Kreuztal. . Der albanische Student lässt die Karriere über seinen Weg entscheiden. Niederlassen will er sich aber trotzdem irgendwann

Parid Ndreka mag es in Kreuztal. Er mag das Dörfliche, dass es keine hohen Gebäude gibt. Oder Kredenbach. Da gibt es einen kleinen See, er findet es nett dort, war schon einige Male da. Eigentlich kommt er aus Albanien.

Erste Erfahrungen mit der Deutschen Bahn

Jetzt hockt er auf einer Wiese auf dem Hölderlin-Campus, hat die Beine zum Schneidersitz verschränkt und kneift ein wenig die Augen zusammen, weil die Sonne ihn so blendet. Für seinen Master kam er 2010 zum ersten Mal nach Siegen. „Meine erste Erfahrung hier habe ich mit den deutschen Zügen gemacht. Ich wollte an meinem ersten Tag die Bahn nehmen und der Fahrer sagte immer nur: ,Du kannst hier kein Ticket kaufen, der Automat ist kaputt.’ Ich habe kein Wort verstanden“, erinnert er sich. Heute kann er darüber lachen.

Ein Jahr blieb er, dann kehrte er zurück in seine Heimat. 2013 zog es ihn aber wieder her. Ein neuer Master in Mechatronik. „Ich habe hier viele Kontakte geknüpft und Freunde, die mir auch finanziell helfen können“, begründet er. Außerdem sei er eben sehr vertraut mit dem Ort und den Professoren an der Uni, auch wenn es zwischen der Universität Siegen und der Uni in seiner Heimat einige Unterschiede gibt. Die Hierarchie an deutschen Universitäten sei anders. Außerdem werde mehr geforscht, das gefalle ihm sehr gut. „In meinem Land studiert man nur die Theorie, hier sieht man auch praktisch, was man erreichen kann“, sagt er.

Parid Ndreka wollte schon immer im Ausland studieren. Besonders seinen Master haber er an einer anderen Universität machen wollen. „Zum Glück habe ich diese Gelegenheit. Das ist das Beste, was mir passieren konnte“, sagt er. Er spielt nachdenklich mit einem Grashalm herum. Er hatte Schwierigkeiten, sich im Siegerland heimisch zu fühlen. Die Mentalität der Menschen sei ganz anders als in seiner Heimat.

Doch auch er merkte, was eine der typischen Siegerländer Eigenschaften zu sein scheint: „Die Leute bauen am Anfang Barrieren auf. Es ist nicht einfach, die zu durchbrechen, aber wenn du es einmal geschafft hast, siehst du, dass sie sehr freundlich sind.“ Parid Ndreka kann sich vorstellen, länger hier zu bleiben. „Warum nicht?“, sagt er, als habe er vorher noch nie darüber nachgedacht.

Zukunft in Siegen abhängig von Job

Direkt hinterher sagt er aber, dass er nur bleiben wolle, wenn er hier auch einen Job finde. Seine Stimme klingt ein wenig geschäftsmäßig dabei und man merkt immer mehr, wie sehr sein Denken mit seinen Karrierezielen verwoben ist.

Karriereweg entscheidet über künftige Heimat des Albaners 

„Ich vermisse meine Heimat, aber wenn man sich die finanzielle und wirtschaftliche Situation anschaut, ist es sehr schwierig, dort einen Job zu finden“, sagt Parid Ndreka. Er vermisse auch seine Familie, aber die Karriere gebe nun einmal den Weg vor. Das ist seine Grundeinstellung, eine Überlegung, die hinter jedem Satz von ihm steckt, sobald er anfängt, über seine Zukunft zu reden. Die Karriere, die sei eben das wichtigste, weil man überleben müsse, lautet so ein Satz von ihm.

Und der nächste: „Es ist nicht einfach zu überleben, wenn du keinen Job hast.“ Man wisse nicht, was das Leben bringt, natürlich sei seine Heimat seine erste Wahl, aber es komme eben auf den Job an, wo er im Endeffekt leben werde.

Auch interessant

Parid Ndreka lacht nach diesen vielen ernsten Sätzen. „Es ist kein Problem neue Freunde zu finden. Die Deutschen sind nicht so hart, wie es erst aussieht, man hat hier viele Gemeinschaften. An irgendeinem Punkt fühlt man sich dann auch wirklich heimisch, nach einigen Jahren.“ Aber fehlt ihm nicht das Heimatgefühl? Geht es verloren, wenn man von Job zu Job huscht, die Karriere das nächste Ziel bestimmen lässt? Parid Ndreka, hält das Gesicht noch einmal in die Sonne, überlegt gar nicht lange.

Irgendwann müde bei der Jobsuche

„Ich habe Freunde, die suchen sich extra Jobs, die ihnen die Möglichkeit geben zu reisen“, erklärt er. Es sei einfacher, einen Job zu finden, wenn man frisch von der Uni komme, noch jung sei. Man müsse eben viel reisen, viele würden das auch so wollen. Junge Menschen seien viel anpassungsfähiger und irgendwann werde man eben müde, wolle einen stabilen Job, sich niederlassen. Parid Ndreka will das auch, nur eben jetzt nicht. Sein Schlusswort. Er steht auf, schultert den Rucksack und verschwindet schnellen Schrittes.

Folgen Sie uns auch auf Facebook.