Bad Fredeburg. . Das niederländische Fernsehen beschäftigt sich häufiger mit dem Schmallenberger Sauerland. Rosenmontag allerdings waren nicht Wintersport oder 1000 Berge das Thema. Ein Medizinskandal, der die Niederlande 2009 erschüttert hatte, zieht seine Kreise bis ins Bad Fredeburger St.-Georg-Krankenhaus.

Im Bad Fredeburger St.-Georg-Krankenhaus arbeitete bis Rosenmontag die Schlüsselfigur von damals: Ein Niederländer, der seinerzeit seine Zulassung als Arzt in seinem Heimatland freiwillig zurückgegeben hatte. Im Vertretungsdienst war der Mediziner seit einigen Monaten in Bad Fredeburg tätig. Nach Recherchen der niederländischen Journalisten und der Westfalenpost zog die Klinikleitung die Reißleine: Sie beendete die Zusammenarbeit mit dem Arzt.

Tuch im Bauch vergessen

Der Mediziner wird mit mehreren Todesfällen in Zusammenhang gebracht, die sich bei Operationen zur Magenverkleinerung im Krankenhaus in Emmen in den Niederlanden ereignet hatten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bis heute gegen ihn und wird demnächst darüber entscheiden, ob es zur Anklage kommt. Die Haftpflichtversicherung der Krankenhauses zahlte 2009 bereits Summen zwischen 5000 und 50.000 Euro an Angehörige und Opfer aus.

Auch in Deutschland war der Mann schon ins Blickfeld der Justiz geraten: Das Amtsgericht Leer verurteilte ihn 2005, weil er bei einer Operation ein Tuch im Bauch eines Patienten vergessen haben soll. Der Betroffene starb. Der Arzt selbst war Rosenmontag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Die WP-Redaktion hatte ihn um einen Rückruf gebeten.

Opferschutzverband

Chefarzt Dr. Krystian Baranski musste sich am Montag gegenüber dem niederländischen Regionalsender RTV verteidigen, warum der niederländische Kollege eine Anstellung in Bad Fredeburg gefunden hatte. Ein Opferschutzverband, der sich nach dem Skandal gegründet hatte, konnte es nicht fassen und protestierte. „Das darf nicht sein, dass dieser Mann wieder als Arzt tätig ist“, sagte Alex de Haan im Gespräch mit der Westfalenpost.

Der Geschäftsführer des St.-Georg-Krankenhauses, Dr. Hans-Peter Schlaudt, reagierte und teilte mit: „Ich habe entschieden, dass wir den Arzt mit sofortiger Wirkung nicht mehr in unserem Krankenhaus einsetzen werden.“ Die Vorwürfe gegen ihn in den Niederlanden seien erheblich. Dr. Schlaudt betonte auch: „Bis heute waren mir die Sachverhalte nicht bekannt.“

Keine eigenständigen Operationen durchgeführt

In der Tat dürften die Vorwürfe für den Geschäftsführer neu sein: Zum 1. Januar war das St.-Georg-Krankenhaus von einem neuen Eigentümer, der Johannesbad-Unternehmensgruppe, übernommen worden. Seitdem ist Dr. Schlaudt im Amt.

Er bestätigte, dass der Mediziner als Vertretungsarzt eingesetzt worden sei, das heißt: Er war vor allem am Wochenende tätig und übernahm Rufdienste wie auch Einsätze mit dem Notarztwagen. Formal verfüge der Niederländer über eine deutsche Approbation, die ihn zur Berufsausübung ermächtige. Nach Aussage seiner Kollegen hat der Arzt bisher keinen Anlass zur fachlichen Kritik gegeben. In dieser Zeit gab es eine Patientenbeschwerde aus der Ambulanz, die situativ vor allem den persönlichen Umgang kritisierte.

In Bad Fredeburg, so versicherte Dr. Schlaudt am Montag, habe der Mediziner keine eigenständigen Operationen durchgeführt. Zudem, betonte er mit Blick auf die Ermittlungen zu den Todesfällen in den Niederlanden, habe das St.-Georg-Krankenhaus auch keine Operationen zur Verkleinerungen des Magens angeboten.