Kreuztal. Bestatter Otto Henrik Giesler aus Kreuztal über seinen Beruf: Abläufe, Trends und besondere Wünsche. Trend zu mehr Individualität.

Über den Tod redet man nicht gern. Das weiß Otto Henrik Giesler, Inhaber eines Bestattungsinstituts in Kreuztal, nur zu gut. Dennoch: Giesler merkt, dass sich etwas verändert. „Früher war das eher ein Tabuthema und Beerdigungen wurden immer gleich gemacht. Doch heute geht der Trend zu mehr Individualität“, sagt er. „Jeder soll bei der Trauerfeier wissen, wie der Verstorbene war.“ Der Wunsch nach individueller Dekoration, Musik, Fotos, Videos oder einer besonderen Rede werde stärker. „Vor kurzem haben wir eine Friedhofshalle mit Sand aufgeschüttet, mit blauen Blumen einen Fluss gebaut und einen Brückensarg verwendet“, sagt der Fachmann. Der Verstorbene habe es geliebt zu reisen. Die Trauergäste hätten Luftballons in den Himmel steigen lassen. Ein schöner, trauriger Abschied.

Särge gibt es in vielen Formen und Farben.
Särge gibt es in vielen Formen und Farben. © Jennifer Wirth

Aufgaben und Grenzen

Von der Abholung des Toten über die hygienische Versorgung und die Abarbeitung von Formalien (wie der Abmeldung beim Amt und von Facebook) bis zur Gestaltung der Trauerfeier und Beisetzung: Bestatter müssen sich in vielen Bereichen auskennen. Generell sei vieles möglich – auch die Kirchen seien toleranter geworden, sagt Giesler. Geschmack- oder pietätlos dürfe es nicht werden. So sei beispielsweise eine öffentliche Trauerfeier mit offenem Sarg verboten. Aber: „Wir haben schon den Altar weggeräumt und durch ein Blumenmeer ersetzt.“

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Vorsorge

„Man sollte mit seiner Familie in einem ruhigen Augenblick reden. Viele Menschen vergessen die Vorsorge. Kinder wissen dann oft nicht, was die Eltern wollten.“ Das führe im Ernstfall zu unnötigem Stress. „Der Tod ist kein Wunschthema, aber ich erlebe es oft, dass die Menschen herkommen und hinterher erleichtert sind, wenn es erledigt ist“, sagt Giesler, der die Wünsche des Kunden notiert. Eine Vorsorgevollmacht sei auch deshalb wichtig, da sonst im Sterbefall ein Fremder eingesetzt werden könnte, der dann die privaten Angelegenheiten regle und entscheide.

Bestattungsformen

Der Wunsch nach anonymen Wiesengräbern sei im Siegerland zurückgegangen, sagt Giesler. Dafür gebe es einen Zuwachs bei den Wald- und Wiesengräbern. „Viele Menschen finden es schön und das bedeutet wenig Pflege.“ Die meisten Bestattungen in Siegen-Wittgenstein seien Feuerbestattungen – rund 70 Prozent.

Die ersten Schritte für Angehörige, wenn der Trauerfall eintritt

Ein Todesfall in der Familie oder im Umfeld kann bei Angehörigen zunächst das Gefühl von Überforderung auslösen.

  1. Arzt verständigen: Rufen Sie umgehend den Haus- oder Notarzt, damit dieser den Tod feststellen kann. Der Arzt stellt einen Totenschein aus. Im Krankenhaus, Alten- oder Pflegeheim übernimmt meist die örtliche Verwaltung diesen Schritt.
  2. Bestatter anrufen: Es ist wichtig, zeitnah einen Bestatter zu kontaktieren. Dieser geht mit Ihnen alle nötigen Schritte durch, versorgt den Verstorbenen angemessen und hilft Ihnen beim weiteren Vorgehen.
  3. Unterlagen bereithalten. Sie sollten folgende Unterlagen bereithalten: Geburtsurkunde (bei Ledigen), Stammbuch und Heiratsurkunde (bei Ehepaaren), Heiratsurkunde und Sterbeurkunde des Ehepartners (bei Verwitweten), Heiratsurkunde und Scheidungsurteil (bei Geschiedenen). Zudem sind Personalausweis oder Reisepass und die Krankenversicherungskarte wichtig. Auch die Renten- oder Pensionsunterlagen (Rentenversicherungsnummer), der Bestattungsvorsorgevertrag (falls vorhanden), die Lebensversicherungspolicen (falls vorhanden), Graburkunde (falls vorhanden) und der Schwerbehindertenausweis (falls vorhanden) sind von Bedeutung.

Die Gründe sieht Giesler in den vergleichsweise geringeren Kosten, der weniger intensiven Grabpflege und darin, dass Menschen die Angst vor dem Feuer verloren hätten. Die restlichen 30 Prozent machen die Erdbestattungen aus. Zu beachten ist: Urnen dürfen in Deutschland nicht ins Wohnzimmerregal gestellt werden – es gilt die Bestattungspflicht. Generell gibt es im Siegerland folgende Möglichkeiten der Beisetzung:

Erdbestattung – die Beisetzung erfolgt in einem Sarg in der Erde; möglich ist ein klassisches Grab mit Stein oder die (anonyme) Beerdigung auf einer Wiesenfläche.

Klassische Feuerbestattung– der Verstorbene wird mit dem Sarg eingeäschert und in einer Urne beigesetzt; möglich sind ein klassisches Urnengrab oder ein (anonymes) Urnenrasengrab.

Urnenwände – auch Kolumbarium genannt, gibt es in Krombach oder Weidenau. Hier werden die Urnen in Fächer in einer Wand eingeschlossen.

Waldbestattung – dabei wird die Urne am Fuß eines Baumes beigesetzt, beispielsweise im Hilchenbacher Ruheforst.

Sonstiges: Darüber hinaus sind beispielsweise auch Diamant-, See- oder Luftbestattung möglich. Bei der Seebestattung wird eine Wasserlösliche Urne den Weiten des Meeres übergeben. Diamant- und Luftbestattung sind nur im Ausland möglich. Bei ersterem wird aus Teilen der Asche des Verstorbenen ein Diamant hergestellt; bei zweitem wird die Asche aus einem Heißluftballon verstreut.

Immer beliebter werden Feuerbestattungen. Es gibt viele unterschiedliche Urnenarten, hier: eine Natur-Variante.
Immer beliebter werden Feuerbestattungen. Es gibt viele unterschiedliche Urnenarten, hier: eine Natur-Variante. © Jennifer Wirth

Kosten

„Man muss mit Kosten zwischen 2000 und 20 000 Euro rechnen. Am teuersten ist dabei das Grab selbst“, sagt Giesler. Die Kosten dafür variieren von Stadt zu Stadt. In Siegen und Kreuztal seien die Kosten vergleichsweise hoch. So liege ein anonymes Urnengrab in Siegen bei 1350 Euro, ein normales Grab bei 3300 Euro. Am teuersten sei ein Doppelgrab: „Das zahlt man in Siegen rund 6000 Euro.“ Insgesamt, so der Fachmann, müssten Hinterbliebene für ein normales Grab, Sarg/Urne und Trauerfeier Kosten zwischen 5000 und 10 000 Euro kalkulieren. Dabei gilt: Je ausgefallener und aufwendiger, desto teuerer. „Eine Beerdigung ist immer einmalig.“

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