Siegen. . Mehr als 21 Millionen Konsumeinheiten Marihuana hatten die Männer geschmuggelt. Der Prozess gegen sie geht jetzt zu Ende. Die Staatsanwaltschaft fordert Haft.

Für Staatsanwalt Manfred Lischeck sind alle drei Angeklagten, die im Februar in Kreuztal mit 2,7 Tonnen Marihuana verhaftet wurden, „eindeutig überführt“. Er beantragte gestern gegen Tim B. eine Haftstrafe von zwölf Jahren und drei Monaten wegen Einfuhr von und Handeltreiben mit einer nicht geringen Rauschgiftmenge. Gezim M. und Florent C. seien wegen Beihilfe zu bestrafen. Allerdings sei die Gehilfentätigkeit auch nicht im unteren Bereich einzuordnen, fügte er an und forderte jeweils acht Jahre und drei Monate.

Hintermänner sind wohl nicht zu fassen

Es sei ein „gigantischer Drogenfund“ gewesen, stellte Lischeck noch einmal fest. Die bisher größte Menge im Siegerland seien 50 bis 70 Kilo Marihuana in den 90er Jahren gewesen. Die ungewöhnliche Dimension deute auf jeden Fall auf professionelle Täter hin. Er sei sich im Klaren, dass die eigentlichen Hintermänner „wahrscheinlich nie hier vor Gericht stehen werden“. Der Staatsanwalt glaubte den Angeklagten aber nicht, nur zufällig in die Sache geraten zu sein.

Tim B. habe nie in der Region gelebt, sei aber plötzlich vor Ort und in alle wichtigen Aspekte des Geschehens involviert gewesen, habe persönlich das Anmieten der Halle und des Gabelstaplers vorgenommen. Die Suche nach letzterem hatte die Polizei auf die Spur des Transports gebracht. Tim B. sei eine Art „englischsprachiger Manager“ vor Ort gewesen.

Jahrelange Erfahrung als Staplerfahrer

Florent C. habe ebenfalls bei der Anmietung des Gabelstaplers mitgewirkt und jahrelange Erfahrung als Staplerfahrer. In dessen Lennestädter Wohnung schließlich sei der dritte Mann untergebracht worden. Gezim M. habe am Tattag eine SMS wegen der „Gabel“ bekommen und eine zweite, ob „die Sache erledigt“ wäre.

Die Geschichte von einem zufälligen Zusammentreffen mit B. in Brüssel, dem Malerauftrag für die Halle und sonstigem Nichtwissen sei gelogen. M. habe am Tattag „kaum gemalt“, dafür aber viel mehr an den Fensterjalousien gearbeitet. Und das sei einfach nur eine gute Position gewesen, um den LKW voller Drogen im Blick zu behalten, war sich Lischeck sicher. M. sei bewusst als Helfer nach Kreuztal gekommen.

Marihuana in Albanien gezogen

Das Marihuana sei in Albanien unter „sonnenverwöhntem Himmel in Outdoor-Qualität“ gezogen und über Griechenland und Italien nach Deutschland gebracht worden. Es gehe um 21 500 000 Konsumeinheiten, „die nicht geringe Menge ist um das 43 000-fache überschritten“. Manfred Lischeck war sich auch sicher, dass eine Bande hinter all dem stehen müsse. Die Beweise reichten aber nicht aus, um den Angeklagten eine solche Tätigkeit nachzuweisen.

Verteidiger der Angeklagten plädieren getrennt 

Der Staatsanwalt sprach 55 Minuten lang. Die Verteidiger sollen geschlossen am 10. Dezember plädieren. Nur einer ist verhindert, der durfte am Dienstag schon. Uli Schmidt forderte für Gezim M. Freispruch, nachdem er mit diversen Urkunden aus Albanien nachgewiesen hatte, dass er weder Haus noch Auto besaß, „also arm wie eine Kirchenmaus“, zudem nicht vorbestraft war.

Der Mann habe ein krankes Kind zu Hause, ein Mini-Einkommen über seine Frau und plötzlich die Chance gesehen, bei seiner Schwester in England etwas Geld zu verdienen. M. sei nicht der Typ, sich plötzlich an einem solchen Riesengeschäft in Sachen Drogen zu beteiligen. Er finde die Geschichte nachvollziehbar.

Zweifel der Staatsanwaltschaft aufgegriffen

Allerdings habe der Staatsanwalt gewisse Zweifel eingeführt, die er als Verteidiger aber immer noch zugunsten seines Mandanten auslegen könne. Selbst ein etwaiger Tatbeitrag sei immer noch kaum juristisch messbar. Warum hätte M. etwa die italienischen LKW-Fahrer überwachen sollen, nachdem diese schon seit der Nacht unbeaufsichtigt in Kreuztal gewesen seien. Er könne sich den öffentlichen Aufschrei bei einem solchen Urteil gut vorstellen, betonte der Verteidiger. Auch er fordere eine Bestrafung der Verantwortlichen. Zu denen gehöre sein Mandant „aber mit Sicherheit nicht!“