Siegen. . Jetzt ist der Bär los: Die Pläne der Stadt, den Berliner Bären nicht an seinen angestammten Platz am Kölner Tor zurückkehren zu lassen, stoßen bei vielen Siegenern auf Unverständnis.

Die Verwaltung möchte dem Geschenk der Stadt Spandau nämlich lieber vor der City-Galerie eine neue Heimstatt bieten (Hier gehts zur Vorlage mit Bild). Gibt der Kulturausschuss am 21. April sein Okay, ist die Sache besiegelt.

Nicht ganz ernst gemeint: Der Berliner Bär in der Unterführung am Bahnhof.
Nicht ganz ernst gemeint: Der Berliner Bär in der Unterführung am Bahnhof. © WP

Auf der Facebookseite dieser Zeitung und beim Partnerschaftsverein Siegen-Wittgenstein-Spandau sind die Reaktionen bisher ziemlich brummig. Für die Umgestaltung des Kölner Tors und der Kölner Straße innerhalb des Projekts „Siegen – Zu neuen Ufern“ wurde Meister Petz Anfang Mai 2012 in einen verspäteten – und verlängerten – Winterschlaf geschickt. Noch döst der imposante Geselle nichts Böses ahnend im Geheimversteck vor sich hin; doch „nach Abschluss der Bauarbeiten fügt er sich gestalterisch nicht mehr in das Ensemble ein“, heißt es in der Verwaltungsvorlage über seinen alten Platz.

Vor der Mauer steppt der Bär nicht

Vor der Umgestaltung stand der Bär am unteren Ende einer Reihe von Blumenbeeten unterhalb der Imbissbude, „in das Ensemble integriert“, sagt Stadtbaurat Michael Stojan. Nun aber ist vor der Stadtmauer außer ein paar Sitzgelegenheiten nichts. Das sieht zwar schnieke und aufgeräumt aus, „aber der Bär wäre einsam auf weiter Flur“, so Stojan. „Solitär“, so der Stadtbaurat, „passt er in dem neuen Design nicht“. Die Projektplaner und etliche Beteiligte der Projektgruppe hätten sich damit schwer getan, „und ich kann mich nur anschließen“.

Solitär – als „Solibär“ – sieht die Verwaltung den Berliner Brummer also nicht. Diverse Standorte seien ins Auge gefasst worden. Kriterien laut Vorlage: „öffentlich zugänglich“, „hohe Besucherfrequenz“ und „technisch umsetzbar“ (etwa unter statischen Gesichtpunkten – so ein Bär wiegt immerhin). „Denkbare Standorte“ seien etwa die Brücke an der Berliner Straße über die Sieg gewesen, die Spandauer Schule oder „am Wohnmobilstellplatz in der Numbach“.

Der Wohnmobilstellplatz – wer kennt ihn nicht? Letztlich favorisiert die Stadt aber doch die etwas stärker frequentierte Fläche vor der City-Galerie, „zwischen der temporären Außengastronomie des Eis-Cafés und dem vorhandenen Baum“, präzisiert die Vorlage. Die Lösung sei „vertretbar“ sagt Michael Stojan: „Wir wollten einen Punkt haben, wo viele Leute vorbeikommen.“ Unter dem Gesichtspunkt öffentlicher Wirkung sei diese Stelle sehr gut.

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Erinnerungen an Henner und Frieder

Überrascht ist der Stadtbaurat von der Diskussion um den vorgeschlagenen Standortwechsel nicht. Schon die Frage, wo Henner und Frieder nach Wegfall der Siegplatte ihre Sockel aufschlagen werden, hatte im Jahr 2011 für Kontroversen gesorgt. Die Verwaltung wollte Bergmann und Hüttenmann einander gegenüber auf der neuen Oberstadtbrücke platzieren, Freunde des Gewohnten hätten die Sejerlänner Jongs gern auf der neuen Bahnhofstraßenbrücke stehen sehen, analog dem Standort der letzten Jahrzehnte. Nach vielen Diskussionen und einer Bürgerbefragung im Internet ging die Sache dann mit großem Vorsprung zugunsten des Verwaltungs-Favoriten aus: Henner und Frieder werden nach Abschluss des Neue-Ufer-Projekts die Oberstadtbrücke zieren.

Henner und Frieder hin, Bär her: Der Stadtbaurat wirbt bei allem Verständnis für die Liebe zum Altbekannten um Offenheit: „Über alternative Standorte nachzudenken ist legitim.“

Offener Brief an den Bürgermeister – Aus Herzen der Stadt nicht ins Abseits stellen 

Der Partnerschaftsverein Siegen-Wittgenstein-Spandau hat sich in einem offenen Brief an Bürgermeister Steffen Mues dafür ausgesprochen, den Berliner Bären wieder an die Stadtmauer am Kölner Tor zu stellen. Wir dokumentieren das Schreiben in Auszügen.

„Sehr geehrter Herr Bürgermeister Mues, mit großer Verwunderung hat der Partnerschaftsverein Siegen-Wittgenstein-Spandau die Verwaltungsvorlage 364/2015 für den Kulturausschuss der Stadt Siegen am 21. April zur Kenntnis genommen.

Der Vorschlag der Stadtverwaltung: Der Berliner Bär neben der City-Galerie
Der Vorschlag der Stadtverwaltung: Der Berliner Bär neben der City-Galerie © WP

Zurück ans Kölner Tor

Der Partnerschaftsverein bleibt bei seiner Forderung, dass der Berliner Bär an seinem ursprünglichen Standort bzw. in unmittelbarer Nähe aufgestellt werden sollte. Eine Zustimmung des Partnerschaftsvereins zum Standort vor der City Galerie gibt es nicht.

Die Verwaltung führt in der Vorlage aus, dass der Bär sich nach der Restaurierung der historischen Stadtmauer nicht mehr in das Ensemble einfüge. Dies ist eine sehr subjektive Sicht, die nach unserer Erkenntnis von einem Großteil der Siegener Bevölkerung nicht geteilt wird. So hat z.B. die Westfalenpost auf Facebook den von der Verwaltung vorgeschlagenen Standort publik gemacht und um Einschätzungen gebeten: Der Standort vor der City Galerie wurde durchweg als absolut inakzeptabel abgelehnt und die Forderung nach einer Wiederaufstellung am ursprünglichen Platz erhoben. Dieser Forderung schließt sich der Partnerschaftsverein noch einmal nachdrücklich an.

Bevölkerung zu Standort befragen

Bei der Frage, an welcher Stelle das Denkmal von Henner und Frieder wieder aufgestellt werden sollte, hat die Stadt ganz offensiv die Bevölkerung bei der Suche nach einem neuen Standort einbezogen. Uns ist nicht ersichtlich, warum dies beim Berliner Bären nicht ebenso geschieht. Die Bedeutung des Berliner Bären für die Siegener Nachkriegsgeschichte ist nicht zu unterschätzen. Der Bär war ein Geschenk der Stadt Spandau als Anerkennung und Dank für die Hilfe, die Siegen und Siegen-Wittgenstein vor allem den Berliner Kindern nach dem Zweiten Weltkrieg haben zukommen lassen. Auch mit Blick auf die Partner in Spandau ist es nicht zu rechtfertigen, den Berliner Bären von seinem prominenten, angestammten Platz im Herzen der Stadt Siegen zu verbannen und ihn ins Abseits zu stellen. Eine Versetzung des Bären vom angestammten Standort weg stößt sowohl bei Vertretern der Spandauer Verwaltung wie auch des dortigen Partnerschaftsvereins auf Unverständnis.

Der Partnerschaftsverein Siegen-Wittgenstein fordert die Verwaltung auf, die Vorlage 364/2015 zurückzuziehen bzw. die Mitglieder des Kulturausschusses, die Vorlage in dieser Form abzulehnen und einen Beschluss herbeizuführen, der zur Wiederaufstellung des Berliner Bärens im Bereich Kölner Tor führt.“

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