Wilnsdorf/Siegen. . Der Bauausschuss Wilnsdorf hat dafür votiert, einen Fußweg auf dem Gemeindegebiet nicht mehr nach dem NSDAP-Mitglied Wilhelm-Schmidt zu benennen.

Der Wilhelm-Schmidt-Weg ist Geschichte. Der Bau- und Umweltausschuss votierte am Mittwochabend einstimmig dafür, den Fußweg zwischen Pastor-Stenger-Straße und Am Marienhain im Obersdorfer Neubaugebiet Am untersten Johannes nicht mehr nach dem NSDAP-Mitglied zu benennen. Das Vorhaben geht auf eine Anregung von Ortsvorsteher Egon Dreisbach (CDU) zurück.

Der Bau- und Umweltausschuss hatte im Dezember 2009 beschlossen, den rund 100 Meter langen Fußweg nach Wilhelm Schmidt zu benennen. Das sorgte in der Vergangenheit für einige Irritationen. Nicht zuletzt, weil in unmittelbarer Nähe der Hedwig-Danielewicz-Platz an die Gattin des Obersdorfer Malers Carl Jung-Dörfler erinnert. Sie war eine der ersten Ärztinnen in Deutschland und hat als Jüdin unter dem Nazi-Terror Furchtbares durchmachen müssen.

Wilhelm Schmidt, Sohn des Maschinisten Jakob Schmidt, erläutert das Kreisarchiv, wurde am 18. August 1898 in Obersdorf geboren. Bekannt wurde der Bergmann als Dialektautor. Eines seiner umstrittenen Werke ist ein Gedicht, das er 1934 verfasste, „Reichskanzler Adolf Hitler, Ehrenbirger vah Oeberschdorf“. Oder das 1933 erschienene „De Gummizitt“, seine Umschreibung für die Weimarer Republik. 1940 trat er in die NSDAP ein. Der Antisemit und Nationalsozialist Lothar Irle – nach ihm ist eine Straße in Kaan-Marienborn benannt – lobte Schmidt als „feinsinnigen Lyriker und Erzähler in Siegerländer Mundart“.

Der Historiker Dr. Ulrich F. Opfermann schreibt: „’Ahgestammte Art’ und ‘Heimatähr’ – Blut und Boden – blieben durch die Zeiten Schmidts dichterische Grundlagen. Dass daran irgendetwas nicht gestimmt haben könnte, hat er zumindest öffentlich zu keinem Zeitpunkt verlauten lassen.“ Wilhelm Schmidt starb am 13. September 1965 in Obersdorf.

Problematische Straßennamen

Straßennamen, die mindestens problematisch sind finden sich jedoch nicht nur in der Gemeinde Wilnsdorf. Außer der Lothar-Irle-Straße ist sicherlich die Hindenburgstraße in der Siegener Innenstadt eines der prominenten Beispiele. Der Streit um den Feldmarschall und Reichspräsidenten im Siegener Straßenverzeichnis geht zurück bis in die Nachkriegszeit. Emeritus Hans-Ulrich Thamer etwa erläutert in Matthias Freses Buch „Fragwürdige Ehrungen!? Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur“, dass an der historischen Figur Paul von Hindenburg die Probleme deutscher Erinnerungskultur deutlich würden: „An ihm scheiden sich seit 1945 die Geister.“

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