Hilchenbach. . Ebenso wie in der Kirchengemeinde scheiden sich auch in der Politik die Geister am Plan für das Gemeindehaus im Pfarrgarten.

Die evangelische Kirchengemeinde Hilchenbach hat die Unterstützung der Stadt für ihre Vorhaben, auf dem Kirchplatz ein neues Gemeindehaus zu errichten. Der Stadtentwicklungsausschuss hat mit sieben gegen fünf Stimmen der Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens zugestimmt. Die Gegenstimmen kamen von der UWG, je eine aus den Reihen von SPD und Grünen, eine Enthaltung von der CDU.

Der Plan

Die Änderung der Bebauungspläne Stadtmitte/Marktplatz und Am Kirchberg ist Voraussetzung dafür, dass der eingeschossige Neubau im bisherigen Pfarrgarten den Raum zwischen Pfarr- und Konfirmandenhaus schließt. Der Hilchenbacher Architekt Matthias Krämer erläuterte den Entwurf, den er unter das Thema „Gemeindeleben neu erleben“ stellte: eine „sehr transparente Architektur“, die weder den Fachwerkbaustil des Konfirmandenhauses von 1860 noch das verblendete Mauerwerk des Pfarrhauses von 1866 aufnimmt, sondern sich mit einer zum Kirchplatz und der gegenüberliegenden Kirche mit ihrem Bruchsteinmauerwerk (1844-1846) ansetzt.

Der Kirchplatz heute: Der Pfarrgarten wird dem neuen Gebäude weichen, dahinter werden Parkplätze angelegt.Die Nutzer des Gemeindehauses werden direkt auf die Kirche schauen.
Der Kirchplatz heute: Der Pfarrgarten wird dem neuen Gebäude weichen, dahinter werden Parkplätze angelegt.Die Nutzer des Gemeindehauses werden direkt auf die Kirche schauen. © Steffen Schwab

Bis zu 500 Gäste nimmt die Kirche auf, nicht nur bei Gottesdiensten, sondern auch bei Konzerten und Lesungen. Neben den barrierefreien Sälen ist im neuen Gemeindehaus daher die Toilettenanlage von zentraler Bedeutung. Alle Gebäude am Kirchplatz, auch die Pfarrscheune, stehen unter Denkmalschutz, die Esche im Pfarrgarten ist Naturdenkmal. Der Landeskonservator habe sein Einverständnis „in Aussicht gestellt“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Baudezernent Michael Kleber wies darauf hin, dass bereits der gültige Bebauungsplan einen Anbau an das Pfarrhaus zulasse.

Die Debatte

Über das Vorhaben, das mit Verkauf und vermutlich Abriss des bisherigen Gemeindehauses an der Sang verbunden ist, hat die Kirchengemeinde intensiv diskutiert. Auch in der Politik gehen die Meinungen auseinander.

Die völlige Zerstörung des historischen Ensembles“ sieht Dr. Peter Neuhaus (Grüne) in den Vorhaben, „ich kann das nur entschieden ablehnen.“ Dr. Neuhaus räumte ein, dass es der Stadt nicht zustehe, in innerkirchliche Diskussionen einzugreifen. Betroffen sei aber das Stadtbild: „Alt-Hilchenbach wird ein anderes Antlitz haben.“ Klaus Stötzel (SPD) geht es um das vorhandene Gemeindehaus: Mit dem Neubau werde „der Sargnagel an dieses Gebäude gelegt“ — der Verkaufserlös ist Teil der Finanzierung. Drastisch äußert sich Peter Kraus (UWG): Es sei eine „Schande“, die beiden Baudenkmäler durch den Neubau miteinander zu verbinden, „sie leiden beide darunter“. Den Neubau selbst qualifiziert Kraus als „Nullachtfünfzehn-Bau: Da könnte auch ‘Apotheke’ draufstehen.“ Zerstört werde das „wohlige Gefühl, in eine andere Zeit versetzt zu sein“, sagt Martin Born (fraktionslos): „Aus städtebaulicher Sicht ist das eine Katastrophe.“

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Ich sehe unsere Verantwortung nicht so weitreichend“, sagt Lukas Debus (SPD). Das Grundstück gehöre der Kirche, dort sei die Debatte geführt worden. Dem Ergebnis dürfe die Politik „nicht Steine in den Weg legen, auch wenn mir als Gemeindemitglied das nicht unbedingt recht ist.“ Es sei „begrüßenswert, dass sich die Kirchengemeinde Gedanken über ihre Zukunft macht“, sagt Oliver Schneider (CDU), den der Architektenentwurf („eigentlich gelungen“) zur Vision eines kulturellen Kirchplatzes anregt: „Der ist bestimmt früher fertig als der Kulturelle Marktplatz.“ Auch Birgit Weiß (SPD) sieht das Problem im Schicksal des alten Gemeindehauses. „Man muss sich vielleicht erst einmal damit anfreunden.“ Und: „Wir haben kein Recht. der Kirche vorzuschreiben, was sie tun soll.“ Vorsitzender Michael Stötzel (SPD) sieht es in dem Entwurf „sehr gut gelungen, Historisches und Modernes zu verbinden“.