Cobbenrode/Oedingen. In der Nachbarschaft von Cobbenrode auf dem Herrscheid entsteht ein Windpark mit vier Anlagen. So sieht der Zeitplan dabei aus.

Es bläst gewaltig an diesem Tag auf dem Herrscheid bei Oedingerberg. Auf die Energie des Windes hat es die Firma Abo Wind AG aus Wiesbaden abgesehen. Am 6. Mai soll der Bau der Fundamente für vier 240 Meter hohe Mega-Windräder starten.

Regen verhinderte früheren Start

In den letzten Wochen hat sich der Höhenkamm auf der Grenze zwischen Lennestadt (Kreis Olpe) und der Gemeinde Eslohe (HSK), wo bis vor wenigen Wochen Bäume und Weihnachtsbaumkulturen vor sich hin grünten, in eine Art Mondlandschaft verwandelt. Von Grün ist nichts mehr zu sehen. Schwere Bagger und Baumaschinen haben das Areal in große, geschotterte Plateaus verwandelt und eine breite Baustraße geschoben, die sich von der Kreisstraße 37 (Cobbenrode-Bracht) nach Westen Richtung Oedingerberg in die Landschaft bohrt.

So soll der Windpark mit allen vier geplanten Windräder von Oedingerberg aus zu sehen sein. Die Visualisierung stammt von der Firma Abo Wind.
So soll der Windpark mit allen vier geplanten Windräder von Oedingerberg aus zu sehen sein. Die Visualisierung stammt von der Firma Abo Wind. © WP | Privat

Eigentlich wollte das Unternehmen schon Ende 2023 starten, aber aufgrund der starken Regenfälle zwischen den Jahren konnten die Bauarbeiten des Windparks Herrscheid erst später beginnen. Die Baugenehmigung für die zwei Anlagen auf Lennestädter Gebiet hat das Unternehmen bereits seit Juli 2022 in der Tasche, für die HSK-Windräder seit April letzten Jahres.

Ein massives Schild an der Einfahrt zum neuen Windpark auf der Bergkuppe der K 37 klärt darüber auf, was auf die Natur und die Menschen, die dort leben, in den nächsten Monaten zukommen wird. 25 Meter Durchmesser hat ein Windrad-Fundament, das aus 737 Kubikmetern Beton und 103 Tonnen Stahl besteht. Der Rotor (158 Meter Durchmesser) inklusiv Nabe, der in 160 Metern Höhe an den Hybridturm aus Stahlrohr und Beton montiert wird, wiegt 127 Tonnen, ein Rotorblatt hat ein Gewicht von allein 23 Tonnen.

Mit vielen Tonnen Schotter wurde der Lagerplatz an der L 737 befestigt.  
Mit vielen Tonnen Schotter wurde der Lagerplatz an der L 737 befestigt.   © FUNKE Foto Services | Volker Eberts

Eigenes Umspannwerk geplant

Schon die Anlieferung des gesamten Materials ist eine logistische Herausforderung. Die Einwohner in den umliegenden Orten Brenschede, Bracht und Oedingerberg werden zwar die Baukräne und die in die Höhe wachsenden Windradtürme sehen – viel mehr nicht. Denn die Schwerlasttransporte sollen von Cobbenrode aus über die gut ausgebaute K 37 zum neuen Windpark rollen. Alle vier Standorte werden von hier angefahren und über dieselbe Baustraße mit Material bestückt. Parallel zum Bau der Windräder lässt Abo Wind ein eigenes Umspannwerk direkt an der K 73, an der Einmündung in die L 737 (Oedingen-Bracht) auf dem Gebiet der Stadt Schmallenberg, errichten.

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Der Zeitplan für das Großprojekt ist eng getaktet. „Wir gehen davon aus, dass alle Anlagen Ende des Jahres erneuerbaren Strom ins reguläre Netz einspeisen werden. Vorgesehen ist eine schrittweise Inbetriebnahme, zunächst der beiden Anlagen Herrscheid-Lennestadt, anschließend der beiden Anlagen in Herrscheid-Eslohe“, so Dr. Daniel Duben, Teamleiter Kommunikation bei Abo Wind. Dann sollen die vier Anlagen nach der Kalkulation des Unternehmens jedes Jahr 57,5 Millionen Kilowattstunden Strom liefern. „Das ist so viel, wie rund 17.000 Haushalte im Jahr verbrauchen“, so Dr. Daniel Duben.

Kritik von Naturschutzverein

„Aber nur, wenn auch Wind weht“, sagt Christina Baumhoff, die mit ihrer Familie nur rund 730 Meter vom nächsten Windradstandort entfernt einen Ferienhof mit mehreren Appartments betreibt. Die Cobbenroderin ist auch Vorsitzende des Vereins „Naturschutzverein Mitten im Sauerland“, der lange Zeit versucht hat, auf die Windparkpläne Einfluss zu nehmen – letztlich ohne Erfolg. „Bei der aktuellen Rechtslage spricht so gut wie nichts mehr gegen solche Bauvorhaben, denn die Landes- und Bundesregierung haben im Laufe der letzten Monate viele Gesetze zu Gunsten der Windkraft geändert“, so Baumhoff.

Der Ausbau der Windkraft stehe über allem, sogar der Artenschutz sei dafür heruntergefahren worden. Sie ist überzeugt, dass sie und ihre Gäste die negativen Auswirkungen des nahen Windparks demnächst spüren werden. „Wir hören den Baustellenlärm jetzt schon sehr deutlich, das wird beim Lärm durch die Windradrotoren nicht anders sein.“