Schmallenberg. Ein Herz für Pferde: Brita Hurtienne nimmt Handicap-Pferde auf. Damit schenkt sie auch anderen eine Freude. Sie erzählt wie und warum.

Wer an Pferde denkt, denkt vielleicht an Freiheit. An wehende Mähnen im Wind, beindruckende Turniererfolge und die Stärke, seinen Reiter auf dem Rücken zu tragen. Doch was ist, wenn Pferde alt und krank werden? Wenn die Kraft und Energie nachlässt und keine Turniererfolge mehr verzeichnet werden? Brita Hurtienne hat sich diesen Fragen gestellt und den Verein „Handicap Pferd im Glück“ gegründet. Mit dem Projekt „Pferde stärken“ gibt die Schmallenbergerin alten, nicht mehr reitfähigen Pferden ein neues Zuhause auf ihrem Lenninghof. Sie erzählt, warum ihr die ehrenamtliche Arbeit so am Herzen liegt und warum Mensch und Tier von dem Projekt profitieren.

Idee entstand während Corona-Pandemie

Aber von Anfang: Es ist drei Jahre her, als Brita Hurtienne und ihrem Team die Idee für das Projekt kommt. Damals befanden sie sich mitten in der Corona-Pandemie: „Unser Ausbilungszentrum für Kinder- und Jugendliche war geschlossen, die Reitferien und das Pferdeerlebnistraining waren gestrichten. Doch die Pferde, die waren ja noch da“, erzählt die 57-Jährige. Und mit ihnen die Kosten für Futter, Heu, Stallpflege und Arztbesuche. Eine wirtschaftliche Ausnahmesituation für das im Jahr 2000 gegründete Ausbildungszentrum.

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Auf ihrem Lenninghof leben mittlerweile rund 50 Pferde - vier von ihnen hat der Verein übernommen, um ihnen den Lebensabend sicherzustellen. Aber auch sonst findet man einige „Senioren“ auf dem Hof: „Wir behalten unsere Pferde ein Leben lang. Auch wenn sie nicht mehr reitbar sind.“ Das sei zwar nicht wirtschaftlich, gehöre für die gebürtige Rheinländerin aber einfach dazu. Aus der Not heraus entstand daher die Idee für den Verein.

Spendenaufrufe über das Portal „gofundme“

Über das Spendenportal „gofundme“ riefen Hurtienne und ihr Team dazu auf, für das Projekt und somit auch für die Zukunft der Pferde zu spenden. Mit Erfolg: „Die Spenden sind super hilfreich. Wir haben sogar Stammspender.“ Die Spenden kommen aber nicht nur den Pferden zu Gute, der Verein gibt etwas an die Menschen zurück. Auch wenn die Pferde nicht mehr reitbar sind, erfüllen sie weiter einen wichtigen Job: „Wir fahren in Seniorenheime, bieten Reittherapien mit den Tieren an und besuchen Kinder mit Mehrfachbehinderungen.“

Eine Win-Win Situation für Mensch und Pferd. Brita Hurtienne betont: „Der Kontakt zu den Tieren berührt die Leute. Gerade bei den alten Menschen spürt man, wie viele Erinnerungen da hochkommen.“ Aber auch für die Pferde seien die Einsätze besonders: „Sie stehen im Mittelpunkt, werden gestreichelt und gefüttert.“

Ein besonderes Projekt: Das „Pferde stärken“-Wochenende. Dabei bekamen Geschwister von kranken Kindern die Chance, ein paar schöne Tage mit den Pferden auf dem Lenninghof in Schmallenberg zu verbringen. 
Ein besonderes Projekt: Das „Pferde stärken“-Wochenende. Dabei bekamen Geschwister von kranken Kindern die Chance, ein paar schöne Tage mit den Pferden auf dem Lenninghof in Schmallenberg zu verbringen.  © WP | Privat

Geschwistern von kranken Kindern Freude schenken

Zusammen mit dem gemeinnützigen Verein Lächelwerk aus Schmallenberg habe der Verein im vergangenen Frühjahr ein ganz besonderes Projekt auf die Beine gestellt: „Wir haben Geschwister von kranken Kindern auf unseren Hof eingeladen, um zwei gemeinsame Tag mit den Tieren verbringen zu können.“ Ein Tag, in denen sie alleine im Fokus stehen durften. Aber auch in diesem Jahr sind ähnliche Projekte geplant: „Wir wollen Kindern und Jugendlichen, die in Wohn- und Jugendhilfen leben, ein Wochenende mit den Tieren ermöglichen“, erzählt die Pferdeliebhaberin.

Tiere genießen den Kontakt zu Menschen

Aber nicht nur die Menschen haben Freude an ihren Pferden - auch die Tiere selbst genießen den Kontakt. Ihre Tiere haben Freude, das spüre Hurtienne an der Gelassenheit der Tiere: „Viele Menschen verbinden Pferde nicht direkt mit Ruhe. Es ist aber in der Tat so, das Pferde eine einzigartige Bereitschaft dem Menschen gegenüber haben.“ Die Interaktion und Kommunikation der Pferde sei es, die Hurtienne so an den Tieren fasziniere: „Pferde kommunizieren miteinander - und auch mit uns. Durch ihre Mimik, Gestik und dem Ohrenspiel, können wir viele ihrer Gefühle lesen und verstehen.“

Der Umgang mit Pferden ist für Brita Hurtienne eine Bereicherung. Mit ihrem Projekt will sie daher auch anderen Menschen eine Freude schenken.
Der Umgang mit Pferden ist für Brita Hurtienne eine Bereicherung. Mit ihrem Projekt will sie daher auch anderen Menschen eine Freude schenken. © WP | Privat

Es ist so einfach anderen eine Freude zu schenken.
Brita Hurtienne - Gründerin des Vereins „Handicap Pferd im Glück e.V“ aus Schmallenberg

Brita Hurtienne liebt ihre Pferde und das, was sie mit ihnen bei den Menschen erreichen kann. Durch ihre Arbeit mit kranken und alten Menschen hat sie gelernt, wie viel Glück sie eigentlich im Leben hat: „Es ist so einfach, anderen Freude zu schenken.“ Und das möchte sie auch in Zukunft weiter tun. Auf der Website des Vereins gibt es dafür ein Kontaktformular, wo Menschen und Vereine proaktiv auf die Schmallenbergerin zugehen können: „Gemeinsam mit dem Lächelwerk ergeben sich regelmäßig viele tolle Projekte, die Leute können sich aber natürlich auch jederzeit bei Interesse am Projekt „Pferde stärken“ gerne bei uns melden.“ Dann könne überlegt werden, ob und wie ein Einsatz der zutraulichen Vierbeiner gestaltet werden kann.

Hurtienne blickt optimistisch in die Zukunft: „Wir wollen unser Projekt voran treiben und den Menschen weiter tolle Erlebnisse schenken.“ Und mit den Spenden könne sie das zum Glück auch weiter tun.