Siegen-Wittgenstein. . Die Sirene könnte ein Comeback feiern. Das Land Nordrhein-Westfalen arbeitet an einem Konzept, um ein flächendeckendes, zuverlässiges Warnsystem für die die Bevölkerung zu installieren.
Das früher gängige Sirenennetz, das nach den politischen Umbrüchen in den frühen 1990er Jahren als überholt galt, steht dabei hoch im Kurs. Auch im Siegerland hat es Fürsprecher.
„Die Idee, nach dem Kalten Krieg zu sagen, Sirenen seien nicht mehr wichtig – die war nicht so gut“, sagt Thomas Schneider, Fachserviceleiter Öffentliche Sicherheit, Ordnung und Verkehr beim Kreis Siegen-Wittgenstein. Ursprünglich unterhielt der Bund das Sirenennetz, trennte sich aber zu Beginn der 90er Jahre davon und übergab die Heuler in die Obhut der Kommunen. Die Gefahr eines nuklearen Krieges schien schließlich gebannt.
Telekombrand als Präzedenzfall
Um die Menschen vor Katastrophen nicht-militärischer Art warnen zu können, sollten telekommunikations- und medienbasierte Systeme dienen. Dass diese schnell an Grenzen stoßen, zeigte sich aber ausgerechnet in Siegen und Umgebung: Als nämlich durch den Brand bei der Telekom am 21. Januar 2013 Telefonnetz und Internetverbindungen zusammenbrachen.
„Der Telekombrand hat uns zurückgeworfen“, sagt Schneider. Nicht zuletzt dank der vielen ehrenamtlichen Helfer, die durch Ortsteile und Dörfer fuhren und die Menschen per Lautsprecherdurchsagen über die Lage in Kenntnis setzten, habe die Information „hervorragend geklappt“. Schon damals habe es aber Überlegungen gegeben, die Feuerwehr im Kreis mit mobilen Sirenen auszustatten: „Denn eine Sirene wird noch besser zur Kenntnis genommen als eine Lautsprecherdurchsage.“ Der Kreis habe dafür „eine Lösung im Schreibtisch“ – zunächst einmal sei aber abzuwarten, welches Warnsystem Düsseldorf etablieren möchte.
Das Land könnte nämlich auch fest installierte Sirenen favorisieren. Von denen aber sind viele nicht mehr am angestammten Platz. Da die Unterhaltung teuer ist, trennten sich viele Städte und Gemeinden davon. Im Kreis Siegen-Wittgenstein gebe es zwar keine Kommune, die keine Sirene mehr habe, betont Schneider. Aber gerade von Privatdächern seien im Laufe der Zeit viele der Anlagen verschwunden.
Die Stadt Siegen ging einen anderen Weg. „Hier gibt es Gott sei Dank noch alle Sirenen“, sagt Stadtbrandmeister Matthias Ebertz. „Ich glaube auch, dass die wieder in Betrieb gehen könnten.“ Insgesamt geht es im Stadtgebiet um rund 70 Exemplare. Diese müssten, falls die Entscheidung für dieses System fallen sollte, auf digitale Technik umgerüstet werden. Das wäre aber billiger, als eine komplette Neuinstallation, wie sie in einigen Ruhrgebietsstädten realisiert werden muss. Theoretisch bestünde in Siegen durch dieses Netz schon heute die Möglichkeit, einen stadtweiten Alarm auszulösen – auch wenn nur wenige Situationen in Betracht kommen, in denen das notwendig würde.
Lärm wirkt immer
Sirenen haben den enormen Vorteil, dass sie jeden Menschen erreichen. Anders als Apps oder Handyservices: „Sie können nicht erwarten, das eine allein lebende 87-Jährige mal eben ihr Smartphone einschaltet“, sagt Ebertz. Wenn hingegen eine Sirene erklingt, „wissen die Leute, dass sie sich informieren müssen: per Radio oder Internet“. Und: Der Lärmpegel einer Sirene wirkt auch nachts. Was das Signal aber bedeutet und welches Verhalten richtig ist, „müssen sie mit der Bevölkerung üben“. Der schrillste Ton nützt nichts, wenn niemand etwas damit anfangen kann.