Siegen. . Kaya Ferrero engagiert sich in der Bluebox. Sie vermisst in Siegen nichts und kann sich erstmal nicht vorstellen, hier wegzuziehen

Vor der bunten Tür der Bluebox hört man gedämpfte Stimmen, manchmal ein Lachen. Auf gemütlichen Sofas sitzen einige Jugendliche, diskutieren über Musik, irgendeinen deutschen Song. Kaya Ferrero sitzt mittendrin, vor ihr stehen heiße Nudeln, sie redet und lacht. Sie fühlt sich sichtlich wohl.

Durch das Theater in die Bluebox gekommen

„Schon seit mehr als drei Jahren arbeite ich hier regelmäßig“, sagt sie und wischt sich ein letztes Mal über den Mund. Sie sitzt jetzt in einer ruhigeren Ecke, ihre Freunde diskutieren im Hintergrund weiter. Sie ist durch das Theater in die Bluebox gekommen.

„2011 habe ich in den Herbstferien bei einem Stück mitgespielt, das im Lyz aufgeführt wurde. Mein Theaterlehrer hat mich dann gefragt, ob ich in der Bluebox bei einem Musical mitspielen will. Ich hatte noch eine Woche Ferien und dachte: Warum nicht?“, erzählt Kaya. Doch das Musical war nicht ihre erste Begegnung mit dem Kinder- und Jugendtreff. Schon als Kind machte sie hier ihre Hausaufgaben . Jetzt gibt sie selbst Nachhilfe, bringt manchen Jugendlichen Englisch oder Italienisch bei.

Kaya Ferrero spricht schnell und begeistert von ihrer Arbeit im Jugendtreff: „Wir sind eine ziemlich große Gruppe, ich glaube an die 25 Ehrenamtler, alle so zwischen 14 und 25 Jahre alt.“ Sie selbst ist 17 Jahre alt, findet es wichtig, sich für die Stadt zu engagieren in der sie lebt und aus der sie erst einmal auch nicht mehr weg möchte. „Früher habe ich immer gesagt, ich will unbedingt weg hier, weil Siegen nie das war, was ich mir gewünscht habe. Ich wollte etwas komplett anderes, etwas komplett neues“, erinnert sie sich. Das habe nicht an der Stadt gelegen, sie wollte bloß rauskommen, wegbleiben.

Sie glaubt, das 60 Prozent der Jugendlichen in ihrem Alter noch genauso denken. Die meisten die sie kennt wollen studieren, weggehen, neue Leute und ein neues Leben kennenlernen. Kaya Ferrero selbst will das nicht mehr. Erstmal jedenfalls. Das liegt an ihren Freunden in der Bluebox, die sie wie eine Familie aufgenommen haben, aber auch an der Hausgemeinschaft, in der sie lebt. „Wir haben ein Haus direkt an der Sieg. Wir sind dort drei Familien, ich wohne mit meiner Mutter und meiner Schwester ganz oben“, sagt sie und lässt es sich nicht nehmen, direkt aufzubrechen, um erst im selbstgestalteten Garten weiter zu erzählen.

Eigene kleine Welt mitten im Zentrum von Siegen 

Im Hintergrund ertönt stetes Rauschen. Holzbänke stehen kreuz und quer, ein selbstgemachtes Zelt spendet Schutz vor der Sonne. Um jeden Baum sind Blumen gebunden, ein buntes Gartenhäuschen schmiegt sich in die Ecke des kleinen Fleckens, auf dem es so viel zu entdecken gibt. Geht man um eine Ecke erhebt sich ein stattliches Baumhaus in den Ästen. Kaya Ferrero klettert direkt hinauf.

Als Kind stundenlang in der Sieg gespielt

„Im Sommer haben wir fast jeden Tag an der Sieg verbracht. Wir durften stundenlang in der Sieg spielen und haben die schönsten Schätze gefunden, wie Goldschmuck und Portemonnaies“, erinnert sie sich lächelnd zurück. Einmal hat sie sogar eine Pistole im Wasser entdeckt und die Polizei musste kommen. Sie sagt, dass sie sehr viel mit der Sieg verbinde.

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„Wir wohnen mitten im Zentrum von Siegen, aber haben uns eine eigene kleine Welt gebaut.“ Mit wir meint sie die anderen Familien, mit denen sie das Haus teilt. „Wir wohnen seit 12 Jahren zusammen und wenn wir mal etwas brauchen, können wir einfach runter gehen. Mit der Familie unter uns haben wir sogar das Haus gekauft“, sagt sie.

Zurück zu den Wurzeln

Ihr fehle in Siegen nichts, überlegt die 17-Jährige, während sie die Stufen des Baumhauses wieder hinab klettert. „Wenn man die richtigen Orte kennt und nicht so sehr auf die Innenstadt fixiert ist, gibt es vieles zu entdecken“, sagt sie. Dass manche behaupten, in Siegen sei nichts los, könne sie nicht verstehen. Selbst wenn es einen hier nicht halten würde, fänd sie es wichtig, immer wieder zurückzukehren, zu den Wurzeln eben.

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