Meschede/Hochsauerlandkreis. Ein Störfall in einem Atomkraftwerk ist der GAU, der „Größte Anzunehmende Unfall“: So bereitet sich der Hochsauerlandkreis darauf vor.
Für den GAU, den „Größten Anzunehmenden Unfall“, sind jetzt im Hochsauerlandkreis vorsorglich Tabletten ausgegeben worden. Das bestätigt die Kreisverwaltung in Meschede.
Grohnde für HSK die kritische Größe
Das Land NRW bereitet sich damit auf den Fall eines Reaktorunfalls in einem Atomkraftwerk vor. Für den Hochsauerlandkreis ist das stillgelegte Kernkraftwerk Grohnde an der Weser das nächstgelegene AKW. Bei einem Unfall in einem Kernkraftwerk kann radioaktives Jod als Nebenprodukt der Kernreaktion austreten. Computergestützt ist errechnet worden, in welche Richtung eine radioaktive Wolke aus Grohnde ziehen würde – in der nächstgelegenen Zone würden dann Brilon, Olsberg und Marsberg liegen, alle übrigen Kommunen im HSK würden in der Fernzone über 100 Kilometer entfernt liegen.
Als Vorsichtsmaßnahme hat das Land deshalb hoch dosierte Jodtabletten angeschafft. Nicht jeder Einwohner im Hochsauerlandkreis würde sie im Ernstfall erhalten: Für den gesamten HSK ist zuvor vom Land eine Zahl von 64.023 so genannten „Berechtigten“ dafür errechnet worden – mit 28.092 sind die meisten davon eben in Brilon, Olsberg und Marsberg. Insgesamt sind 131 Kartons mit 67.000 Tablettenpackungen in den HSK geliefert worden. Rund 268.000 Jodtabletten liegen bereit. Als Reserve kommen außerdem noch 120.000 Jodtabletten hinzu, die im Notfall an Touristen oder Pendler ausgegeben werden könnten.
Jod vor allem für Kinder
Berechtigt sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, Schwangere und Stillende. Kinder und Jugendliche sind wegen der Entwicklung und Empfindlichkeit der Schilddrüse die Hauptzielgruppe bei der Einnahme von Jodtabletten. Ihr Körper benötigt in der Wachstumsphase wesentlich mehr Schilddrüsenhormone als ein Erwachsener. Im Vergleich zum Erwachsenen wird wesentlich mehr Jod in die Schilddrüse aufgenommen: Kommt es also bei Kindern zur Aufnahme von radioaktivem Jod, so führt dies im Vergleich zum Erwachsenen zu einer wesentlich höheren Belastung des Schilddrüsengewebes. Die Altersgruppe der 18- bis 45-Jährigen ist weniger anfällig als Kinder und Jugendliche. Daher kann es sein, dass Kindern die Einnahme von Jodtabletten empfohlen wird, Erwachsenen jedoch nicht, so die Strahlenschutzkommission des Bundes – dazu gibt es dann kurzfristig im Katastrophenfall Empfehlungen der Behörden.
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Über 45-Jährige erhalten im Katastrophenfall keine Jodtabletten: Bei Älteren könnte es schon nach einmaligem Verzehr zu einer gefährlichen Schilddrüsenunterfunktion kommen.
Hoch dosierte Tabletten
Die hoch dosierten Tabletten entsprechen nicht den sonst verfügbaren Jodtabletten zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen: Diese bieten nach Nuklearunfällen keinen Schutz. In Meschede gibt es 5459 Berechtigte im Ernstfall, in Schmallenberg 4467, in Bestwig 1906 und in Eslohe 1720. Die Tabletten werden nicht zentral gelagert, sondern sind bereits an die Kommunen ausgeliefert worden: „Sie müssen im Notfall ja schnell an die Leute gebracht werden“, sagt Kreissprecher Martin Reuther. Die Gemeinden bereiten dann Ausgabestellen vor: Durch Aufruf in den Medien werden die Bürger dann aufgefordert, ihre Tabletten abzuholen.
Die Tabletten haben eine Mindesthaltbarkeit laut Hersteller von zehn Jahren. Sie müssen lichtgeschützt und kühl gelagert werden. Vor Ablauf der Mindesthaltbarkeit wollen Land und Hersteller prüfen, ob der Wirkstoff noch ausreichend vorhanden ist oder ob die Jodtabletten ersetzt werden müssen.
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