Siegen-Wittgenstein. . Dr. Andreas Appelt aus Bad Berleburg tritt für die AfD in Siegen-Wittgenstein zur Wahl an: Er sieht den demokratischen Rechtsstaat in Gefahr.

„Ich bin kein gelernter Politiker“, sagt Dr. Andreas Appelt, „sondern ein ganz normaler Bürger.“ Einer, dem auffalle, dass es nicht mehr rund laufe in Deutschland; nicht so, wie er sich das vorgestellt habe, als er aus der ehemaligen DDR in den Westen kam. „Mir geht es um Deutschland, um die Menschen, um die nationale Identität“, sagt Appelt. Deshalb tritt er als Direktkandidat der AfD in Siegen-Wittgenstein an.

  • Hinweis: Die Kandidaten können sich den Ort für das Gespräch aussuchen. Appelt kommt in die Redaktion, als einziger der Bewerber in Begleitung: Michael Schlembach ist dabei, Sprecher des Kreisverbands Siegen-Wittgenstein.

Persönliches

Appelt erzählt von den DDR-Montagsgebeten, er wurde festgenommen, verurteilt. Er war bei der NVA, der Vater, ein Angestellter, hatte sich immer geweigert, in die SED einzutreten. Das fiel Appelt auf die Füße: Arzt wollte er werden, Diplomlehrer für Staatskunde und Geschichte sollte er werden. Er studierte trotzdem Medizin. Im März 1989 wurde Appelt ausgewiesen, landete in Bad Tölz, kam schließlich nach Bad Berleburg, arbeitete dort als Chirurg im Krankenhaus. Als Rentner ist er nebenher als Arzt im Rettungsdienst tätig.

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„Ich dachte damals, ich komme in einen demokratischen Rechtsstaat“, sagt Appelt. Seit ein paar Monaten erst ist er in der AfD aktiv. „Das hat sich entwickelt“, sagt er über die Gründe. Er sieht die Demokratie in Gefahr: Ein Stasi-Mann, den er kannte, sei klaglos in den bundesdeutschen Polizeidienst übernommen worden. „Dafür bin ich nicht in die Kirche und auf die Straße gegangen.“

Die Gegner

1. Merkel. „Sie vereinigt die Parteien unter ihren Fittichen zu einem Einheitsmatsch. Sie gibt die Richtung vor. So war es in der DDR auch.“ Die „Altparteien“: Blockparteien. Keine Opposition.

2. Die Medien: „In der DDR habe jeden Abend Tagesschau geschaut“, sagt Appelt. „Heute nicht mehr. Es wird nicht alles erzählt, was in der Welt geschieht.“

  • Anmerkung des Autos: In manchen „Medien“ werden auch Dinge erzählt, die in der Welt nicht geschehen sind.

3. Die anderen Parteien: „Mir geht es um Deutschland, um die Menschen, um die nationale Identität. Eine über 1000-jährige Geschichte darf man nicht einfach wegwerfen“, sagt Appelt. Die Kirchen hätten keine eigenen Standpunkte mehr – Stichwort Ehe für alle –, vertrete Regierungspositionen, genau wie die Gewerkschaften und die anderen Parteien. Und alle seien sie gegen die AfD. Martin Schulz etwa. „Ein ehemaliger Alkoholiker ohne richtigen Schulabschluss und richtige Ausbildung stellt sich hin und beschimpft die AfD?“, schimpft Appelt.

Dass die Grünen dem Einsatz im Kosovo zustimmten, kann Appelt ihnen nicht verzeihen. So etwas tue eine Partei nicht, die sich für Umwelt und Frieden stark macht. Appelt will die Allgemeine Wehrpflicht zurück: „In der aktuellen weltpolitischen Lage können wir darauf nicht verzichten“, sagt er – Trump, Nordkorea,... Deutsche Soldaten würde er aber nur in Europa einsetzen, zur Verteidigung. Auch da bestehe Kriegsgefahr: Wenn Russland im Baltikum einmarschiere etwa. „Wir müssen unsere Heimat verteidigen“, so Appelt, „wir haben bald nichts mehr, was wir verteidigen können.“

Flüchtlinge

Das Stichwort: ein, wenn nicht das AfD-Thema. Mit der Grenzöffnung habe die Kanzlerin gegen das Grundgesetz verstoßen, so Appelt – und überhaupt: Wie viele dieser Menschen seien denn wirklich Flüchtlinge? „Ein Kollege fährt jedes Jahr mit Frau und Kindern nach Afghanistan in den Urlaub – ist da wirklich überall Krieg?“ Man müsse den Menschen dort helfen, wo sie leben. „Die sollen etwas lernen, was sie Zuhause auch anwenden können – und dann zurück.“

  • Anmerkung Autor: Eine Meinung, die durchaus auch bei anderen Parteien mehrheitsfähig (geworden) ist.

Bei der Einwanderung sei Australien Vorbild: Flüchtlinge würden dort auf einer Insel untergebracht, geprüft und medizinisch untersucht und dürften bei Eignung ins Land. „Humanitäre Hilfe ist keine Frage; ich weiß wie es ist, wenn an der Grenze geschossen wird“, sagt Appelt. Aber wenn es so weiter gehe mit der Einwanderung werde Deutschland ein islamischer Staat, „allein durch die Geburtenraten.“ Die Muslime nutzten die Vorteile des demokratischen Systems – aber nur so lange, wie sie in der Minderheit seien. Auch in der Frage müsse man sich andere Meinungen wenigstens anhören, so Appelt, man müsse sie ja nicht teilen.

  • Anmerkung: Hiermit geschehen.

Und bis zum letzten Parteiprogrammpunkt fände er in der AfD auch nicht alles prima.

  • Anmerkung: Da wären wir dann schon zwei.

Die Region

„Wittgenstein ist zu schlecht angebunden“, sagt Appelt, Straßen, und Gleise in miesem Zustand. Es gelte, den Mittelstand zu stärken, den „treibenden Motor der deutschen Wirtschaft“. Die Ausbildung müsse verbessert werden, Schulen bräuchten mehr Computer – „Landesthemen“ wirft Michael Schlembach ein –, „die jungen Leute gehen in die Städte, wenn sie keine guten Arbeitsplätze haben, ist doch klar.“

  • Amerkung: Vielleicht verlassen sie Wittgenstein auch aus anderen Gründen.
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