Siegen. . Ein 36-jähriger gelernter Busfahrer muss sich vor dem Amtsgericht in Siegen verantworten. Er geriet gleich mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt.

Immer wieder lächelt der Angeklagte ins Publikum. Seine Blicke gelten jedoch weniger den Teilnehmerinnen des Kurses Deutsch als Fremdsprache, die an diesem Donnerstagmorgen einen Ausflug an die Berliner Straße gemacht haben. Der 36-jährige Denis G. schaut vielmehr ständig zu den beiden Justizbeamten, die ihn kurz zuvor in Saal 172 gebracht haben. Dort sah sich der gelernte Busfahrer – er verbüßt derzeit eine Ersatzfreiheitsstrafe in der Justizvollzugsanstalt Attendorn – gleich vier Vorwürfen ausgesetzt. Sie reichen von Diebstahl bis zu Betrug.

Im August vergangenen Jahres ist er im Zug unterwegs, liest der Staatsanwalt aus der Anklage. Er will von Willingen nach Korbach. Allerdings kauft er keinen Fahrschein und wird prompt erwischt. Erschleichen von Leistungen nennen das Juristen. „Das stimmt“, gibt Denis G. zu. Die Fahrkarte hätte 20 Euro gekostet. Das Geld allerdings hat er nicht dabei.

In der Parfümerie

„Er war sehr freundlich“, sagt die 57-jährige Drogistin aus Kreuztal am Donnerstag im Zeugenstand. „Er kam in den Laden, hatte eine Tragetasche bei sich, die er auf den Tresen legte, dann sagte er, er würde sich umsehen wollen.“ Nichtsdestotrotz behält sie ihn im Auge. Und sieht, so sagt sie, wie er zwei Parfümtester in seiner Sporthose verschwinden lässt. „Das waren Tester“, betont Denis G. vor dem Amtsgericht, „ich dachte, die wären umsonst. In der City-Galerie habe ich auch schon Mal Proben bekommen. Gut, die waren kleiner – aber umsonst.“ Die Flaschen in Kreuztal sind es nicht. Der Vorwurf lautet Diebstahl.

Im Supermarkt

Nur wenige Stunden später, ebenfalls am 16. September 2014, soll der Beschuldigte in einem Kreuztaler Supermarkt Zigaretten eingesteckt haben. Und eine kleine Flasche Whiskey. Der Wert der Beute: etwa 50 Euro. „Daran kann ich mich gar nicht erinnern“, bedauert Denis G. „Ich war voll alkoholisiert.“ Ein Zeuge, der die Taten hätte bestätigen oder widerlegen können, erscheint nicht. Dieser Anklagepunkt wird am Ende eingestellt.

In der Dönerbude

Am 15. November drückt der Hunger. So sehr, dass Denis G. nicht mehr warten mag, bis er zu Hause ist. Er kehrt ein, in einen türkischen Imbiss an der Birlenbacher Straße in Geisweid. Und natürlich bestellt er, eine türkische Pizza. Allerdings weiß er, so wirft es ihm die Anklage vor, dass er nicht wird bezahlen können. Er hat kein Geld dabei. Der Schwager soll das Problem lösen, sagt der 36-Jährige aus. Er ruft ihn an und ringt ihm das Versprechen ab, mit Geld aus Siegen zu kommen.

Es bleibt jedoch beim Versprechen. Und Denis G.? Laut Staatsanwaltschaft greift er in den Selbstbedienungskühlschrank und genehmigt sich zwei Dosen Limonade. Das bringt ihm den Vorwurf des Betrugs ein. Widersprüche erhebt er am Donnerstag nicht. Richterin Dr. Hanne Grüttner verurteilt den juristisch bereits mehrfach in Erscheinung Getretenen zu neun Monaten Haft auf Bewährung. „Sehen Sie das als Ihre letzte Chance an“, gibt sie ihm mit, ehe er den Saal verlässt – in Begleitung der beiden Justizbeamten.

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