Schmallenberg. Martin Schürmann gründete Raumzenit in Schmallenberg. Er realisiert Projekte vom H1 übers Hotel Deimann bis zur Hospizstation .
Schon wenn Martin Schürmann einen kleinen Einblick in die Projekte der letzten Jahre gibt, wird dem Betrachter schwindelig: die neue Sterneküche im Hotel Deimann, der Umbau von Jagdhaus Wiese, das H1 in Meschede, Chalets in Schanze, den Firmeneingang eines Betriebes in Plettenberg - und alles „vom Konzept bis zum Suppenlöffel“, wie Schürmann sagt. Die Vielfalt der Projekte im Hochbau und in der Innenarchitektur machen das Planungsbüro Raumzenit in Schmallenberg aus. „Wir denken immer ganzheitlich“, sagt Martin Schürmann, der mittlerweile von Sohn Julian unterstützt wird.
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Wie waren die ersten Schritte von Raumzenit?
Martin Schürmann: Angefangen habe ich vor 13 Jahren mit einer Mitarbeiterin und der Ausstattung von Hotels. Vor zehn Jahren sind wir an die Poststraße gezogen. Heute arbeiten hier 20 Architekten, Innenarchitekten, Techniker und Ingenieure und unsere Projekte liegen zwischen Plettenberg und Marsberg. Rund ein Drittel ist noch im Raum Schmallenberg.
Gab oder gibt es ein Lieblingsprojekt?
Martin Schürmann: Ein direktes Lieblingsprojekt gibt es nicht, die Bandbreite macht es spannend. Aber eins hat mich schon besonders berührt. Das war der Ausbau des Hospizes in Lennestadt. Innerhalb von fünf Minuten habe ich den Auftrag damals zugesagt und wir sind dann dafür ein halbes Jahr tief in die Materie eingestiegen. Die Präsentation dazu, war die bewegendste, die wir je hatten. Wir haben hier sonst ja viel mit Luxus und Schönheit zu tun. In Lennestadt ging es vor allem darum, Gästen am Lebensende, ihren Angehörigen, Kindern und den Pflegenden die gemeinsame Zeit zu erleichtern, Funktionalität und Atmosphäre zu vereinen. Das reichte von Licht über Farben bis zum Putz und den Oberflächen. Wir haben da heilende Architektur geschaffen.
Sie bauen aber nicht nur Luxus, sondern auch kostengünstige Mitarbeiterwohnungen für Unternehmen. Das ähnelt dann schon mehr sozialem Wohnungsbau?
Martin Schürmann: Ja, da bauen wir beispielweise in Modulbauweise. Wir sind in alle Richtungen wissbegierig und schaffen gern Neues. Das reicht dann da auch bis zu den entsprechenden Fördermitteln.
Ihr Team ist ausgesprochen jung, wie schaffen Sie es junge Innenarchitekten, Ingenieure, Techniker und Architekten für Raumzenit zu begeistern?
Julian Schürmann: Uns ist es wichtig, jungen Leuten früh die Möglichkeit zu geben, uns kennenzulernen. Wir haben viele Werksstudenten, in der Regel Sauerländer, die wir nach und nach in feste Arbeitsverhältnisse übernehmen. Sie alle erleben hier: Es gibt im Sauerland spannende Projekte, man muss nicht weggehen.
Martin Schürmann: So sehen beide Seiten auch, ob sie zueinander passen. Ich nenne das die Raumzenit-DNA: Hier werden in der Regel 40 Stunden gearbeitet und oft auch mehr, wenn Projekte fertig werden müssen. Das schönste Lob ist, wenn die Kollegen abends sagen: „Oh, schon wieder Feierabend!“ Die meisten kommen gern ins Büro. Es ist aber auch möglich, dass die junge Mutter ihren Laptop mit nach Hause nimmt, wenn ihre Kinder krank sind. Ich weiß, dass ich mich dann 100-prozentig auf sie verlassen kann.
Als Planungsbüro in Schmallenberg – gibt es etwas, das Sie gern im Stadtgebiet verändern würden?
Julian Schürmann: Schmallenberg ist mit seiner Altstadt schon besonders schön. Aber ich würde mir wünschen, dass man für die Neubaugebiete zeitgemäße, wirtschaftliche Konzepte entwickeln und nicht einfach nur den Bebauungsplan der letzten 30 Jahre kopieren würde. Ich denke da an modernen, flexiblen Wohnraum, bezahlbar und nachhaltig. Häuser, die sich anpassen, denn niemand muss, wenn die Kinder aus dem Haus sind, noch auf 160 Quadratmetern wohnen. Mit Fernwärme als Energiesystem beispielsweise, statt dass jeder eine eigene Anlage im Keller hat. Raum für den Rohstoff Holz als Gestaltungsmaterial wünscht man sich natürlich auch. Der hat hier auch eine Geschichte. Aber die Gestaltungssatzung gibt überall nur Fachwerk und Putz vor. Wir würden da gern mit der Stadt zusammenarbeiten, um gemeinsam zu überlegen, wie man das entwickeln kann.
Haben Sie denn dafür noch Zeit?
Martin Schürmann: Wir haben ein gutes Team und arbeiten sehr strukturiert, sodass wir für Projekte auch auf ein Archiv zurückgreifen können. So schaffen wir eine Menge. Und wir haben ja nicht nur Großaufträge. Man sollte keine Hemmungen haben, uns auch für ein kleineres Projekt anzusprechen.
Wie wohnen Sie selbst?
Martin Schürmann: Ich habe mein Haus 2000 gebaut und damals schon im Blick gehabt, dass wir uns verkleinern können, ohne groß umzubauen, wenn die Kinder ausziehen. Dafür versuche ich auch meine Kunden zu sensibilisieren.
Gibt es bürokratische Schranken, die Sie sofort einreißen würden, wenn man Sie ließe?
Martin Schürmann: Günstig bauen wird immer schwieriger. Es werden einem immer mehr Steine in den Weg gelegt. Manche Vorschriften haben ihre Berechtigung, aber mittlerweile gibt es zu viele bürokratische Vorgaben.
Hintergrund
Martin Schürmann ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern. Er stammt aus Harbecke und lebt in der Schmallenberger Kernstadt. Der 58-Jährige ist Geschäftsführer des Planungsbüros Raumzenit. In seiner Freizeit fährt er gern Fahrrad. „Ansonsten sind Design und Architektur mein Hobby und meine Berufung.“
Sohn Julian Schürmann (27) ist gelernter Schreiner und hat sein Studium der Architektur in Münster abgeschlossen. „Er steigt aber auf jeden Fall später ein. Das ist wichtig“, unterstreicht der Vater. „Es geht weiter!“