Netphen. . Kinder des Reitvereins protestieren gegen Standortvorschlag der Verwaltung und werden gehört. Rat bestätigt Entscheidung von 2016

Es steht ein Pferd auf dem Flur. Nein, die Kinder des Reitvereins Netphen haben kein echtes Pony mit dem Aufzug in den vierten Stock des Rathauses gebracht. Jede Menge Steckenpferde und Plüsch-Pferde sind aber mit von der Partie. Und Transparente: „Finger weg von unserer Wiese!“ Und: „Bitte nehmt uns nicht unseren Reitplatz weg!“ Im Ratssaal werden sie gehört: Für den Neubau der AWO-Sportkita auf einem Teil des vom Reitverein gepachteten Geländes zwischen Freizeitpark und Obernetpher Sporthalle findet sich keine Mehrheit. Der Rat bestätigt seinen schon 2016 gefassten Beschluss: Gebaut wird auf dem Parkplatz 1 des Freizeitparks auf der anderen Seite der Turnhalle.

Die Debatte

Von dem Vorhaben, das Thema — wie schon vor einem Monat – in der nicht öffentlichen Sitzung zu behandeln, nehmen Bürgermeister und Rat angesichts des großen Publikumsinteresses Abstand. Baudezernent Erwin Rahrbach verweist darauf, dass nur die beiden Standorte an der Obernetpher Turnhalle sofort zu realisieren seien. Für die drei anderen Alternativen müsste die Bauleitplanung geändert werden, was erfahrungsgemäß mindestens ein Jahr dauere. Die AWO als Träger der Sport-Kita, die seit zwei Jahren in Containern oberhalb des SGV-Wanderheims untergebracht ist, signalisiere „eine gewisse Eilbedürftigkeit“.

Die CDU: Wolfgang Decker (CDU) warnt, dass der Reitverein und der landwirtschaftliche Betrieb Klöckner, der die Fläche an der Turnhalle von der Stadt gepachtet hat, in ihrer Existenz gefährdet würden. Als Standort für den Kindergarten sei dieser Platz „garantiert nicht“ geeignet. Decker wirbt für einen Neubau auf dem Gelände oberhalb des Hundevereins, „genau an der Nahtstelle von zwei Wohngebieten“. „Das Argument zieht nicht“, wendet Helga Rock (Grüne) ein — irgendwann seien die Kinder aus der Siedlung groß. „Kinder werden immer gemacht“, erwidert Decker. Darauf Helga Rock: „Aber es kommt doch darauf an, wo...“ Ihr Sport-Kita-Konzept könne sie dort nicht verwirklichen, hat die AWO allerdings gewarnt. Rüdiger Bradtka (CDU) bedauert, dass nicht auf der anderen Seite des Freizeitbades gebaut werden könne. Mit dem Verkauf des Grundstücks für den Neubau des gerade entstehenden Pflegeheims St. Anna „haben wir einen großen Fehler begangen.“

Die SPD: „Pferd oder Kind ist nicht die Frage“, sage Manfred Heinz (SPD), „es geht um Pferd und Kind.“ Heinz kritisiert, dass die Verwaltung das Reitvereinsgelände erneut vorgeschlagen habe. Begründet wurde dies mit der besseren Besonnung und der besseren Anbindung an den Freizeitpark. „Für uns gibt es überhaupt keine guten Gründe, der Verwaltung zu folgen.“ Die SPD werde für den Bau auf dem Parkplatz 1 stimmen.

Die UWG: Helmut Buttler (UWG) ist der einzige, der keinen Beifall vom demonstrierenden Publikum bekommt — der Bau auf dem Reitgelände wäre „das kleinere Übel“, sagte er. Der Verzicht auf den Parkplatz sei falsch. Diese Meinung bestätigt später Rüdiger Bradtka (CDU): „Wenn wir Geld für die Eishalle bekommen, werden wir ein großes Parkplatz-Problem haben.“

Geld für den Bewegungspark ist da

Im Freizeitpark geht es weiter: Auf dem Gelände der ehemaligen Kartbahn und der Tennisplätze können die Pläne für einen Bewegungspark verwirklicht werden. Baudezernent Erwin Rahrbach teilte dem Rat mit, dass der Landeszuschuss von 972.000 Euro zu der 1,2-Millionen-Investition bewilligt ist.

Die Grünen: „Wir bewegen uns im Kreis“, sagte Helga Rock (Grüne), der irgendwann die Wortschöpfung „Hundeparkplatz“ gelang. Für den Parkplatz 1 habe es eine große Mehrheit gegeben. Es gebe „überhaupt keinen Grund, vom damaligen Beschluss abzuweichen“.

Die Abstimmung

Wolfgang Decker (CDU) beantragt eine geheime Abstimmung. Sechs Stimmen für den Bau auf der Reitanlage, 26 dagegen — der Applaus ist tosend, der Saal bald darauf leer. Wo die Kita nun gebaut wird, bekommen die meisten Gäste gar nicht mehr mit. Für den zweiten Wahlgang wird der Parkplatz 1 aufgerufen: 19 Stimmen dafür, zwölf dagegen, eine Stimmenthaltung, Damit ist die Entscheidung gefallen. Vor einem Monat hatte es beim Parkplatz 1 noch ein 15:15-Patt gegeben, sodass auch noch über den Hundeplatz abgestimmt wurde, für den sich ebenfalls keine Mehrheit fand. Das ist nun nicht mehr nötig.

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