Siegen. . Siegens ältestes Gebäude ist sanierungsbedürftig. Die Gemeinde stellt sich auf Kosten von bis zu einer Million Euro ein und sucht Unterstützer.
- Mauerwerk der Martini-Kirche bröckelt: Fugen und Steine sind schadhaft
- Kirchengemeinde hat Förderverein gegründet und sucht weitere Unterstützer
- Kosten der Sanierung werden vermutlich im siebenstelligen Bereich liegen
Die Martini-Kirche ist sanierungsbedürftig, die Kosten werden wahrscheinlich in den siebenstelligen Euro-Bereich gehen. Um die Sanierung umsetzen zu können, hat die evangelische Martini-Kirchengemeinde einen Förderverein eigens für diesen Zweck gegründet, der Unterstützer sucht. „Ich bin zuversichtlich, dass es klappt“, sagt Pfarrerin Ute Waffenschmidt-Leng. Immerhin gehe es um ein besonderes Gebäude.
Welche Probleme gibt es?
Die Kirche wurde 1944 bei der Bombardierung Siegens weitgehend zerstört, neu aufgebaut und 1949 wieder eingeweiht. Sie besteht aus Bruchsteinmauern – und die erweisen sich nun als Problem. Nicht nur die Fugen bröckeln, auch einige der vielen verwendeten Gesteinsarten sind brüchig, wie Waffenschmidt-Leng erläutert. Die Risse und Lücken sind heikel, weil Feuchtigkeit eindringt. Bei niedrigen Temperaturen gefriert diese, dehnt sich aus und schädigt die Substanz zusätzlich.
Besteht konkrete Gefahr?
Nein. Die Gemeinde ließ vorsichtshalber ein Vordach aus Holz über dem Haupteingang anbringen, da auch Portal und Fensterbögen bröckeln. An einigen Stellen wurde mit Gips ausgebessert, auf einem Vorsprung haben Profis – ehrenamtlich – mit Hilfe einer Hebebühne Steinplatten fixiert. „Wir haben die Verkehrssicherungspflicht“, sagt die Pfarrerin. Überlegungen für die Sanierung gebe es bereits seit drei bis vier Jahren. Das Spezialunternehmen, das 2013 die Stadtmauer an der unteren Kölner Straße sanierte, „hat damals draufgeschaut – und da ist die Tragweite noch einmal deutlich geworden“.
Förderverein für die Martinikirche in Siegen
Wieso wird nicht direkt saniert?
Grund sind die Kosten, „eine Million, davon wird man ausgehen müssen“, sagt Waffenschmidt-Leng. Der Aufwand ist enorm, wie ein hinzugezogener Architekt unterstrichen habe. „Es wird jeder Stein herausgenommen und angeguckt“, erklärt die Pfarrerin. „Manche wird man wiederverwenden, manche austauschen müssen.“ Mit einer Schicht Putz über dem Mauerwerk sei es nicht getan, weil dann das Grundproblem weiterhin bestehe – nur eben unter Putz.
Wo kommt das Geld her?
Die Gemeinde ist zuständig, hat das Geld aber nicht. 1991 wurde der Innenraum für viel Geld renoviert, „unsere Rücklagen sind aufgebraucht“. Etwa ein Viertel der Kosten für die Mauer-Maßnahme, schätzt Waffenschmidt-Leng, übernehme der Kirchenkreis, der vor einigen Jahren extra für denkmalgeschützte Kirchen seinen Baufonds geöffnet habe. Außerdem bemüht sich die Gemeinde um Fördermittel. Für den Rest hofft die Gemeinde auf Spenden.
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Was macht die Martinikirche besonders?
Sie gilt als Siegens ältestes Bauwerk. Urkundlich erstmals erwähnt ist sie laut Waffenschmidt-Leng 1311, errichtet wurde die erste Martinikirche an dieser Stelle aber vermutlich im 11. Jahrhundert. Das Gebäude wurde mehrfach zerstört und neu aufgebaut. Für die Siegener, da ist die Pfarrerin überzeugt, hat sie einen besonderen Status – auch für Menschen, die mit Kirche wenig am Hut haben. Das liege nicht nur an ihrer prominenten Position über dem Kölner Tor: „Viele haben einen emotionalen Bezug, vielleicht wegen einer Trauung oder einer Taufe.“ Die Kirche wird auch für Empfänge, Ausstellungen und Konzerte genutzt: „Es ist ein Gebäude, das nicht nur gottesdienstliche Relevanz hat.“
Lohnt sich der Aufwand?
„Wir sehen die Verantwortung. Wir lassen so ein Gebäude nicht verkommen“, betont Waffenschmidt-Leng. „Das wäre das Letzte.“
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Kontakt zum Förderverein über www.martini-siegen.de.
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