Nuttlar. Angelina Illermann wollte immer etwas mit Pferden machen. Das ist anders in Erfüllung gegangen als erwartet. Sie ist Pferdeosteopathin.
Ein kleiner Hof in Grimlinghausen, bewohnt von drei Hunden, zwei Pferden und einem jungen Paar mit zwei Kindern - das ist das Zuhause von Angelina Illermann und ihrer Familie. Seit zweieinhalb Jahren wohnen sie schon hier; der Beruf des Mannes führte sie in das kleine Bestwiger Dorf. Ursprünglich kommt sie aus Bremen, hat aber fast 20 Jahre in Hessen gelebt. Hier im Sauerland lebt die junge Mutter nun ihren Traum: Sie ist selbstständige Osteopathin für Pferde und Ponys.
Schwierig ohne eigenen Hof
„Ich wollte immer schon was mit Pferden machen“, erzählt Angelina Illermann. „Als Kind wollte ich immer Reitlehrerin werden.“ Sie lacht. Deswegen hat sie auch in der Schulzeit ein Praktikum gemacht, um in den Beruf der Pferdewirtin reinzuschnuppern. „Aber das ist schwierig, wenn man keinen eigenen Hof hat.“ Sie ist schon als Kind und Jugendliche geritten und hatte Pflegepferde. Das bleibt auch während ihrer Ausbildung zur Physiotherapeutin für Menschen ihr einziger Kontakt dazu, bis sie sich 2012 ihr erstes eigenes Pferd kauft; Araberwallach Emas wohnt bis heute bei ihr, er ist jetzt 15 Jahre alt.
Erst Physiotherapeutin für Menschen, dann Osteopathin für Pferde
Aber irgendwie war der Traum, beruflich etwas mit Pferden zu machen, noch nicht ausgeträumt. Und dann erfährt sie, dass man durch einen Abschluss als Humanphysiotherapeutin auch FN-anerkannte Pferdeosteopathin werden kann. „Da habe ich mich dann für die Schule von Barbara Welter-Böller entschieden und die Ausbildung auch noch gemacht.“ Die Ausbildung in Overath bei Köln umfasst neun Fünf-Tage-Blöcke, insgesamt 420 Unterrichtseinheiten, und eine anschließende Prüfung.
Für Angelina Illermann ist die Ausbildung zur Pferdeosteopathin ein Abenteuer: Sie kann dort ihr Interesse über Pferde und über medizinische Themen verbinden. Weiter geholfen hat ihr da tatsächlich auch ihr eigener Araberwallach. „Natürlich lernen wir am Pferd. Da bekommen wir gesagt, welche Behandlung bei welchem Krankheitsbild hilft, und wenden die an“, erzählt sie. „Aber als Emas das erste Mal was hatte, ich ihn behandelt habe und es besser wurde, hab ich das erste Mal verstanden, dass ich das machen kann.“
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Noch heute, fast zehn Jahre selbstständig im Nebenerwerb, ist das für Angelina Illerman das Schönste an ihrem Beruf: Den Pferden zu helfen. Hauptsächlich kommen ihre Kunden aus dem Freizeitbereich ohne Turnierambitionen. Für die fährt sie aktuell zwei Tage in der Woche bis zu 100 Kilometer, um die Pferde vor Ort in ihrer gewohnten Umgebung behandeln zu können. „Ein Pferd sollte mindestens ein, besser zwei Mal im Jahr osteopathisch behandelt werden“, erklärt Angelina Illermann. „Und natürlich, wenn es akut notwendig ist.“ Je länger man mit der Therapie wartet, desto länger können sich schon kleine Schäden, Verspannungen oder Probleme festsetzen.
So funktioniert die osteopathische Behandlung beim Pferd
Ihre Behandlung dauert zwei bis zweieinhalb Stunden: Zunächst wird das Pferd ganzheitlich kontrolliert und das Gangbild überprüft - auch Hufe, Zähne und Equipment, häufige Ursachen für Verspannungen und Fehlstellungen, werden von ihr angeschaut. „Ich spreche das auch an und empfehle den Kunden, zum Beispiel die Zähne machen zu lassen, die Hufe zu korrigieren oder den Sattler kommen zu lassen“, sagt Angelina Illermann. Dann geht sie zur Behandlung über, ganz individuell bei jedem Pferd: Es werden Dehnübungen gemacht, Massagen angewendet und vieles mehr, um die jeweiligen „Baustellen“ am Pferd zu behandeln.
Heilung kann Angelina Illermann als Pferdeosteopathin nicht versprechen - das schreibt sie auch deutlich auf ihrer Website. Und manche Probleme brauchen auch mehrere Sitzungen sowie die aktive Mitarbeit der Kunden, die dann auch selbst Hand anlegen müssen. Aber die Symptome zu lindern ist ihr großes Ziel. „Ich bin froh, dass meine Kunden in den allermeisten Fällen auf mich hören und meine Ratschläge, Tipps und Hausaufgaben umsetzen“, sagt die Osteopathin. „Damit ist das Pferd schmerzfrei und die Kunden glücklich.“
Ob sie den Beruf irgendwann als Hauptjob ausführen will, das weiß Angelina Illermann nicht - derzeit ist sie in Elternzeit, aber auch noch in einer Physiotherapiepraxis angestellt. „Solange wie die Kinder klein sind, will ich auf jeden Fall nicht Vollzeit arbeiten“, sagt sie. „Aber mal gucken - wenn sie ausgeflogen sind, habe ich ja immer noch genug Zeit.“