Velmede. Nach dem Beutezug einer Horde junger Männer in einer Velmeder Tankstelle hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Was nun klar ist.

Es war eine Tat, die an Dreistigkeit kaum zu überbieten ist. Jetzt wird es für die mutmaßlichen Täter ernst. Zumindest für einen von ihnen. Nach dem Beutezug einer Horde junger Männer in der Esso-Tankstelle an der Bundesstraße in Velmede hat die Staatsanwaltschaft Arnsberg jetzt Anklage erhoben. „Gegen einen 16-jährigen Jugendlichen aus Bestwig“, wie Oberstaatsanwalt Thomas Poggel bestätigt. Sollte das Gericht die Klage zulassen, wird sich der junge Mann wegen gemeinschaftlichen Diebstahls verantworten müssen. Weil es sich um einen Fall für das Jugendgericht handelt und der Angeklagte gerade einmal 16 Jahre alt ist, wird die Sitzung nicht öffentlich sein.

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Gefilmt worden waren die unfassbaren Szenen damals von der Überwachungskamera der Tankstelle. Am frühen Abend des 4. Dezember 2022 hatten die insgesamt fünf Täter die Tankstelle betreten und innerhalb weniger Minuten Beute im Wert von rund 1000 Euro gemacht. Die jungen Männer - allesamt mit dunklen Jacken bekleidet und den Kopf mit Mützen oder Kapuzen bedeckt - tummelten sich im Verkaufsraum. Während einer von ihnen den Verkäufer in ein Gespräch verwickelte, nahmen die anderen vier zahlreiche Gegenstände aus den Regalen, liefen wild umher und stopften nach und nach immer mehr Waren unter ihre Jacken sowie in eine mitgebrachte Tasche. Besonders dreist: Während der Tat warfen einige von ihnen immer wieder Blicke in Richtung der Überwachungskamera und fühlten sich offenbar dennoch ihrer Sache sicher. Gezielt hatten sie dabei am Regal mit den E-Zigaretten zugeschlagen - die teuersten Produkte, die in der Esso-Tankstelle angeboten werden. Entsprechend hoch war am Ende der Schaden.

Die Staatsanwaltschaft Arnsberg hat Anklage gegen einen 16-Jährigen aus Bestwig erhoben.
Thomas Poggel - Oberstaatsanwalt

Der Verkäufer hatte trotz des Ablenkungsmanövers zwar Verdacht geschöpft. Angesichts der Überzahl der Täter hatte er jedoch zu seiner eigenen Sicherheit geistesgegenwärtig und ganz bewusst zurückhaltend reagiert - auch, weil unklar war, ob die fünf Männer nicht möglicherweise ein Messer oder eine andere Waffe bei sich trugen. Es sei richtig und wichtig, in einer solchen Situation die Ruhe zu bewahren, hatte die Polizei damals das Verhalten des Verkäufers gelobt. Falsches Heldentum sei bei so etwas nicht angebracht.

Innerhalb weniger Minuten war der Spuk in der Tankstelle damals vorbei. Noch während des Beratungsgesprächs verließen die Täter nach und nach mit ihrer Beute in aller Seelenruhe die Tankstelle, bis sich schließlich auch der letzte von ihnen nach seinem Ablenkungsmanöver verabschiedete, ohne auch nur für einen einzigen Cent etwas zu kaufen.

Ermittlungen wegen bandenmäßigen Ladendiebstahls

Die Polizei hatte damals zunächst wegen bandenmäßigen Ladendiebstahls ermittelt. Rund drei Monate nach der Tat hatte sie einen der Tatverdächtigen ausmachen können. Dabei handelt es sich um den 16-jährigen Bestwiger, gegen den nun Anklage erhoben worden ist. Danach hatte die Polizei den Fall zwar an die Staatsanwaltschaft abgegeben. Die wiederum hatte sich nach einiger Zeit allerdings noch einmal mit einem Ermittlungsersuchen an die Polizei gewendet und um ergänzende Ermittlungen in der Sache gebeten.

Dennoch: Obwohl einer der Täter ermittelt worden ist und es die Bilder der Überwachungskamera gibt, ist bis heute unklar, wer die anderen vier jungen Männer sind, die an dem Beutezug in der Tankstelle beteiligt waren. Möglicherweise bringt das Gerichtsverfahren ein wenig mehr Licht uns Dunkel.