Arnsberg/Meschede/Siegen. Regionale Projekte in Südwestfalen setzen auf Wasserwelten. Derweil plant die EU eine Liberalisierung der Trinkwasserversorgung - weshalb Brüssel in der Kritik steht.

Die Weltkonferenz der Vereinten Nationen hat es schon vor 21 Jahren – also 1992 - in Rio des Janeiro festgelegt: Ab 1993 wird jährlich am 22. März der Weltwassertag begangen: „Er steht in jedem Jahr unter einem anderen Motto und wirbt in der Öffentlichkeit für die Bedeutung des Wassers als Lebensgrundlage der Menschheit.“

Ein Appell

Ein Appell der UN-Generalversammlung, der gerade im Sauerland und den angrenzenden Regionen auf breite Zustimmung stößt. „Denn Südwestfalen lebt von und mit dem Wasser“, stellt Dr. Margrit Prohaska-Hoch, Projektmanagerin bei der Südwestfalen-Agentur, fest. Starkwetterphänomene - mal Schnee, mal Regen - seien für die Industrie und den Tourismus gleichermaßen von Nutzen. Talsperren dienten ebenso als Trinkwasserspeicher wie dem Badespaß. Darum gelte es, gemeinsam darüber nachzudenken, wie die Wasserregion Südwestfalen im positiven Sinne für die Zukunft erlebbar gemacht werden könne. Immer dem Motto des Weltwassertages 2013 folgend „Wasser und Zusammenarbeit“.

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So soll zum Beispiel beim Projekt „Blaues Band“ durch Südwestfalen „der verantwortungsvolle Umgang mit den Gewässern auf regionaler Ebene in den Fokus rücken“. Im Rahmen der „Regionale 2013“ hat sich unter der Überschrift „Natur-Erlebnisgebiet“ eine gemeinsame Strategie von Bigge-, Lister-, Möhne-, Sorpe-, Henne- und Diemelsee entwickelt, wie die Sauerland-Talsperren noch attraktiver gestaltet werden können. Quasi nebenbei strebt ­„Siegen zu neuen Ufern“ und Meschede begreift sich mit „Wissen-Wasser-Wandel“ als „Eine Hochschulstadt am Fluss“. Die ­Entdeckung, die Offenlegung von Flüssen, ihre Renaturierung, der Hochwasserschutz und die ­Ökologie rücken dabei gleichwertig neben die Freizeit, den Tourismus und die Stadtentwicklung.

Geschöpfe des Wassers

Lediglich das Projekt „59 plus X Wasserorte“, das am 11. September 2012 initiiert wurde und am 22. März 2013 vorgestellt werden sollte, muss in seiner Präsentation um ein Jahr verschoben werden. Dr. Margrit Prohaska-Hoch: „Wir haben zwar weit mehr als 50 Meldungen, aber die Realisierung ist schwieriger als wir angenommen hatten.“ Doch 2014, da ist sich die Diplom-Volkswirtin sicher, seien die Ideen rund um den Lauf, die Kraft, die Freude und die Geschöpfe des Wassers Realität geworden: „Südwestfalen macht sich auf den Weg zu einem neuen, umfassenden Umgang mit den Gewässern.“

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Nicht weniger verantwortungsbewusst handeln die Stadtwerke und anderen Trinkwasserversorger in der Region. So haben die Ratsmitglieder der Stadt Meschede vor wenigen Tagen einen Beschluss gefasst, mit dem sie die Politiker im Landtag, im Bundestag und im EU-Parlament auffordern, „die Wasserwirtschaft von aktuellen Liberalisierungen der Europäischen Union auszunehmen“. Denn wenn es nach der EU geht, kann es sein, dass auch die Trinkwasserversorgung zukünftig europaweit ausgeschrieben werden muss.

Angst vor Großkonzernen aus dem Ausland

„Kritiker befürchten“, so die Hochsauerlandwasser GmbH, deren Eigentümer die Kommunen Meschede, Olsberg und Bestwig sind, „dass dann Großkonzerne aus benachbarten EU-Ländern Zugriff auf die bewährten Strukturen der kommunalen Trinkversorgung bekämen.“ Dann stehe nicht mehr die geregelte und bezahlbare Versorgung im Vordergrund, sondern möglichst hoher Gewinn. Schlimme Entwicklungen in Frankreich, Italien, England, Tschechien und den USA zeigten, was passieren könne, wenn Gewinnoptimierung vor Qualitätsanspruch und -sicherung rangiere. Thomas Kroll von den Stadtwerken Arnsberg bringt es für seine Kollegen bei den Stadtwerken in Menden, Iserlohn, Hemer, Plettenberg und Attendorn auf den Punkt: „Trinkwasser ist Vertrauenssache. Es ist unsere Lebensmittel Nummer 1. Wasser ist Leben.“ Wie Recht Thomas Kroll hat, zeigt der jüngste UNICEF-Bericht.