Schmallenberg. . Besondere Konzerte an ungewöhnlichen Spielstätten - Das Blechbläser-Festival Sauerland-Herbst ist eröffnet. Das Publikum feiert das Ensemble „Bach, Blech & Blues“ in der Betonhalle der Firma Feldhaus in Schmallenberg.
Der Sauerland-Herbst ist eine spannende Expedition in die Welt des klingenden Blechs. Das bleibt auch in der 14. Auflage des Brass-Festivals so. Hier gibt es weiterhin viel zu entdecken, wie „Bach, Blech & Blues“ bei der Eröffnung in der Betonhalle der Firma Feldhaus in Schmallenberg zur Freude der Gäste beweisen.
12 Musiker und eine Musikerin kommen in Frack und Abendrobe auf die Bühne, förmliche Konzertkleidung, die signalisiert: Wir nehmen sehr ernst, was wir tun. Der Name „Bach, Blech & Blues“ verrät andererseits, dass es um musikalische Abenteuer geht, um Brückenschläge zwischen scheinbar unvereinbaren Klangwelten. Die Verknüpfung von Musik aus verschiedenen Stilen und Zeiten interessiert die Musiker. Also graben sie tief in der Geschichte und haben gleichzeitig ein waches Auge auf die aktuelle Szene. Dabei ist diese Wanderung durch die Epochen alles andere als beliebig, denn das Ensemble setzt sich intensiv mit den entsprechenden Aufführungspraktiken auseinander, von der barocken Originalklangbewegung bis zum Big-Band-Sound.
Dialog zwischen Tuba und Trompete
Daher erklingt Bachs e-moll-Präludium aus dem wohltemperiertem Klavier ins Blech übersetzt leicht verswingt in verblüffenden Dialogen zwischen der hohen Bachtrompete und der Tuba. Die Doppelchörigkeit von Renaissance-Kompositionen und die in den damaligen Madrigalen und Canzonen so beliebten dissonanten Akkorde passen nicht nur hervorragend zum golden-strahlenden Klang des Blechs, sie liefern zudem modernen Jazz-Komponisten geradezu Steilvorlagen für eigene Ideen. Faszinierend ist, wie sich bei Allan Botschinskys „Jazz Antiphony“ und Florian Ross’ „Objets Trouvees“ der rhythmische Groove aus den alten Harmonien entwickelt.
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Ein Ankerpunkt auf dieser Reise bildet Ludwig van Beethoven, dessen Anregung die Erfindung des Metronoms durch Johann Nepomuk Mälzel zu verdanken ist. Dem musikalischen Zeitmesser hat Steffen Schorn das Stück „Maniac Maelzel“ gewidmet, bei dem grandiose Klangeffekte entstehen, wenn die Trompeter mit ihren Dämpfern jonglieren und das Didgeridoo lustig zwischen die Takte grätscht. In Beethovens Harmoniemusik zu „Wellingtons Sieg“ tragen die Signal-Trompeten den Konflikt aus, der in einem Trauermarsch endet.
Der Jazztrompeter Benny Brown kann auf dem Flügelhorn die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen hörbar machen. Er singt bei „Michs Delight“ von Frank Reinshagen und „C.T.D.“ von Jörg-Achim Keller wie ein Engel und liefert im May-Fair-Lady-Medley lustvoll-ironische Klangkommentare.
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Die Bassposaune steht im Mittelpunkt von „Despite all Spirits“ von Ingo Luis, und Johannes Weidner lässt sein Instrument regelrecht tanzen, bevor er mit einem fröhlichen Schnarren verstummt. Verswingte frühbarocke Kuckucksrufe wie in der „Canzona non grata“ werden bei „Bach, Blech & Blues“ ebenso zum Hörereignis wie der satte A-cappella-Big-Band-Sound, dem sich die Gruppe verpflichtet fühlt.
Fülle von Klangfarben
Gerade die Trompeten zaubern mit ihren raschen Instrumentenwechseln eine überbordend delikate Fülle von Klangfarben ins Spiel, die Martin Wagemann, Solotrompeter der deutschen Oper Berlin, auf der Piccolo-Trompete mit blitzblanken Spitzentönen anreichert.
Alle Musiker des Ensembles haben Solisten-Niveau, und sie spielen gerne miteinander: Intonation, Klangbalance und Kommunikation stimmen, der Auftritt bleibt bei aller Perfektion dennoch leidenschaftlich. Für den Sauerland-Herbst ist das mit zwei Zugaben garnierte Konzert der Startschuss zu vier Wochen voller aufregender Konzerte mit internationalen Brass-Ensembles an ungewöhnlichen Spielorten.