Kreuztal. . Björn Eckert ist bereits mit 16 Jahren den Grünen beigetreten - und bewirbt sich jetzt im Wahlkreis Siegen-Wittgenstein II für den Landtag.
Als Kind, sagt Björn Eckert, habe er gerne Wahlberichterstattung im Fernsehen geschaut. Für ihn sei es „faszinierend gewesen, dass Menschen gemeinsam etwas verändern wollen“. Mit 15 kam er zu den Grünen, mit 16 wurde er Mitglied. Heute, mit 24, ist er deren Landtagskandidat im Wahlkreis Siegen-Wittgenstein II.
„Man könnte mich schon als Politik-Nerd bezeichnen“, sagt der Kreuztaler, der bei einem Industrieunternehmen in Neunkirchen als Einkäufer arbeitet, über sich selbst. Als Teenager wurde ihm klar, dass er nicht nur zusehen, sondern mitmachen möchte. Auf der Suche nach einer geeigneten Partei landete er bei den Grünen, „wegen der sozialen Komponente“.
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Als Ort fürs Interview hat er das Berufsbildungszentrum (bbz) der IHK Siegen in Geisweid gewählt, denn „eines meiner Schwerpunktthemen ist die berufliche Aus- und Weiterbildung“. Damit befasst er sich nicht nur in der Theorie: Er macht im bbz gerade die berufsbegleitende Weiterbildung zum Technischen Fachwirt. Unterricht ist zwei Mal wöchentlich, samstags und mittwochs nach Feierabend.
Die Grünen seien „eigentlich eine klassische Akademikerpartei“, sagt Eckert. „Da ist man als jemand mit Ausbildung schon ein Sonderfall.“ Ein Studium wäre möglich gewesen, aber nach dem Abitur „wollte ich erst einmal etwas Sicheres in der Tasche haben“. Der entscheidende Punkt ist für Eckert, wie er betont, dass jeder und jede tatsächlich die Wahl hat, in welche Richtung er oder sie gehen möchte.
Chancengleichheit schaffen
„Mir geht es um soziale Gerechtigkeit, um Chancengerechtigkeit. Wir sollten Menschen, die Nachteile haben, unterstützen, damit ihnen die gleichen Wege offenstehen wie allen anderen.“ Einer dieser Nachteile sei Armut – wenn Kinder im Elternhaus zu kultureller Teilhabe, Förderung, selbst zu Büchern keinen Zugang hätten.
Da seien Gesellschaft und Politik gefragt, es gelte „bei frühkindlicher Bildung anzufangen“ und Qualitätsstandards zu sichern. Die sich dann durch die weitere Bildungsbiografie ziehen sollten: „längeres gemeinsames Lernen, gebührenfreies Studium“, zählt Eckert auf.
Das bedeute keine Einmischung des Staats ins Familienleben. „Es geht nicht um Erziehung, die ist Sache der Eltern“, unterstreicht der 24-Jährige. „Es geht um Unterstützung.“ Auch berufliche Weiterbildung sei ein Aspekt: „Da müsste es mehr staatliche Angebote geben. Bisher sind es oft private Anbieter, die in diesem Bereich tätig sind, und das ist für Geringverdiener manchmal ein Problem.“
Die Umweltthematik, die bei den Grünen in Natur der Sache liegt, sieht Eckert weniger ideologisch als vielmehr unausweichlich. Die Frage nach Berücksichtigung von Umweltbelangen stelle sich gar nicht, weil sie schlicht gegeben sei. „Wir müssen da Lösungen finden“, sagt er. Der Klimawandel sei vom Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit auch nicht zu trennen, denn bisher seien es vor allem arme Länder, die unter seinen Folgen zu leiden hätten. Noch.
Einstimmig als Landtagskandidat nominiert
Eckert wurde vom Kreisverband einstimmig als Landtagskandidat ins Rennen geschickt. Er hat trotz seines relativ jungen Alters einige Erfahrung, ist unter anderem Ratsmitglied in Kreuztal und Kreisverbandssprecher der Grünen. Beruf, Weiterbildung, Politik nehmen viel Zeit in Anspruch, lassen ihm aber immer noch genug Luft, um abends etwas mit Freunden zu unternehmen oder am Wochenende zum Schalkespiel zu fahren. „Und Politik ist ja auch Freizeit für mich.“
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Gerade im Kommunalen sei das spannend, denn „man kann die Dinge sehen, die man voranbringt.“ Auf allen Ebenen aber „muss man Politik niedrigschwelliger machen. Viele Bürger sehen eine Distanz zwischen sich und der Politik.“ Eckert wünscht sich das anders. Dass junge Leute sich dabei generell nicht für Politik interessieren würden, glaubt er nicht: „Sie interessieren sich nur nicht für Parteiarbeit.“
Mit Listenplatz 52 geht er nicht von einem Einzug in den Landtag aus – bei der letzten Landtagswahl zog die Liste bis Platz 29. Aber er sieht seine Kandidatur als Möglichkeit, „Themen nach vorne zu bringen – und auch ein Signal gegen Rechts zu setzen.“ Es ist das, was ihn als Kind schon an Politik faszinierte: Die gemeinsame Arbeit aus dem Willen zur Veränderung heraus. „Ich sehe mich nicht als Einzelkämpfer“, sagt der 24-Jährige. Und ich sehe mich nicht als Politiker: Ich engagiere mich politisch.“
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