Bestwig. Keine andere Brücke in Bestwig hat eine so bewegte Geschichte hinter sich, wie die über die Ruhr im Hennenohl. Ob sie nun beendet ist?

Die Fußgängerbrücken über die Ruhr in Bestwig zur sogenannten anderen Seite - dem Sündenwäldchen - haben eine lange Geschichte. Mit einer weiteren Versetzung der Brücke ins Hennenohl im vergangenen Jahr ist ein weiteres Kapitel hinzugekommen. Horst Humpert aus Bestwig hat sie allesamt begleitet und kann sich immer noch bestens an jedes einzelne Kapitel erinnern. Schließlich hat er 1974 unter anderem das Einladungs-Plakat für das Dankeschön-Fest gestaltet. Denn damals ist der Bau der Brücke noch groß gefeiert worden. Die jüngste Verlegung des Bauwerks ins Hennenohl ist allerdings kein Anlass mehr für große Feierlichkeiten. Unter anderem auch deshalb nicht, weil es kein Projekt der Gemeinde Bestwig, sondern ein Projekt der Firma M. Busch war. Wie berichtet, war die Verlegung der Brücke erfolgt, weil sich das Unternehmen zuletzt enorm vergrößert hat.

Die letzten Arbeiten nach der Versetzung der Brücke  ins Hennenhohl.
Die letzten Arbeiten nach der Versetzung der Brücke ins Hennenhohl. © WP Meschede | Frank Selter

„In den Anfängen gelangte man hinter dem Bahnübergang vorbei durch Busches Wäldchen und vorbei an einem kleinen Sägewerk und der Badeanstalt zur ersten Holzbrücke über die Ruhr in das Sündenwäldchen“, erinnert sich Humpert. Wegen der Kohlenstaubablagerungen auf dem Wasser durch den gegenüberliegenden Lokschuppen habe die Badeanstalt nach wenigen Jahren aber wieder geschlossen werden müssen und auch das kleine Sägewerk wurde schließlich nicht mehr betrieben. „Das war unter anderem ein Grund, dass die inzwischen baufällige Holzbrücke weniger genutzt und vernachlässigt wurde - und schließlich nicht mehr betreten werden durfte“, weiß Horst Humpert. Der Abriss erfolgte schließlich in den Jahren 1968/1969. Die Brücke befand sich damals etwa 50 Meter unterhalb des Stauwerks. „Ein Neubau wurde von den Bestwiger Bürgern sicherlich gewünscht, war jedoch aus den unterschiedlichsten Gründen nicht durchführbar“, erinnert sich Horst Humpert.

Das Einladungsplakat für das Dankeschön-Fest im Jahr 1974. Gestaltet hat es Horst Humpert.
Das Einladungsplakat für das Dankeschön-Fest im Jahr 1974. Gestaltet hat es Horst Humpert. © Funke Medien NRW | Privat

Aber: Etwa fünf Jahre später kommt Schwung in die Sache. Am 10. Januar 1973 wird im Gasthof Hegener die Bürgerinitiative „Wanderbrücke Sündenwäldchen“ ins Leben gerufen. „Hauptinitiator war damals unter anderem der Ratsherr und Kolpingbruder Bernie Risse sowie der damalige Fremdenverkehrsleiter Norbert Hengsbach“, erinnert sich Horst Humpert und weiß von vielen Gesprächen, die stattgefunden hatten - mit der Gemeinde, den Grundbesitzern, Anton Hegener, Freiherr von Lüninck, Familie Stratmann-Hilken sowie dem Bürgermeister.

Ein Neubau wurde von den Bestwiger Bürgern sicherlich gewünscht, war jedoch aus den unterschiedlichsten Gründen nicht durchführbar.
Horst Humpert - Zeitzeuge

Die technischen Unterlagen, Zeichnungen und statischen Nachweise seien seinerzeit von Amtsbaumeister Lademacher erstellt und vom Bauverwaltungsamt begleitet worden. Und so habe schließlich die „Aktion Eigenleistung“ begonnen. „Nicht zu vergessen die unermüdlichen Einsätze der Unternehmer Heiner und Horst Becker, die Baumaterial und Arbeitskräfte zur Verfügung stellten“, ergänzt Humpert. Innerhalb weniger Wochen wurde schließlich 400 Meter unterhalb der Wehranlage diese neue zweite Brücke in Eigenleistung erstellt und schließlich am 22. September des Jahres 1974 mit einer großen Feier eingeweiht. Zur Finanzierung wurden unter anderem Bausteine verkauft - verbunden mit einer großen Verlosung.

Nach nur wenigen Jahren musste die Brückenbaumaßnahme allerdings wieder rückgängig gemacht werden. „Die Ruhrregulierung durch den Ruhrverband, Pachtverträge ansässiger Firmen - wie eine Lagerhalle der Firma Möbel Göbel, ein Neubau der Firma Intra, die Neuansiedlung der Firma Klostermann, die Erweiterung der Firma Busch und die damit verbundenen Änderungen der Zuwege haben eine Verlegung der Brücke bzw. einen Abriss erforderlich gemacht“, weiß Humpert. „Sodass schließlich eine dritte Brücke gebaut wurde.“ Doch auch sie sollte bekanntermaßen nicht die letzte sein.

Zur Finanzierung der Brücke wurden unter anderem Bausteine verkauft - verbunden mit einer großen Verlosung.
Zur Finanzierung der Brücke wurden unter anderem Bausteine verkauft - verbunden mit einer großen Verlosung. © Funke Medien NRW | Privat

Für den Bau der jetzigen vierten Brücke, die sich inzwischen im renaturierten Hennenohl befindet, ist ein Großteil der alten Brücke wiederverwendet worden. Und auch hier hat Horst Humpert die Entwicklung im Blick. „Der Wanderweg an der Ortsgrenze von Velmede zur anderen Seite, dem Schieferberg, Oststraße, Föckinghausen und dem Bestwiger Sündenwäldchen kann nun begangen werden und erfreut sich inzwischen großer Beliebtheit“, hat er beobachtet.

Nur eines weiß auch Horst Humpert nicht: Ob das aktuelle Kapitel der Brücke tatsächlich das letzte ist, oder ob es früher oder später noch ein weiteres geben wird.