Siegen-Wittgenstein. . In letzter Zeit hat es kaum geregnet. Was das für Wälder und Landwirtschaft bedeutet und was die Stadt Siegen unternimmt, um Bäume zu retten

Selten hat ein Sommer in den vergangenen Jahren so viel Sonnenschein gebracht wie jetzt. Daran ändern auch gelegentliche Schauer nichts. Aber die viele Sonne hat auch ihre Schattenseiten. Der ausbleibende Regen ist ein Problem für die heimische Flora und Fauna. Welche Folgen haben diese längeren Trockenperioden eigentlich?

Flächendeckende Felderbewässerung zu teuer

„Ich bin Jahrgang 1963 und kann mich nicht daran erinnern, wann es schon mal so lange so trocken war“, sagt Henner Braach, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes. Die Landwirte im Kreis Siegen-Wittgenstein bewirtschaften ihre Felder zu 80 Prozent mit Grünland und zu 20 Prozent mit Getreide.

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„Durch die Trockenheit ist es schon zu Ernteausfällen gekommen“, sagt Braach. „Keiner der Landwirte in der Region hat eine Beregnungsanlage. Dafür bräuchten sie eine wasserrechtliche Genehmigung.“ Braach rechnet vor: Ein Quadratmeter Acker benötigt etwa 20 Liter Wasser. Bei Flächen um die 10 000 Hektar wären das zwei Milliarden Liter Wasser.

Ein kräftiger Platzregen würde den Landwirten nicht wirklich helfen. „Der ausgetrocknete Boden kann das Wasser nicht so plötzlich aufnehmen.“ Auch die Gefahren eines Waldbrands (siehe Zweittext) seien nicht zu unterschätzen: „Das kann sehr schnell passieren, beispielsweise durch Glasscherben, die das Sonnenlicht reflektieren oder wenn Maschinen zu heiß werden.“

Borkenkäfer macht Bäumen zu schaffen

„Die Trockenheit macht dem Wald nichts aus“, sagt Diethard Altrogge, Leiter des Regionalforstamts. „Das Waldgefüge ist in sich geschlossen und hat genügend Wasserreserven.“ Die Trockenheit führe aber zu einem ganz anderen Problem: dem Borkenkäfer, der sich an der Rinde zu schaffen macht. „Die Bäume haben Trockenstress und können daher nicht so viel Harz zur Abwehr bilden. Da müssen wir aufpassen.“

Für Tiere im Wald sei die trockene Witterung kein Problem: „Das ist kein Thema, die meisten Tiere sind nachtaktiv und finden Wasser im Quellbereich.“

Für die Pflanzen hingegen wünscht auch Altrogge sich mehr als einen kurzen Platzregen. „Gut wäre lang anhaltender Regen über mehrere Wochen“, sagt er und fügt lachend hinzu: „Für Besucher und Ausflüge natürlich am liebsten nachts und dafür tagsüber Sonnenschein.“

Wasserverband ist unbesorgt

Der Wasserverband Siegen-Wittgenstein (WVS) macht sich keine Sorgen. Geschäftsführer Dirk Müller: „Unsere Talsperren sind sehr gut gefüllt.“ Die Breitenbachtalsperre führe zurzeit sechs Millionen Liter Wasser (75 Prozent gefüllt), die Obernautalsperre zwölf Millionen Liter (80 Prozent gefüllt). Zur Einordnung: In den Monaten Mai und Juni hat der WVS nach eigenen Angaben jeweils 1,5 Millionen Liter an Haushalte abgegeben.

Was wäre das schlimmste Szenario? „Wenn die Talsperre leer ist, können wir natürlich auch kein Wasser verkaufen“, sagt Müller, kann aber Entwarnung geben. „Damit das eintritt, müsste es anderthalb Jahre lang überhaupt nicht regnen. Wir machen uns keine Sorgen.“ In den letzten Jahren widme er der Bewirtschaftung der Talsperren aber aufgrund des Klimawandels ein größeres Augenmerk.

Grünflächen werden extra gewässert

Die Grünflächenabteilung der Stadt Siegen ist seit ein paar Tagen mit einem verstärkten Aufgebot unterwegs. Stadtförster Marc Heitze berichtet: „Wir sind seit Wochen schon mit zwei Fahrzeugen zur Bewässerung im Einsatz. Seit ein paar Tagen sind es noch sechs zusätzliche Pflegekolonnen.“

Die Mitarbeiter sorgen dafür, dass Bäume und Sträucher ausreichend Wasser haben. Insbesondere die jungen Bäume, die vor drei bis vier Jahren gepflanzt wurden, brauchen Wasser, da ihre Wurzeln noch nicht so tief reichen. „In Häuserschluchten haben wir gleich zwei Probleme: Dort ist es wärmer, sodass das Wasser schneller verdunstet. Außerdem ist der Boden da oft versiegelt“, sagt Marc Heitze.

Folgen zeigen sich erst im nächsten Jahr

Sollen Bürger selbst aktiv werden? „Teilweise haben wir Paten, die sich um Grünflächen kümmern. Wenn jemand sich bemüßigt fühlt, Bäume zu gießen, werden wir ihn nicht aufhalten.“

Ob dem Grünflächenamt durch die Trockenheit Mehrkosten entstehen, ist noch nicht klar. „Es kommt darauf an, ob wir kranke Bäume im nächsten Jahr möglicherweise ersetzen müssen“, sagt Heitze. Probleme bereiten könnte zum Beispiel Befall durch Insekten oder Pilze. „Die Schäden sind noch nicht abzusehen.“

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