Meschede. Als Mona Mathes mit 22 Jahren die Tröte übernahm, hatte sie noch nie ein Bier gezapft. Heute ist sie Meschedes dienstälteste Wirtin.

Wir haben Mona Matthes (42) in der Tröte getroffen. In der Ecke hinten links sitzen wir, es ist Monas Lieblingsplatz. Sonnenlicht scheint durch die Fenster. Ein eigenartiges Gefühl, denn Tageslicht und Tröte schließen sich irgendwie aus. Hier unten liebt man das Schummrige, das Gemütliche. Die Sonne kann oben bleiben, hier unten trägt man sie im Herzen. Alle sind per Du.

Würdest Du der 22-jährigen Mona abraten, sich selbstständig zu machen?

Ich würde ihr sagen, dass es anstrengend ist, aber dass es sich lohnt. Dass man durchhalten muss, wenn es schwierig wird, weil diese Zeiten vorbeigehen. Ich würde ihr sagen, dass es Spaß macht und sie unvergessliche Momente sammelt. Mit dem Wissen von heute würde ich es noch einmal machen.

Was gehört zu diesen unvergesslichen Momenten?

Ganz klar die Konzerte. Allen voran natürlich die mit unserer Hausband Jake & The Jukeboxguys. Ich bin ein Fangirl. Sie haben auch bei meinem zehnjährigen Jubiläum gespielt.

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Hättest Du denn mal damit gerechnet, dass es 20 Jahre werden?

Nein. Wir hatten damals keine Ahnung vom Geschäft. Wir haben aufgeschlossen, hatten aber vorher noch nie ein Fass gewechselt. Die ersten drei Jahre waren so hart. Kaum Gäste, hohe Ausgaben, Schulden in fünfstelliger Höhe. Es war wirklich prekär. Doch dann verkauften wir donnerstags das Weizen für 1,50 Euro und die Studenten kamen. 1,50 Euro. Das muss man sich mal vorstellen. Wir haben es sozusagen verschenkt. Aber der Laden füllte sich und es blieb dann auch so.

Auf dem Tisch liegt die Getränkekarte. Das Weizen kostet 4,20 Euro. Das kleine Pils 2,10 Euro. Seit 17 Jahren fließt in der Tröte Veltins. Bier ist das meistverkaufte Getränk, obwohl die Wirtin selbst Rotwein bevorzugt. Beliebt ist auch der „Dienstag“. Ein alkoholfreier Tequila Sunrise, der nach einem Stammtisch benannt ist, der sich dienstags getroffen hat.

Heute hat die Tröte nur noch an zwei Abenden in der Woche geöffnet. Wie kam es dazu?

Blick in die Tröte in Meschede bei Tageslicht.
Blick in die Tröte in Meschede bei Tageslicht. © WP | Ilka Trudewind

Das hat sich nach Corona und durch die enormen Heizkosten so ergeben. Das sind die beiden Tage, die immer am besten besucht sind. So ergibt es finanziell momentan am meisten Sinn. Ich komme gut klar damit. Für besondere Veranstaltungen öffnen wir auch donnerstags.

Würdest Du sagen, dass die Corona-Pandemie die härteste Zeit war bisher?

Davor war ja auch noch das Rauchverbot. Da dachte ich damals schon: „Oje, wie wird das?“ Alle hatten sich aber schnell daran gewöhnt. Die Corona-Zeit war schon eine andere Nummer und auch finanziell schwierig. Mein Vermieter kam mir entgegen und auch die Soforthilfen waren sehr wichtig, um die laufenden Kosten zu zahlen. Ich erinnere mich noch an meine ersten Gäste nach dem Lockdown. Eine Gruppe von zehn Leuten, die normalerweise an einem Tisch gesessen hätte, saßen nun je zu zweit an fünf Tischen - dazwischen die Trennwände aus Plexiglas. Nach Corona hat es schon ein wenig gedauert, bis ich wieder in den Kneipen-Rhythmus gekommen bin. Die Gäste waren sofort wieder da und hatten Lust, sich zu treffen. Und das ist auch weiterhin so. Gerade im Winter ist richtig voll bei uns.

Auch mit Hochwasser hatte die Tröte immer wieder zu tun. Da die Kneipe im Keller liegt, drückte sich vor allem in den Sommermonaten mindestens ein Mal im Jahr das Grundwasser hoch. Das Wasser stand knöcheltief. Weshalb auch irgendwann die Bühne erneuert werden musste, weil sie von unten gefault hatte.

Seitdem etwas am Kanal verändert wurde, sind wir zum Glück nicht mehr betroffen. Toi, toi, toi.

Das Schild haben ihr ihre Aushilfen zum 20-Jährigen geschenkt. Es hängt am Tresen.
Das Schild haben ihr ihre Aushilfen zum 20-Jährigen geschenkt. Es hängt am Tresen. © WP | Ilka Trudewind

Nach 20 Jahren bist Du nun die dienstälteste Wirtin in der Mescheder Innenstadt...

Oh ja, das stimmt. Das war mir noch gar nicht so bewusst. Das Mono hat kurz nach uns aufgemacht, da steht also auch bald ein runder Geburtstag an.

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Was ist denn das Erfolgsgeheimnis der Tröte?

Das Ambiente ist schon besonders. Auch neue Gäste fühlen sich sofort wohl. Das Publikum ist bunt gemischt und durchweg sympathisch. Ärger gab es in den vergangenen 20 Jahren so gut wie nie. Die Veranstaltungen wie das Kneipenquiz sind auch besonders. Für das Pubquiz muss man sogar Tische reservieren, weil es immer so voll ist. Es wird viel gespielt. Es sitzen immer Gruppen hier, die sich ein Gesellschaftsspiel aus dem Regal holen. Und natürlich die Livemusik. Ich denke auch über einen Karaoke-Abend nach, weil sich das so viele schon gewünscht haben. Außerdem habe ich ein tolles Team an Aushilfen, auf die ich mich verlassen kann.

Die Musik spielt auch in der Dekoration eine Rolle. Es hängen einige „Tröten“ in der Tröte. Manche verschwinden auch. Ein Typ kam neulich vorbei, überreichte Mona eine kleine Trompete und sagte: „Die habe ich mir vor Jahren einmal ausgeliehen. Aber ich glaube, sie möchte nun zurück.“ Sauer war Mona nicht. Sie wirkt generell wie ein Mensch, der in sich ruht.

In der Tröte gibt es vegane Snacks und Speisen.
In der Tröte gibt es vegane Snacks und Speisen. © WP | Ilka Trudewind

Auch zu dem goldenen Horn vor dem Zapfhahn gibt es eine Geschichte. Nachdem Ende Dezember überraschend das Konzert einer Pink-Floyd-Tribute-Band in der Stadthalle abgesagt wurde, waren viele ältere Gäste in der Tröte. Einer klopfte irgendwann auf das Horn und sagte: „Das habe ich damals in die Theke geschraubt.“

Die Tröte steckt voll solcher Geschichten und Erinnerungen. Seit fast 40 Jahren wird sie von Frauen geführt: erst Heike, dann Karin, dann Mona. Auch das ist außergewöhnlich in Meschede.

Stammgast mit Stammplatz in der Tröte: Lotte, Monas Hündin.
Stammgast mit Stammplatz in der Tröte: Lotte, Monas Hündin. © WP | Ilka Trudewind

Was hast Du in den vergangenen Jahren verändert?

Nur wenige Dinge. Mir ist immer wichtig, das Urige, Gemütliche zu bewahren. Denn das war es auch ein Grund, weshalb ich mich damals in die Tröte verliebt und den Pachtvertrag unterschrieben habe.

20 Jahre ist das nun her. Die Party zum Jubiläum findet statt am Samstag, 20. April. Mit Live-Musik - selbstverständlich.