Eiserfeld. . Weihnachtswichtel Hendrik Schulz reaktiviert alte Bastelkenntnisse und hilft den Frauen vom Mädelskramladen beim Basteln für den guten Zweck.
Janine Schneider-Arns hat mal eben zwei Weihnachtsengel-Bastelvorlagen gemacht. „Mal eben“, wie versierte Bastlerinnen das so fix zwischen Tür und Angel halt machen. Ein kleinteiliges Figürchen aus Bestandteilen, die für alle möglichen Zwecke produziert wurden, Pfeifen reinigen zum Beispiel (macht das eigentlich noch irgendwer? Und wenn ja: Jemals pinke Pfeifenreiniger benutzt?). Oder Wäscheklammern – klar, das werden Engel-Füße.
Wir Journalisten laufen durch die Gegend und prüfen die Welt daraufhin, ob irgendwas einen Artikel wert ist. Bastlerinnen sehen die Welt und ihre Bestandteile wohl als potenzielles Bastelmaterial an.
Weihnachtsengel-Erlös an Ärzte ohne Grenzen
Für einen nicht zu hohen Betrag können die Weihnachtsengel im Mädelskramladen, Eiserfelder Straße 445 in Siegen, gekauft werden. Im Namen aller Beteiligten bitten wir potenzielle Käufer um eine Spende – nicht fürs Basteln, sondern zugunsten der Organisation Ärzte ohne Grenzen. Infos auf www.maedelskramladen.com
Neun kreative Ecken – ein Laden
Das klassische Basteln mit Heißklebepistole, Schere und buntem Papier ist gar nicht mal das Kerngeschäft von Annette Plachner, Franziska Menn, Janine Schneider, Martina Loos, Simone Schreiber und Susanne El-Haschimi-Schreiber, die sechs Neuntel der Besitzerinnen des Mädelskramladens in Eiserfeld darstellen. Der Mädelskramladen ist bis unters Dach vollgestopft mit Dingen, die jedes Zuhause schöner machen, mit guten, kreativen Ideen und jeder Menge Fingerfertigkeit. Franziska Menn zum Beispiel bemalt Puppen, Simone Schreiber ist die Königin der Kurzwaren. Jede der neun Frauen hat eine eigene Ecke im gemeinsamen Laden.
Jedenfalls habe ich früher in der Schule auch basteln müssen und bin zudem Sohn einer Mutter, die kartonweise selbstgebastelte Deko für fünf Jahreszeiten (Frühling, Sommer, Herbst, Advent, Winter) ihr Eigen nennt.
Die Aufgaben
Mit einer Zackenschere zerschneide und säume ich weißes Tuch, das werden die Engel-Kleider. Ein paar sind zu breit, ein paar Zacken etwas ausgefranst, die rechte Hand schmerzt von einem Bewegungsablauf, den sie sonst nie durchführen muss – aber wir haben Engelkleider.
Die Mädels – Franziska Menn hat ihre Töchter Isis und Lydia dabei, Martina Loos ist mit Emily da – kommen auch ohne den Typen mit den ungeschickten Fingern zurecht; merkt man sofort, aber ein bisschen Hilfe ist auch Hilfe. Weil da im Grunde nicht viel schiefgehen kann, fädle ich als nächstes für einen Knopf-Weihnachtsbaum Knöpfe auf einen Gummifaden: Ein paar kleine für den Stamm, dann einen großen und immer schmaler werdende für die Tannenform. Das war Susanne El Haschimi-Schreibers Idee, sie lobt meinen Ansatz, beide Faden-Enden gleichzeitig durch die Knopflöcher zu fädeln. Ich platze vor Stolz.
Hier entstehen die Engel
Verbrannte Finger an der Heißklebepistole
„Machts Spaß?“, fragt Annette Plachner, grinsend von Ohr zu Ohr. Tut’s wirklich! Es wird gebrabbelt und geschnackt, die Kinder wuseln durch den Raum, helfen mal hier und da wie Lydia, die vierjährige Tochter von Franziska Menn oder verzieren wie am Fließband Holzkugeln mit Frisuren und Gesichtern, wie Emily Loos. Die Engelkleider zu raffen ist mein Job; Nadel, Faden, dicke Finger – der schnellste bin ich nicht, aber die anderen müssen auch nicht warten.
Während ich fummele, haben sie sich die Finger an der Heißklebepistole verbrannt und trotzdem makellose Engelsflügel aus Filz auf Pfeifenputzer-Engelarme geklebt, Kinder zum Tischtennistraining gebracht und Nachschub besorgt, nebenbei einige Engel mit besonderen Accessoires wie Federboas bestückt und am Ende haben wir knapp 30 Engel und einige Knopf-Tannenbäume zusammen. Einer baumelt schon an meinem Rückspiegel.
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