Kreuztal. . Ehrenamtliche Helfer begleiten Menschen auf ihrem letzten Weg. Welche Voraussetzungen die Bewerber erfüllen müssen und wie die Arbeit abläuft:

Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten, um ihnen und ihren Angehörigen ein möglichst gutes Gefühl zu vermitteln: Das ist die Aufgabe von Gabriele Brede und ihrem Team. Sie engagieren sich in der Ambulanten Hospizhilfe der Stiftung Diakoniestation Kreuztal. 23 Menschen zwischen Mitte 20 und Mitte 60 kümmern sich mit Herzblut um die Bedürfnisse der Sterbenden im nördlichen Siegerland. Sie alle kommen aus unterschiedlichsten Berufen und haben eins gemein: „Wir geben unsere Freizeit für die Patienten und ihre Angehörigen“, sagt Ehrenamtlerin Elke Bernshausen. Ein Einblick in diese wichtige Arbeit.

Koordination

Gabriele Brede ist fest angestellt und leitet die Ambulante Hospizhilfe seit 18 Jahren. Brede koordiniert die ehrenamtlichen Helfer, hat Kontakte zu Ärzten, Heimen und Pastoren. Aber auch die Akquise neuer Helfer, Schulungen und die Trauerarbeit gehören zu ihrem Aufgabengebiet. Gabriele Brede erfasst die Bedarfe und führt mit den Betroffenen und ihren Angehörigen die Erstgespräche.

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„Wir richten uns nach den Bedürfnissen des schwerkranken und sterbenden Menschen“, sagt sie – das geschehe unabhängig von der persönlichen Weltanschauung, Religion oder Nationalität. „Die Erstgespräche dauern meist mindestens eine Stunde“, sagt sie. „Man erfährt sehr viel über die Menschen.“

Betreuung

Wie genau die Betreuung letztendlich aussieht, das bestimmt die Familie. Manchmal dauert es nicht lang, bis der Patient stirbt. Manchmal begleiten die Ehrenamtlichen Patienten noch mehrere Jahre, kochen mit ihnen, stricken oder gehen spazieren. Welcher Ehrenamtler zu den Bedürfnissen passt, entscheidet Brede. Nicht selten kümmern sich mehrere Personen um einen Patienten in verschiedenen Schichten. Zum einen damit es für einen Helfer nicht zu viel wird, zum anderen damit ein Helfer auch mal in Ruhe in den Urlaub fahren kann.

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Generell sei Brede froh, wenn sich Angehörige früh genug melden würden – bestenfalls, wenn der Patient noch reden kann und seine Bedürfnisse selbst schildert.

Qualifikation

„Es ist schwierig ehrenamtliche Helfer für die Hospizhilfe zu finden“, weiß Brede. Denn nicht jeder Mensch sei dafür geeignet – in einer intensiven Ausbildung lernen die Bewerber, worauf es ankommt und wie sie mit gewissen Situationen oder Krankheitsbildern umgehen müssen. Rollenspiele helfen dabei. Auch mit dem eigenen Tod setzen sie sich auseinander. „Während der Ausbildung passiert etwas mit den Menschen. Mit der Arbeit verändert man sich und bekommt eine andere Ansicht.“

Bewerber müssen empathisch sein, einen guten sozialen Hintergrund haben und sie dürfen nicht selbst tief in einer Trauer stecken. Ehrenamtlerin Martina Klappert ist von Anfang an dabei: „Es ist wichtig, dass man zuhört und sich zurücknimmt.“ In der Hospizhilfe sei es wichtig, Situationen zu erkennen und Emotionen zu spüren. „Man muss auch aushalten können und Gesagtes einfach mal stehen lassen“, ergänzt Brede. Selbstverständlich müssen die Ehrenamtler auch viel Zeit mitbringen und notfalls auch spontan sein. „Niemand stirbt nach Zeitplan.“ Bernshausen: „Wir werden auch nachts gebraucht.“

Persönliche Veränderung

„Der Job verändert: Das wissen die drei Frauen. Sie leben bewusster, regen sich seltener über Kleinigkeiten auf, versuchen sich auf schöne Momente zu besinnen. „Viele Menschen können schlecht mit dieser Arbeit umgehen“, sagt Brede. Dass man sich freiwillig täglich mit dem Thema Tod beschäftige, sei für Freunde oder Familienangehörige meist seltsam, sagt auch Bernshausen. „Das geht ja gar nicht“, hätten einige zu Beginn gesagt. Mittlerweile seien sie jedoch eher neugierig. „Du kannst ja gar nicht mehr lachen, meinten einige. Aber wir lachen sehr viel“, sagt Brede. Die Gruppe nimmt sich die Zeit, gemeinsam über Erlebtes zu sprechen.

Erfahrungen

Bernshausen erinnert sich an einen Mann, der zuletzt dachte, sie sei seine Sekretärin. „Er meinte: Der Brief muss noch nach Südafrika“, sagt sie und schmunzelt. Diese Rolle habe sie gern gespielt, um den Patienten nicht zu verwirren. Mit ihrem „Haubergs-Englisch“ sei das jedoch nicht immer leicht gewesen, gibt sie lachend zu.

Nicht immer ist die Arbeit einfach. Dass die ehrenamtlichen Helfer sich in Ausnahmesituationen begeben, wurde Klappert und Bernshausen schon bei ihrem ersten Einsatz sehr bewusst. Ein Ehemann und Vater lag im Sterben, seine Frau hatte den Dienst um Unterstützung gebeten. „Dann kam die Tochter rein. Sie war aufgebracht und hat die Mutter zur Schnecke gemacht“, sagt Bernshausen. „Ich kam mir vor wie ein Vorwerk-Vertreter, der unangemeldet reingekommen ist.“ Die Tochter habe sich geärgert, dass sich „Fremde“ um den Vater kümmern sollen. Gabriele Brede griff ein, beruhigte die Frau. Dann klappte es.

Finanzierung

Die Arbeit der ambulanten Hospizhilfe wird getragen durch den Freundeskreis der Stiftung Diakoniestation Kreuztal. „Das Angebot ist kostenlos und kann nicht über die Pflegekasse refinanziert werden. Die Arbeit lebt von Spenden“, sagt Gabriele Brede. „Die Ehrenamtler bekommen ihre Kosten erstattet“, sagt Gabriele Brede. Fahrtkosten, Schulungen und Materialien – alle Kosten werden über Förderungen und Spenden finanziert.

Weitermachen

„Das Leben geht weiter“, sagt Gabriele Brede. Wenn ein Patient stirbt, begleiten Brede und ihr Team die Angehörigen meist weiter, bis sie sich besser fühlen. Es gibt verschiedene Angebote für die Hinterbliebenen (siehe Infobox).

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