Siegen. . Am Donnerstag schrillt um 10 Uhr Alarm. Beim landesweiten Warntag werden die in den 90er Jahren abgestellten Anlagen reaktiviert.

Flächendeckend sind am Donnerstag ab 10 Uhr Sirenen in Siegen Mitte und allen Stadtteilen zu hören. Der landesweite Warntag markiert das Comeback des Alarmsystems, das in den 1990er Jahren abgestellt wurde und sich im Nachhinein als unverzichtbar erwies. Die Stadt Siegen setzt dabei, anders als andere Kommunen, in den ländlichen Bereichen ein zusätzliches spezielles Signal für Feueralarm ein.

Warum kehrt der Sirenenalarm zurück?

„Es geht letztlich um Leben und Tod“, sagt Bürgermeister Steffen Mues beim Pressegespräch. Ursprünglich waren die Sirenen in­stalliert worden, um die Menschen vor Luftangriffen warnen zu können. Nach dem Ende des Kalten Krieges schien diese Bedrohung gebannt. Als daraufhin die Sirenen außer Betrieb genommen wurden, hätten sich die Verantwortlichen wohl nicht bewusst gemacht, dass es noch andere Gefahren gibt, für die es eine zuverlässige Warntechnik braucht: Großbrände, Extremwetterlagen in Folge des Klimawandels, Schadstoffaustritte, Kampfmittelfunde. „Das mag wie abstrakte Gefahren erscheinen“, so Mues, „aber die können schneller real werden, als einem lieb ist.“

Woher kommt die Technik?

Faltblatt gibt Auskunft

Ein eigener Flyer, der in öffentlichen Gebäuden ausliegt, gibt dezidiert Auskunft über das Sirenen-System.

Es gibt ihn auch zum Download auf www.bevoelkerungsschutz-siegen.de. Dort gibt es auch Hörbeispiele.

Die Anlagen waren in Siegen weitestgehend noch vorhanden. In der Spitze gab es 62 Sirenen in der Stadt, sagt Matthias Ebertz, Leiter der Feuerwehr Siegen. Während andere Kommunen die Geräte im Laufe der Zeit von den – oft privaten – Dächern entfernten, blieben sie in Siegen weitgehend an Ort und Stelle. Derzeit gibt es noch 50 Stück. Sie wurden auf Digitalfunk umgerüstet, funktionieren aber noch. „Uralte Technik, aber unverwüstlich“, betont Ebertz. „Damit sind wir in der Lage, so viel Krach zu machen, dass jeder in der Stadt wach wird.“

Was tun, wenn’s heult?

Es gibt vier Signale. Auf der städtischen Homepage www.siegen.de gibt es unter dem Link „Bevölkerungsschutz“ auch Hörbeispiele.

1.Der Warnton bei Gefahren: Ein auf- und abschwellender Heulton weist auf Bedrohung hin. Die Entscheidung für den Alarm erfordere „Fingerspitzengefühl“, sagt Ebertz. Ausgelöst werde er, „wenn viele Menschen in Gefahr sind“, aber „natürlich nicht für jeden brennenden Mülleimer“. Ein Ereignis aus der jüngeren Vergangenheit sei etwa der Großbrand auf der Schemscheid unter der HTS im vergangenen Oktober, bei dem der Rauch durch die Innenstadt zog.

Verhaltensregeln: Ruhe bewahren, Türen und Fenster schließen, lokalen Radiosender einschalten und Informationen beachten, Klimaanlagen und Belüftungen ausschalten – und natürlich darauf achten, ob andere Menschen im Umfeld Hilfe benötigen.
2. Entwarnung: Ein Dauerton zeigt an, dass die Gefahr vorüber ist.

3. Probealarm: Die Kombination „Entwarnung – Warnung – Entwarnung“ (siehe oben).

4. Alarmierung der Feuerwehr: Der zwei Mal unterbrochene Dauerton hat laut einer Mitteilung des Kreises Siegen-Wittgenstein eigentlich „nur Relevanz für die Mitglieder der Feuerwehr“, die so – insbesondere die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr – zu einem Einsatz gerufen werden. Hier ergebe sich ein „besonderer Siegener Weg“, sagt Bürgermeister Steffen Mues. Dieser Alarm werde nur in den ländlicher geprägten Stadtteilen zur Anwendung kommen, weil dieser nach Überzeugung der Verwaltung „einen zweifachen Zweck erfüllt, der den Bürgern und ihrer Sicherheit dient“.

Verhaltensregeln: Anwohner sollten vors Haus treten, um zu sehen, wo es brennt – und bereits vor Eintreffen der offiziellen Retter Nachbarschaftshilfe leisten, wenn sie sich dazu in der Lage sehen. Außerdem sollte man beachten, dass Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr mit ihren Privatfahrzeugen unterwegs sein könnten und entsprechend vorsichtig sein – sie müssen sich nämlich im Ernstfall weder an Tempolimits noch an rote Ampeln halten.

Warum braucht es wegen der Sirenen so viel Info-Aufwand?

Ganz einfach: Weil es diese Alarmsignale seit den 90er Jahren in dieser Form nicht mehr gab und der Umgang damit erst (wieder) zu erlernen ist. „Für die Älteren ist es nur eine Auffrischung, für die Jüngeren aber etwas Neues“, sagt der Bürgermeister. Am Donnerstag gibt es deshalb den ersten großen Probelauf, bei dem alle Signaltöne hintereinander erklingen.

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