Siegen. . Zusammen mit einem Komplizen (15) muss sich der junge Mann vor dem Landgericht verantworten: Er könne sich die Taten im Nachhinein nicht erklären
- Nach einigen Abenden „abhängen“ sei ihnen die Idee mit den Feuern gekommen, so der junge Mann
- Er gibt die Verantwortung für die meisten Taten zu, andere schiebt er seinem Komplizen in die Schuhe
- Der sagt unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus. Seine Darstellung weicht von dieser Aussage ab
Sie haben die Abende und Nächte in Siegen „abgehangen“ und dann die Idee entwickelt, ein paar Feuer zu legen. Später lasen die beiden Angeklagten die Vorfälle in der Zeitung oder hörten davon im Radio. „Das war schon komisch, zu wissen, das waren wir“, sagt am Freitag, 24. November, der ältere der beiden Jugendlichen (18) im Siegener Landgericht, die im Mai nach einer Serie von Brandstiftungen verhaftet wurden.
Die Angeklagten
Er gibt die meisten Taten zu, will nur in der ersten „Seriennacht“ nicht dabei gewesen sein und schiebt die Verantwortung für einige Fälle seinem 15-jährigen Komplizen zu: Er sei vor Ort gewesen, habe aber nicht gezündelt. Im Falle des Ansteckens einer Schlafzimmergardine will er den Jüngeren gewarnt haben: „Das ist zu gefährlich, lass den Scheiß!“ Dass dennoch etwas passiert sei, habe er aus den Nachrichten erfahren. Zur Tatzeit habe er bei der Großmutter übernachtet, nachdem seine Mutter ihn vor die Tür setzte. Sein Leben sei ziemlich durcheinander gewesen. Von Frust oder Wutgefühlen will er nichts wissen. Er könne sich die Taten im Nachhinein nicht erklären. Meistens hätten sie nicht mal geschaut, ob es wirklich brennt.
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„Ich hatte ja jetzt viel Zeit zum Nachdenken“, sagt er und findet, dass alles ziemlich dumm gewesen sei. „Sie können von Glück sagen, dass in einigen Fällen nicht mehr passiert ist“, sagt Richterin Elfriede Dreisbach in Richtung der Angeklagten und verweist auf einen anderen Fall, als das Feuer von einem Zweirad auf ein Auto und dann auf ein Haus übersprang. Das habe er auf keinen Fall geplant, versichert der junge Mann. Menschenleben hätten nie gefährdet werden sollen, „das wäre zu krass gewesen“. „Wollten Sie dem Feuer sagen, es soll bloß auf der Plane bleiben?“, fragt die Vorsitzende sarkastisch.
Die Taten waren „in Ihren Worten schon ziemlich ‚asi’“, findet Staatsanwalt Philipp Scharfenbaum und erinnert daran, dass Siegener über Tage mit „nackter Angst“ gelebt hätten, „buchstäblich die Hosen voll hatten“. Er freue sich, dass der Angeklagte „reinen Tisch“ machen wolle, nehme ihm die Behauptungen, nicht überall beteiligt gewesen zu sein, aber nicht ab. Der 15-Jährige sagt unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus. Vorher ist schon zu erkennen, dass seine Darstellung von der des anderen Angeklagten abweicht.
Die Verhaftung
Später erfahren Gericht und Zuhörer, wie die Jugendlichen in der Nacht zum 22. Mai festgenommen wurden: Die Siegener Polizisten, verstärkt durch Kollegen aus Netphen und Wittgenstein, hatten bereits eine Vorstellung von den Verdächtigen. Ein Beamter schildert, wie er dem Duo über Stunden in 150 bis 200 Metern Abstand folgte, mit ansah, wie sie gegen Schilder und Pfosten traten und einen Rollerfahrer beschimpften. Einmal kamen sie zurück und an ihm vorbei, „ich habe einen Betrunkenen gemimt und Übergeben vorgetäuscht“. Er habe sich über den Zaun gehängt, danach die Verfolgung wieder aufgenommen. Bei der Festnahme durch andere Kollegen blutete der Ältere am Fuß, konnte nur mit Hilfe seines Kumpels laufen – er habe sich den Fuß aufgeschnitten, als er eine Scheibe eintrat, erzählt der 18-Jährige.
Am Montag, 4. Dezember, werden die ersten Geschädigten der Taten vom Siegener Landgericht gehört.
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