Bestwig. Bestwigs Grünen-Fraktionschef Matthias Scheidt ist aus der Partei ausgetreten und zu einer anderen gewechselt. Was dahintersteckt.
Bestwigs Grünen-Fraktionschef Matthias Scheidt hat sein Mandat für den Bestwiger Gemeinderat niedergelegt. Und mehr noch: Auf Kreisebene hat der 33-Jährige sogar das politische Lager gewechselt. Nach seinem Eintritt in die SPD wird er bei der nächsten Kreistagssitzung erstmals für die Sozialdemokraten im Saal sitzen.
Austritt zum Jahreswechsel
Doch von vorn: Bereits zum Jahreswechsel war Scheidt aus den Grünen ausgetreten. Mit Details zu den Hintergründen tut er sich gegenüber unserer Zeitung schwer. Er wolle nicht nachtreten, betont er. Fakt sei aber, dass die Gründe in erster Linie beim Kreisverband liegen. Insgesamt zwölf Jahre war er hier Mitglied, vier davon sogar dessen Sprecher. Dass es nun zum Bruch gekommen ist, liege daran, dass ihm das Arbeiten zuletzt schwer gemacht worden sei. „Ich will arbeiten, aber ich kann nicht“, sagt Scheidt und wird dann doch ein wenig konkreter.
Er sei durchaus ein Freund der Frauenquote. Aber wenn es dann so weit gehe, dass mehrere Posten zu besetzen sind, auf die sich nur eine einzige Frau bewirbt und dann in der Folge auch nur eine weitere Stelle mit einem einzigen Mann besetzt werde, um das Verhältnis zu wahren, könne es das nicht sein. Weiter wolle er in der Sache nicht ins Detail gehen. „Wie gesagt, ich möchte nicht nachtreten“, betont Scheidt noch einmal.
Stellungnahme des Kreisverbandes
Den Rücktritt von Matthias Scheidt habe man Anfang des Jahres 2024 zur Kenntnis genommen, betonen die beiden Grünen-Kreisverbandssprecher Sandra Stein und Stefan Slembrouck in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber unserer Zeitung. „Die Frauenquote, die offenbar seine Entscheidung, die Partei zu verlassen, beeinflusst hat, ist eine Regelung der Bundespartei, die auf allen Ebenen zu berücksichtigen ist“, betonen sie. Sie sei somit keine Erfindung des HSK-Kreisverbandes. Sie sei allerdings ein Grundpfeiler der Partei und ein wichtiger Treiber für mehr Gleichstellung in der Politik. Denn bis heute seien Frauen in der Politik - sowohl in Ämtern als auch in Mandaten - deutlich unterrepräsentiert. „Für uns Grüne ist es ein erklärtes Ziel, Frauen in der Politik hör- und sichtbarer zu machen. Wenn Herr Scheidt dieses Ziel nicht teilt, ist sein Austritt bei den Grünen vermutlich folgerichtig“,so Stein und Slembrouck.
Seine Entscheidung hat aber durchaus auch einen politischen Hintergrund. Auch hier formuliert es Scheidt kurz und bündig, ohne ins Detail gehen zu wollen. „Die zunehmend ideologischen Strömungen in der Partei entsprechen nicht meinem Stil“, erklärt der 33-Jährige. Wenn man wisse, wie manch einer auf einer Schlüsselposition wirklich ticke, passe hier momentan so einiges nicht zusammen. Keinesfalls, so betont Scheidt ebenfalls, hänge seine Entscheidung in irgendeiner Form mit dem Bestwiger Ortsverband zusammen.
Keine große Überraschung
Rund fünf Monate nach dem Austritt bei den Grünen ist Scheidt nach eigenen Angaben Anfang Mai dann in die SPD eingetreten. Dieser Wechsel, so sagt er, sei nicht von Anfang an sein erklärtes Ziel gewesen. „Sonst hätte ich diesen Schritt direkt nach meinem Austritt zum Jahreswechsel vollzogen“, so Scheidt. Es habe sich so ergeben. Zur Erinnerung: Bei der Kommunalwahl 2020 war Matthias Scheidt in Bestwig bereits als gemeinsamer Bürgermeisterkandidat der Grünen und der SPD ins Rennen gegangen. „Allzu überraschend dürfte meine Nähe zur SPD also nicht sein“, sagt Scheidt und lacht.
Anders als im Kreistag will Scheidt im Bestwiger Gemeinderat aktuell allerdings dennoch nicht in die SPD-Fraktion wechseln. Und auch die Möglichkeit, sich mit seinem Mandat parteilos zu engagieren, nehme er bewusst nicht wahr. Mit Rücksicht auf die Grünen im Rat. Denn die würden in beiden Fällen ihren Fraktionsstatus verlieren, weil sie dann nur noch durch Judith Clancy im Rat vertreten wären. Eine Fraktion muss aber mindestens zwei Mitglieder haben. Dadurch, dass Scheidt sich entschieden hat, sein Mandat niederzulegen, kann nun Katja Seidel für ihn nachrücken und sein Mandat übernehmen. Damit bliebe der Fraktionsstatus erhalten. „Der Übergang sollte eigentlich sehr geräuschlos verlaufen“, so der 33-Jährige. Ob Clancy oder Seidel den Fraktionsvorsitz übernehmen wird, sei noch nicht geregelt.
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Und wie geht es bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr mit Matthias Scheidt in Bestwig weiter? Wird er dann auch in Bestwig für die SPD antreten? „Das werden wir dann sehen“, sagt Scheidt. Noch habe der Kommunalwahl schließlich nicht begonnen. Im Hinterkopf könne er sich ein solches Szenario aber durchaus vorstellen. Für eine erneute Bürgermeister-Kandidatur gebe es bei ihm aktuell allerdings keine Planungen.