Meschede. Wieder fliegen die Pollen. Viele Allergiker leiden aktuell unter Heuschnupfen. Was wirklich hilft, erklärt ein Facharzt aus Meschede.

Dr. Steffen Althaus von der Praxis HNO Meschede ist neben Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde auch für plastische Operationen und Allergologie zuständig. Im Interview erzählt er, wann im Jahr die ersten Symptome von Heuschnupfen auftreten. Er berichtet auch, mit welchen Pollen zu rechnen ist und wie sich Allergiker dagegen schützen können.

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Welche Pollen fliegen aktuell?

Wir sind jetzt noch am Anfang des Jahres. Da sind es die Frühblüher, die Ärger machen. Besonders Baumpollen von Hasel und Erle sind hier hervorzuheben. Unter den Bäumen ist in Deutschland die Birke der, mit der höchsten Sensibilisierungsrate. Dessen Hauptblütezeit kommt noch. Viele Allergiker haben aber auch eine Kreuzallergie und daher jetzt schon mit den Pollen zu kämpfen.

Wann beginnt die Pollensaison?

Es beginnt immer früher. Vor einigen Jahren hat man gesagt, zum Jahreswechsel fangen die Pollen an zu fliegen. Jetzt haben viele auch schon im Dezember Probleme.

Gibt es beim Pollenflug Unterschiede innerhalb Deutschlands? Wie sieht es im HSK aus?

Man kann grobe Regionen unterscheiden. Ganz grundsätzlich gibt es an der Küste mit auflandigem Wind weniger Pollenflug. Und auch ab einer gewissen Höhe, man sagt so ab 1500 Metern, sinkt die Belastung deutlich. Sonst gibt es in Deutschland keine großen Unterschiede, was die Sorte der Pollen angeht. Es gibt die Theorie, dass die Pollen in der Stadt aggressiver sind. In den allermeisten Altersgruppen sind mehr Menschen in der Stadt als auf dem Lande gegen Pollen allergisch. Das könnte unter anderem an der höheren Schadstoffbelastung liegen.

Allergologe Dr. Steffen Althaus von der Praxis HNO Meschede erklärt, was gegen Heuschnupfen hilft.
Allergologe Dr. Steffen Althaus von der Praxis HNO Meschede erklärt, was gegen Heuschnupfen hilft. © WP | Antonia Flieder

Welche Tipps können Sie Betroffenen geben?

Neben einer medikamentösen Behandlung gibt es auch ein paar Verhaltensweisen, die schützen können. Auf dem Land haben wir abends zwischen 19 und 24 Uhr weniger Pollen in der Luft. Das ist ein guter Zeitpunkt, um zu lüften. Was sich als schlecht erwiesen hat, ist Kipp-Lüften.

Außerdem hilft, abends zu duschen und die Haare zu waschen. Die Kleidung sollte nicht im Schlafzimmer abgelegt werden. Im Auto sollte auf einen gut funktionierenden Innenraumfilter geachtet werden.

Wie äußert sich eine Pollenallergie?

Verschiedene Allergien können zu unterschiedlichen Symptomen führen. Das, was man unter Heuschnupfen kennt, sind die typischen Symptome einer Pollenallergie. Die Patienten leiden in der Regel unter Augenjucken und -tränen, einem Laufen der Nase, Niesattacken und einer Behinderung der Atmung durch die Nase.

Entwickelt sich eine Pollenallergie im Laufe des Lebens?

Es ist schon so, dass gewisse Prädispositionen angeboren sind. Wenn beide Elternteile eine Allergie haben, dann liegt die Wahrscheinlichkeit, dass diese weitervererbt wird, bei 60 bis 70 Prozent. Wenn sie keine Allergie haben, ist die Wahrscheinlichkeit deutlich geringer, etwa 5 bis 15 Prozent. Das sagt aber nichts über den Ausbruchszeitpunkt aus. Oft tritt die Allergie erstmals jedoch im Kindes- oder Jugendalter auf.

Wie kann eine Allergie behandelt werden?

Zunächst wird versucht, eine Allergie symptomatisch zu behandeln. Dies erfolgt mit lokaler Medikation, Nasenspray, Augentropfen oder den typischen Allergietabletten.

Dann gibt es noch die Hyposensibilisierungstherapien, welche die Ursache angehen. Eine Allergie ist erst einmal eine Immunreaktion, die unerwünscht ist. Es wird auf einen Stoff reagiert, der eigentlich ungefährlich ist. Bei einer Hyposensibilisierungstherapie ist das Ziel, das Immunsystem umzuerziehen. Innerhalb eines Zeitraums von in der Regel drei Jahren wird ein abgewandeltes Allergen immer wieder in Form von Spritzen, Tabletten oder Tropfen zugeführt.

Birkenpollen sind häufige Auslöser von Heuschnupfen - Allergiker sollten ihre Beschwerden nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Birkenpollen sind häufige Auslöser von Heuschnupfen - Allergiker sollten ihre Beschwerden nicht auf die leichte Schulter nehmen. © dpa-tmn | Patrick Pleul

Wann ist für Allergiker die schlimmste Zeit im Jahr?

Die Hauptmonate, die werden jetzt kommen. Zunächst kommt die Hochzeit der Birke im April bis in den Mai hinein. Die meisten Pollenallergiker haben eine Allergie gegen Gräser und Getreide, die etwa von Ende April oder Mai bis August Probleme machen. Später kommen die Kräuter, die gehen bis in den Oktober hinein. Dafür sind allerdings nicht so viele Menschen anfällig. Dann ist im November Pause und im Dezember geht es mit den ersten Pollen wieder los.