Siegen-Wittgenstein. . Das alte Warninstrument wird wieder flott gemacht. Satelliten transportieren die Notfallwarnungen für den Kreis Siegen-Wittgenstein überallhin.
- Rund 450 000 Euro haben die Städte und Gemeinden des Kreises seit 2014 bekommen, um Sirenen flott zu machen
- Entweder ein Beauftragter muss diese auslösen oder die Sirenen müssen digital aufgerüstet werden
- Erklingt die Sirene: Aufforderung, Radio oder Fernsehen einzuschalten für weitere Informationen
Die „Amtliche Unwetterwarnung“ vor Gewitter und Starkregen kommt aufs Handy. Wieder einmal. Auch an diesem Donnerstagnachmittag. „NINA“, die Abkürzung steht für „Notfall-Informations- und Nachrichten-App“, kommt vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Sie ist, eigentlich, so etwas wie eine moderne Sirene. Wobei das Original gerade eine Renaissance erfährt. „Die Welt hat sich verändert“, spielt Helge Klinkert, Dezernentin des Kreises, auf die neuen Qualitäten von Schreckensmeldungen an. Der Bevölkerungsschutz gerät ins Blickfeld. „Da spielen Sirenen weiterhin eine Rolle“, sagt die Dezernentin, „wenn auch nicht unbedingt mehr die Schlüsselrolle.“
Wie kommen die Warnungen zu den Bürgern?
Rund 450 000 Euro haben die Städte und Gemeinden des Kreises seit 2014 bekommen, um ihre eingemotteten Sirenen wieder flott zu machen — ausgestattet mit einem vom Kreis bereitgestellten Schallgutachten, um auch die am besten geeigneten Standorte. Während die Wittgensteiner Kommunen sich für mobile Sirenen entschieden haben, die auf Fahrzeuge montiert werden, setzen zum Beispiel Siegen und Kreuztal, Netphen und Hilchenbach, auf die an Gebäuden installierten Warnmittel. Wenn die Stadt dann Beauftragte mit Meldeempfängern ausstattet, die die Sirene in Gang setzen, hat sie ein Minimum geleistet. Natürlich kann die Sirene auch direkt von „MoWaS“ angesteuert werden — „die teuerste Lösung“, räumt Helge Klinkert ein.
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Was ist MoWaS?
„MoWaS“ ist das „Modulare Warnsystem“ des Bundes, das satellitengestützt Warnmeldungen verbreitet — an die Medien, im Internet, an die Bahn, die Leitstellen der Kreise. Von dort gelangen Meldungen ins Radio, ans Fensehen und eben auch an NINA und die Sirenen. Aufgabe jeder Kommune ist es, dafür zu sorgen, dass ihre Bürgerinnen und Bürger im Notfall gewarnt werden. Besonders dann, wenn — wie vor einigen Jahren in Siegen passiert — das komplette Telefonnetz ausfällt. Auch in Hilchenbach ist jetzt die Entscheidung für die Sirene gefallen. Wenngleich mit gewisser Skepsis: „Am Ende denken die Leute, es ist eine Übung“ , sagt Stadtrat Udo Hoffmann.
Was bedeutet die Sirenenwarnung?
Heute ist das da, wo es überhaupt noch oder schon wieder Sirenen gibt, ausschließlich ein Ruf zum Einsatz an die Feuerwehrleute. Künftig ist das mehr: die Aufforderung, Radio oder Fernsehen einzuschalten — dahinter verbergen kann sich die Warnung vor Starkregen einem drohenden Dammbruch, einem terroristischen Anschlag...
Funktioniert das jetzt schon?
Dezernentin Helge Klinkert ist über das frühe Publikwerden der Sirenenaufrüstung nicht glücklich: „Entscheidend ist, dass die Bevölkerung die Sirene als Weckruf versteht“ — nämlich Radio oder Fernsehen einzuschalten. Das aber will zum einen geübt werden, nachgedacht wird dazu über landesweite „Sirenentage“. Zum anderen aber muss sichergestellt sein, dass die Sender dann auch tatsächlich Informationen haben und weiterverbreiten. Der „Warnerlass“, den das Land dazu herausgibt, ist jedoch noch nicht fertig.
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An wen wenden sich Bürger, die nach einer Warnung mehr wissen wollen?
Sie wählen den Notruf und landen bei der Leitstelle der Feuerwehr. Dass dann mehr Kapazität erforderlich ist, um eine Flut vom Anrufen zu bewältigen, liegt für Helge Klinkert auf der Hand. Dafür eine neue „Sirenennummer“ zu schalten, wie es im Rheinisch-Bergischen Kreis angeregt wurde, hält die Dezernentin nicht für zweckmäßig: „Wie schwierig das ist, eine neue Nummer zu etablieren, sehen Sie am hausärztlichen Notdienst.“
Was geht noch?
Ganz viel. „MoWaS“ kann zum Beispiel auch die Rauchmelder in jeder Wohnung ansteuern und in Gang setzen, sozusagen als Schlafzimmer-Sirenen. „Wahrscheinlich in 50 Jahren", sagt Dezernentin Helge Klinkert. „Das ist jetzt noch Science Fiction“.
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