Netphen/Siegen. . Die Vorgänge um das Heim in Netphen-Salchendorf, das wegen „massiver Gefährdung des Kindeswohls“ geräumt wurde, ziehen Kreise. Nach der Veröffentlichung meldeten sich ehemalige Bewohner beim Jugendamt.

Das Jugendamt des Kreises Siegen-Wittgenstein hat am Mittwoch die Staatsanwaltschaft offiziell über Vorgänge in den Wohngruppen unterrichtet, die die Behörde dazu veranlasst hat, wegen „massiver Kindeswohlgefährdung“ Jugendliche aus dem Heim herauszuholen und sie in Obhut zu nehmen.

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19 Kinder und Jugendliche waren am Montagabend in Obhut genommen worden, zwei weitere am Tag danach. Ein älterer Jugendlicher, so Torsten Manges, Sprecher der Kreisverwaltung, sei auf eigenen Wunsch in der Wohngruppe geblieben. Die Entscheidung, wo er in Zukunft betreut wird, „überlassen wir dem zuständigen Jugendamt“. Die Sieben- bis 17-Jährigen stammen nicht aus dem Kreisgebiet, sie waren von auswärtigen Jugendämtern in die Obhut des — „freien“ — Trägers gegeben worden.

Aufarbeitung der Vorkommnisse

Nach wie vor äußert sich das Siegen-Wittgensteiner Jugendamt nicht zu Details der Vorwürfe, auch die Staatsanwaltschaft hat bisher nicht Stellung genommen. Durch die Berichterstattung in dieser Zeitung scheinen die Vorfälle allerdings noch größere Dimensionen anzunehmen. Ehemalige Bewohner der Wohnstätte hätten sich beim Jugendamt gemeldet, berichtete Manges. „Wir fangen nun an, die Vorkommnisse in ihrer ganzen Tiefe und Dimension aufzuarbeiten.“

Die Betriebserlaubnis für das Heim hat das Landesjugendamt des Landschaftsverbandes erteilt. Für die Entscheidung, ob diese Erlaubnis entzogen wird, wird dort unter anderem auch die Frage der Überbelegung geprüft. Die Betriebserlaubnis galt nur für 16 Plätze, die auf zwei Standorte in Salchendorf (10) und Anzhausen (6) verteilt sind. Faktisch hat sich der Betrieb aber offensichtlich auf Salchendorf konzentriert.