Siegen. . Marco Da Costa erzählt von Startschwierigkeiten, Zwischenstationen und wieso Siegen eine Stadt der Möglichkeiten ist

Das Meyer ist leer und dunkel. Keine Musik dröhnt aus den Lautsprechern, kein Nebel umhüllt die Tanzfläche. Ein grüner Drachenkopf schaut grimmig, der einzige Farbklecks im Raum, in dem abends bunte Lichter rotieren. „Tagsüber ist die Atmosphäre im Club schon komisch“, sagt Marco Da Costa.

Er stellt einen Stehtisch auf und verschwindet hinter der Bar, öffnet sich eine Flasche Club Mate. Auf dem Boden ist ein menschlicher Umriss, der aussieht, als stamme er aus einer amerikanischen Krimiserie. „Totgefeiert“, ist Marco Da Costas Kommentar dazu, bevor er sich auf einen Hocker setzt und sich entspannt an den Tisch lehnt. Er zieht eine Grimasse.

„Ich komme eigentlich aus Münster, da sind gefühlt 200 Clubs. Und hier... drei!“, sagt er und gibt gleich Tipps, was ein Feierlustiger in Siegen finden kann. Er ist Student, arbeitet nebenbei im Meyer. Die Mittwochsparty für Studenten ist sein Werk. Da legt er auf. „Ich hab erst an der Theke gearbeitet, bis ein DJ zu mir gesagt hat: Hä? Wie, du kannst auflegen?“, erzählt er weiter.

Familie wohnt in Lissabon

Damals kam er gerade aus Lissabon, die Stadt, in der seine Familie wohnt und in der er selbst einige Zeit lang wohnte, die Stadt die „die Hände offen hält“. Als er zurückkehrte und sich ganz auf sein Studium konzentrierte, den Job im Meyer annahm, erst da ist er wirklich in Siegen angekommen.

Er runzelt die Stirn. Siegen mache es neuen Leuten nicht einfach, sich einzuleben. „Das ist keine Stadt die sagt „Hey, ich bin Siegen, schön dass du da bist, bitte nimm’ doch Platz“, beschreibt er in seiner ganz eigenen Art. Er ist davon überzeugt, dass man selbst aktiv sein und sich seinen eigenen Weg zusammensuchen müsse.

Uni Siegen empfängt Neulinge mit offenen Armen

Dabei glaubt er aber, das Studenten es in Siegen einfacher haben: Fluch und Segen zugleich findet er. Die Uni empfange neue Menschen mit offenen Armen, die Stadt mache die Anfangsphase eher schwierig. Es dauerte drei Jahre bis Marco Da Costa sich ganz auf Siegen einließ. Geholfen haben ihm seine Freunde: „Ich habe mit einer starken Truppe angefangen zu studieren, da saß man quasi in einem Boot.“

Student der Medienwissenschaft macht bald seinen Master 

Marco da Costa studiert Medienwissenschaften, mag, dass das so interdisziplinär ist und er sich nicht spezialisieren muss. Gewohnt hat er lange Zeit im Studentenwohnheim nahe der Uni, weil er viele amerikanische Collegefilme gesehen hat, in denen die Wohnheime ihm witzig vorkamen und irgendwie charmant. Jetzt ist er in den Endzügen seines Studiums, macht seinen Master.

Früher beim Campusradio

Nebenbei hat er sich selbstständig gemacht, produziert kleine Filme oder Audioproduktionen. Er hat Erfahrung, war früher beim Campusradio und hatte schon nach zwei Wochen eine eigene Sendung. „Mach mal“ wurde ihm gesagt. Marco Da Costa ist so ein „Mach-Mal-Typ“, nie um ein Wort verlegen, offen, kreativ.

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Er wiegt den Kopf leicht hin und her. „Ich veranstalte hier jeden Mittwoch diese Partys, habe ein Netz aufgebaut, das ich nicht missen möchte. Das ist so eine Herzensangelegenheit.“ Er steht hinter dem DJ-Pult. Eine leere Flasche Wasser steht dort. Eine Lichterkette erleuchtet seinen Arbeitsplatz, seinen Lieblingsort. Seine Hände bewegen sich sicher und schnell, während er einfach nur so an den Knöpfen spielt.

Er verschränkt die Arme und lehnt sich auf das Glasfenster, das den DJ von der tanzenden Menge abschirmen soll. „Aber es gibt für mich nicht die Heimat“, dabei legt er eine besondere Betonung auf das Wort „die“. Erinnerungsorte, Orte die er mit besonderen Erlebnissen verbindet, sind für ihn überall, in Lissabon, aber auch in Siegen. Wieder runzelt er die Stirn.

Siegen ein Ort der Möglichkeiten

„Siegen ist für mich ein Ort der Möglichkeiten und nicht der Vorgaben. In manchen Orten lebst du ein Leben, dass die Leute dir vorgeben. Hier konnte ich aber meinen eigenen Rhythmus finden und mich ausprobieren. Man darf Ideen haben und sich entfalten, Bitte schön, die Stadt steht dir offen“, sagt er und macht eine ausladende Geste, in der Hand die halb leere Club Mate.

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