Netphen. . Silvana Denker ist Plus-Siza-Model und Fotografin. Zuletzt sorgte sie mit ihrerAktion „Bodylove“in der Siegener Innenstadt für Aufsehen. Ein Interview mit einer selbstbewussten Frau.

Silvana Denker hält nichts von Hungerhaken. Sie ist eine hübsche 31-jährige Frau und steht zu ihren Kurven. Als Plus-Size-Model ist sie sehr gefragt – ob London, Kopenhagen oder Los Angeles, sie wird international für Fashion Shows gebucht. Dort läuft sie auch in Dessous. Ihre Konfektionsgröße 44 bei einer Größe von 177cm hält sie davon nicht ab. Im Gegenteil: Sie ist glücklich. „Ich finde toll, dass es immer mehr Models mit normalen, realistischen Figuren gibt und bin stolz, dass ich meinen eigenen kleinen Teil dazu beitragen darf“, sagt sie. Zudem ist sie Fotografin mit einem Fotostudio in Netphen. Aktuell sorgte sie mit ihrer Aktion „Bodylove“ für Aufsehen, bei der sie acht Frauen mit „realistischen Körpern“, wie sie es nennt, in Unterwäsche durch die Stadt laufen ließ (wir berichteten). Im Interview erzählt sie mehr zu den Hintergründen, über ihre Plus-Size-Modelanfänge und ihr Leben.

Wie haben Sie die Frauen dazu bewegt, an ihrer Aktion teilzunehmen?

Silvana Denker: Ich habe das Glück, mir in den letzten Jahren einen guten Namen gemacht zu haben. Außerdem waren ganz viele von der Idee begeistert und wollten gern ein Teil davon sein. Tatsächlich brauchte es kaum Überredungskünste – was mich sehr gefreut hat, weil es ja auch für mich und meine Arbeit eine schöne Rückmeldung ist.

Was wollten Sie mit der Aktion bezwecken?

Die Aktion steht für mehr Selbstliebe und Akzeptanz und fand im Rahmen meiner Fotoserie Bodylove statt. Mir geht es darum, Menschen zu zeigen, wie sie sind: dünn, dick, klein, groß, tätowiert, mit Behinderung oder schwanger. Ich will die Vielfalt zeigen und dass es nicht den einen perfekten Körper gibt, wie er in den Medien propagiert wird, sondern wir alle mit unseren kleinen Unvollkommenheiten schön sind.

Was hat Sie dazu bewegt Plus-Size-Model zu werden?

Ich bin im Jahr 2010 zufällig zum professionellen Modeln gekommen. Früher habe ich als Hobby ein paar Shootings gehabt, aber auch damals, mit Kleidergröße 38, nie geglaubt, damit Geld verdienen zu können. Ich war Fotografin und eine Freundin bat mich, sie für einen Modelcontest von Ulla Popken für große Größen zu fotografieren. Ich schaute mir das selbst an und schickte ebenfalls zwei Fotos ein, mehr aus Jux und Dollerei, wie man so schön sagt. Tatsächlich erfuhr ich dann einige Monate später, dass ich es unter die letzten Sechs geschafft hatte. Und obwohl ich nicht gewonnen habe, wurde ich kurz darauf von meiner ersten Agentur unter Vertrag genommen und – nur wenig später für meinen ersten Job in Los Angeles gebucht.

Auf welche Kampagne sind Sie besonders stolz?

Aktuell bin ich in Hamburg, wo ich am Samstag auf einer großen Fashion- Show laufen werde, zusammen mit Hayley Hasselhoff, der Tochter von David Hasselhoff. Ich hatte Jobs in London, Kopenhagen, auf Mallorca, in Las Vegas, Los Angeles und so ziemlich jeder größeren Stadt in Deutschland. Aufregend ist es, sich selbst dann irgendwo im Geschäft hängen zu sehen. Einmal waren wir in Dänemark im Urlaub und dort hingen in einem Kaufhaus Poster mit mir, das war schon ein Wahnsinnsgefühl.

Wie würden Sie sich selbst beschreiben?

Aktuell bin ich mollig. Nach einer Knie-Op, Reha und einigen Monaten ohne mein gewohntes Sportprogramm, habe ich einige Kilos zugenommen. Für mich ist das aber kein Grund, mich zu verstecken. Heute präsentiere ich mich in Unterwäsche. Vorher habe ich mich als kurvig bezeichnet. Aber ich bin ein netter Mensch und reduziere mich und andere nicht auf Äußerlichkeiten.

Wurden Sie wegen Ihrer Aufnahmen schon kritisiert?

Wegen meiner Aufnahmen selbst nicht, allerdings gab es nach Interviews im Nachhinein oft auch beleidigende Kommentare, teilweise unter der Gürtellinie. Zum Beispiel, dass ich mit dem damaligen Gewicht doch nur faul auf der Couch sitze, Chips fresse und mich nicht bewege. Zu der Zeit war ich gerade im Training für einen Triathlon. Andererseits kommen aber auch Kommentare von Menschen, die fragen, wo ich denn bitte Plus Size sein soll, da sie sich unter dem Begriff etwas anderes vorstellen.

Was sagen Ihre Freunde zu Ihrem Beruf?

Tatsächlich ist es so, dass sich mein Freundeskreis in den letzten Jahren sehr verändert hat. Ich habe so viele Menschen kennengelernt und die meisten Freunde, die ich heute habe, stammen selbst aus der Branche. Ich bin ja fast nur unterwegs und in fast jeder Stadt treffe ich andere Bekannte. Mein Freund ist wahnsinnig stolz auf mich und meine Arbeit, das rührt mich immer sehr.

Was raten Sie Frauen, die nicht dem 90-60-90-Model entsprechen?

Seid entspannter mit euch selbst, geht liebevoller mit euch um. Kaum eine Frau entspricht dieser Vorgabe. Es gibt so viel Wichtigeres im Leben als sich ständig darüber Gedanken zu machen, welche Zahl auf der Waage steht.

Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft, beruflich und persönlich?

Ich kann wirklich sagen, dass ich gerade sehr glücklich bin, gesundheitlich geht es mir wieder gut, mit der Liebe klappt es und ich arbeite in meinen Traumjobs, kann Menschen glücklich machen und etwas bewegen. Darüber freue ich mich sehr.

Besuchen Sie uns auch auf Facebook.