Freienohl/Meschede. Es ist beispiellos für NRW: Bei Meschede muss eine alte Deponie komplett abgebaut und ihr Inhalt entsorgt werden. Das sind die Pläne.

Es ist still geworden um ein Riesenprojekt im Arnsberger Wald. Aber es wird kommen: Der Rückbau und die Entsorgung des Inhaltes einer kompletten alten Deponie auf Mescheder Stadtgebiet. Das Vorhaben wird bislang beispiellos in NRW sein.

1967 bis 1987 waren von der „Westfälischen Zellstoff AG“ Produktionsrückstände aus der Herstellung von Zellstoffen für die Papierproduktion aus Buchenholz auf einer Deponie am Lattenberg gelagert worden. Sie liegt im Wald bei Freienohl an der Stadtgrenze nach Oeventrop, komplett auf Mescheder Stadtgebiet in der so genannten „Wennemer Mark“. Die Reste lagern bis heute unter einer ein bis zwei Meter dicken Schicht aus Mutterboden, zu 90 Prozent aus organischem Material. Gefährliche Schadstoffe sollen nicht darin enthalten sein.

Standsicherheit nicht gewährleistet

Aber die Deponie stammt aus einer Zeit, als es in NRW noch kein Abfallbeseitigungsgesetz gab: Die Deponie war ohne jegliche Abdichtung angelegt worden. 1988 rutschten 25.000 Kubikmeter von der Deponie ab und konnten erst vor der Ruhr abgefangen und die Verschmutzung des Flusses verhindert werden. 2016 ordnete das NRW-Umweltministerium schließlich den Rückbau an, nachdem Untersuchungen ergeben hatten, dass die Standsicherheit nicht zu gewährleisten sei. „Die Deponie ist wie ein Schwamm“, hieß es 2019 im Bezirksausschuss Freienohl, wo der zuständige Landesbetrieb Wald und Holz erste Überlegungen für den Rückbau vorstellte. Der Standort liegt im Staatswaldgebiet des Landes NRW.

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Wenn es regnet, steigt der Wasserstand und damit sinkt die Standsicherheit – alles könnte abrutschen. In den tiefen Schichten findet keine Zersetzung statt, weil dort der Sauerstoff fehlt. Für die Sicherheit wird der Bereich inzwischen überwacht. Wenn eine Fallklappe in einem darunter liegenden Siepen auslöst, würde sogar per Sirene alarmiert. 2022 waren Erkundungsarbeiten auf der Deponie abgeschlossen worden. Dabei war ein Testfeld angelegt worden, wo der geplante Rückbau erprobt wurde.

2016 waren Warnschilder am Deponiegelände aufgestellt worden.
2016 waren Warnschilder am Deponiegelände aufgestellt worden. © Ted Jones

Es geht um eine Abfallmenge von etwa 300.000 Tonnen. Wann der Rückbau beginnen wird, ist aber weiter offen. Michael von Canstein vom Landesbetrieb Wald und Holz erklärt auf Anfrage: „Aktuell wird der Sanierungsplan erstellt, welcher nach Finalisierung bei der zuständigen Genehmigungsbehörde eingereicht werden soll. Nach der Genehmigung schließen sich die Auftragsvergaben an. Aufgrund der Komplexität und der Auftragsvolumina sind diese zeitlich schwer zu kalkulieren.“

Transport in Müllverbrennungsanlagen

Der Plan sieht vor, das organische Material in Müllverbrennungsanlagen zu beseitigen – es würde auf Müll-Deponien zu viel Platz wegnehmen. Von Canstein sagt: „Die Entsorgungswege des Materials sind abhängig von den Belastungen des Deponates. Je nach Analyseergebnissen kann eine Verbrennung obligatorisch sein.“ Ob ausreichend Kapazitäten dafür vorhanden sind und schon Anlagen dafür gefunden und Verträge abgeschlossen worden? „Im Rahmen der Ausschreibungen zum Testfeld wurde unter anderem die Marktkapazität erfragt und es wurden gesicherte Entsorgungswege gefunden. Verträge werden jedoch erst nach Abschluss der noch auszuführenden Vergaben geschlossen.“

Je nach Analyseergebnissen kann eine Verbrennung obligatorisch sein.
Michael von Canstein - Landesbetrieb Wald und Holz

Die Durchführung der Rückbau- und Entsorgungsarbeiten wird derzeit auf zehn Jahre geschätzt. Eine Herausforderung ist der Abtransport. In einem Bericht für den Landschaftsbeirat des Hochsauerlandkreises heißt es: Bei einer jährlichen Entsorgung von 30.000 Tonnen über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren bedeutet dies rund 15 Lkw-Ladungen pro Tag. So wenig wie möglich sollen dabei Lkw-Transporte durch Ortschaften führen.

Keine Sperrungen im Wald

Die Planungen sehen einen Abtransport über den Plackweg hin zur L856 am Hirschberger Weg, dann weiter zur B55 vor. Komplette Waldsperrungen sind während des Abtransportes für Waldbesucher nicht vorgesehen, „wenngleich der Baustellen- und Transportverkehr zu Beeinträchtigungen der Erholungsuchenden im betroffenen Waldgebiet führen wird“, so von Canstein. Im Bereich vom Enster Knick sind die Stadt Meschede und das Land die Eigentümer der Waldwege, über die die Transporte führen würden.