Schmallenberg. Es hat Todesfälle gegeben, noch immer laufen Ermittlungen gegen ihn und in seiner Heimat darf er nicht mehr praktizieren. Ein skandalumwitterter Arzt aus den Niederlanden war im St.-Georg-Krankenhaus in Bad Fredeburg tätig. Rosenmontag wurde die Trennung vollzogen.

Die Klinikleitung entschied, nach den Anfragen der Westfalenpost zu den Vorwürfen gegen den Mediziner aus den Niederlanden, die Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung zu beenden.

Rückblende: Im Jahr 2003 sorgt der Mediziner zum ersten Mal für Schlagzeilen. Die Staatsanwaltschaft Aurich ermittelt gegen ihn wegen fahrlässiger Tötung. Es kommt 2005 zum Urteil vor dem Amtsgericht Leer: Fast 13.000 Euro Geldstrafe muss der Niederländer bezahlen, weil er als Chefarzt am dortigen Kreiskrankenhaus bei einer Operation ein OP-Tuch im Bauch eines Patienten vergessen hat. Der Betroffene stirbt. Als das Urteil gesprochen wird, hat der Arzt bereits die Stelle gewechselt.

Schlüsselrolle in großem Medizinskandal

Jetzt ist er im Krankenhaus Emmen in den Niederlanden tätig. Dort soll er die Schlüsselrolle in einem großen Medizinskandal spielen: Mehrere Menschen sterben nach einer Operation zur Verkleinerung des Magens. Bis heute streiten Gutachter, wie viele Menschen dabei zu Tode gekommen sind. Die Zahlen reichen von fünf bis acht.

Fakt ist: 2009 beendet das Krankenhaus in Emmen die Zusammenarbeit mit dem Mediziner. Die WAZ-Mediengruppe berichtete damals, dass eine interne Kommission eingesetzt wurde, die alle 500 Operationen, bei denen der Mediziner das Skalpell führte, untersuchen sollte. Ergebnis laut einer Recherche des niederländischen TV-Senders RTV Drenthe: Der Operateur habe vielen Patienten geholfen, bei schwierigeren Operationen habe es aber zu viele Fehler gegeben. Ende September 2010 hat das Krankenhaus beschlossen, ab 2011 keine Magenband-Operationen oder Magenverkleinerungen mehr durchzuführen, so der Bericht. Die Staatsanwaltschaft in den Niederlanden ermittelt bis heute gegen den Arzt, der nach Aussage des Krankenhauses in Emmen selbst „die Reißleine gezogen habe“.

Als Vertretungsarzt in Bad Fredeburg angestellt

Ende des vergangenen Jahres fällt der Mediziner zum ersten Mal in Bad Fredeburg auf. Er ist dort als Vertretungsarzt angestellt. Es kommt zu einer verbalen Auseinandersetzung mit einem Patienten. Die Angehörigen beschweren sich bei der Klinikleitung. Sie haben die Vergangenheit des Arztes recherchiert und weisen die Verantwortlichen daraufhin.

In diesen Tagen werden dann auf einmal das niederländische Fernsehen und ein Opferschutzverband, der sich aus Betroffenen nach den missglückten Magen-Operationen gebildet hat, auf die neue Arbeitsstelle ihres Landsmanns aufmerksam: „Ich kann nicht fassen, dass dieser Mann wieder als Arzt tätig sein darf“, sagt Alex de Haan, einer der Betroffenen, gegenüber der Westfalenpost.

Zulassung freiwillig zurückgegeben

In den Niederlanden darf der Mediziner nicht mehr tätig sein. Er soll nach dem Skandal um die Todesfälle seine Zulassung freiwillig zurückgegeben haben. In Deutschland und in anderen europäischen Ländern darf der Mann allerdings offenbar weiterhin als Arzt arbeiten. „Die Entziehung der Zulassung gilt nur für die Niederlande“, sagt Diane Bouhuis, Sprecherin der Inspectie voor Gezondheitszorg, einer Abteilung des Niederländischen Gesundheitsministeriums, am Montag.

Das St.-Georg-Krankenhaus in Bad Fredeburg bestätigt, dass der Niederländer als Vertretungsarzt eingesetzt worden sei. Er war vor allem an den Wochenenden tätig und übernahm auch Einsätze im Notarztwagen. Geschäftsführer Dr. Hans-Peter Schlaudt, erst seit kurzen in der Klinik verantwortlich, sagte, dass ihm bislang die Sachverhalte gegen den Mediziner nicht bekannt waren. „Daher habe ich entschieden, dass wir Dr. R. mit sofortiger Wirkung nicht mehr in unserem Krankenhaus einsetzen werden.“ Dr. R. war für eine Stellungnahme am Rosenmontag nicht zu erreichen.