Müsen. . Seit sie 13 Jahre alt ist, will Linn Jähnchen Tätowiererin werden: Nun macht sie eine Ausbildung im Tattoostudio Whispering Colors in Müsen.

Wie wird man eigentlich Tätowiererin? Linn Jähnchen kennt die Antwort auf diese Frage. Die 20-Jährige wird im Tattoostudio Whispering Colors in Müsen von Dany Münker ausgebildet. „Seit ich dreizehn bin, will ich diesen Beruf lernen“, sagt die junge Frau.

Hellbraune Haare, die ihr bis zur Taille reichen, Porzellanhaut und rehbraune Augen: So rebellisch, wie ihr Berufswunsch beim ersten Hören anmutet, sieht Linn Jähnchen nicht aus. Und das mit dem Tätowieren hat sie sich gut überlegt. „Für mich sind Tattoos ein neues Medium für Kunst“, sagt die 20-Jährige.

Entdeckt hatte sie es, als sie ihre Schwester zu den Sitzungen bei deren Tätowiererin begleitete. „Das fand ich super spannend“, erinnert sich Linn Jähnchen. Zu Hause zeichnete sie Vorlagen für kunstvolle Werke auf der Haut. So gut, dass Schwester Nadine Hofstadt sie Dany zeigte und ihr von der Begabung der kleinen Schwester erzählte.

„An meinem 18. Geburtstag, einem Sonntag, hat Dany mir dann gesagt, dass sie mir das Tätowieren beibringen würde“, erzählt Jähnchen. „Das ich mit 18 Jahren meinen Traumberuf lernen würde, konnte ich kaum fassen.“

Alles von Grund auf lernen

Mittlerweile bezeichnet sich Linn Jähnchen als „Tätowiererin in den Startlöchern“, noch in der Ausbildung. „Tätowieren lernen an sich ist ein ganz langer Prozess“, sagt ihre Ausbilderin Dany Münker. Umso gefährlicher sei es, dass ein jeder, der im Gewerbeamt ein entsprechendes Gewerbe anmeldet, sich Tätowierer nennen dürfe.

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„Die einzigen fixen Kontrollen sind das Gesundheitsamt und die deutsche Kosmetikverordnung“, so Münker. Ihrer eigenen Schülerin will sie deshalb soviel beibringen, wie nur möglich. Und das heißt, alles von Grund auf zu lernen.

„Nach dem Abi habe ich im Studio erstmal gelernt, wie man Ideen für Tattoos entwickelt und mit den Kunden umgeht“, erklärt Linn Jähnchen. Nach vielen Zeichnungen auf Papier folgten erste Versuche mit der Tattoomaschine. „Auf einem Blatt zu malen ist ganz anders als auf der Haut“, sagt die 20-Jährige. Ihr erstes Opfer: eine Banane. „Aber bei der Frucht spürt man noch nicht den Widerstand von menschlicher Haut.“

Die nächsten Versuche wagte sie dann auf Plastikhaut. „Das ist ein Kunststofflappen, der zum Beispiel über Kissen gestülpt oder auf den Tisch gelegt wird“, sagt Jähnchen. „Danach kam dann die Schweinehaut, die habe ich vom örtlichen Metzger geschenkt bekommen. Die Bedienung hat erst nicht verstanden, was ich brauchte und wollte mir Schinkenspeck verkaufen.“

Linn Jähnchen zeichnet und übt fleißig.
Linn Jähnchen zeichnet und übt fleißig.

Auf eigener Haut üben

Bevor sich Linn Jähnchen an die Haut anderer wagte, übte sie erstmal auf der eigenen. „Einfach, um das Medium zu spüren“, erklärt sie. Eine Muschel auf dem linken Bein, knapp über dem Knöchel, wird ihre erste selbstgestochene Tätowierung. Danach durfte die 20-Jährige an ihrer Ausbilderin weiter üben. „Da hatte ich richtig Muffensausen“, gibt sie zu.

Inzwischen hat Linn Jähnchen schon eine Stammkundin. „Meine Herzkundin“, nennt sie diese. „Sie wächst mit mir, ich tätowiere ihr nach und nach den kompletten Arm. Sie hat mir ganz viel Vertrauen geschenkt.“ Das Tätowieren empfindet Linn Jähnchen als Erfüllung. „Sobald ich ins Studio komme, ist alles cool.“

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