschwinden lasse, sondern auch in einer Reihe mit erfolgreich umgesetzten Städtebau-Vorhaben stehe, die Siegen in Düsseldorf und Arnsberg Ansehen und Kredit verschafft hätten – „keiner hätte damit gerechnet, dass wir für den Herrengarten Landesförderung bekommen“, so Mues. „Siegen hat die Reputation, solche Projekte auch umzusetzen“, daran ändere auch die Rückstufung der Fissmer-Anlage nichts. „Das Thema ist nach wie vor nicht vom Tisch“, so Mues.
Die Siegerentwürfe
Erster Platz: Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden. Till Rehwaldt, auch Präsident des Bunds Deutscher Landschaftsarchitekten, fand die Aufgabe überschaubar, gleichzeitig herausfordernd: „Leben soll nicht durch Steine und Pflanzen entstehen, sondern durch Menschen. Je weniger wir vorgeben, desto vielfältiger kann die Fläche genutzt werden.“ Er stellt das Motiv des Gartens ins Zentrum des Entwurfs, auch „weil Siegen eine grüne Mitte, ein grünes Herz fehlt“. Das könne der Herrengarten sein, gerade im Kontrast zum steinernen Siegufer.
Weil die innerstädtische Fläche stark genutzt werde, soll sie vor zu viel Durchquerung geschützt werden: Wege führen außen herum, die zentrale Wiese umsäumt eine variierende Kante, die sich wie eine „Stein-Schlange“ darum legt, Höhe und Breite wechselt, mal Sitzfläche, mal Mini-Bühne, mal Durchgang ist und „schützt“ so das grüne Herz vor der Entstehung von Trampelpfaden. Ein Garten sei auch immer umgrenzter Raum, sagt Rehwaldt. Auch der Baumbestand wird so geschützt: Die Kante passt sich dem an, kein Gewächs muss weichen, auch wenn eine andere Anordnung der Bäume vielleicht besser wäre. Ergänzt wird der Garten um eine Wasserspielfläche und Deko-Elemente mit dem Motiv Granatapfel – die Frucht des biblischen Paradiesgartens Eden.
Zweiter Platz: Büro Bierbaum Aichele, Frankfurt/Main. Sie nahmen sich die historische Nutzung des Herrengartens zum Vorbild: Die Bleichwiese, auf der Tücher gewässert und in die Sonne gelegt wurden, um sie zu weißen. Sonnensegel, „schwebende Tücher“ greifen das auf, schatten einen kleinen Platz ab. „Uns war es wichtig, die Wegeverbindungen aufzugreifen“, so Planer Konrad Deines. Flächen und Straßen entlang der Knappschaft und als Verlängerung der Fürst-Johann-Moritz-Straße umgeben großzügig eine zentrale Wiese.
Der Zeitplan
Jetzt beginnen die Verhandlungen mit den Erstplatzierten. Die Jury empfahl die Umsetzung des Siegerentwurfs, aber das ist kein Muss. Es gelte Aspekte wie die Finanzen zu beachten, so der Bürgermeister. Der Bau soll 2020 beginnen.