Meschede. Bekommt Meschede eine neue Sehenswürdigkeit? Dazu soll ein erstaunliches Großprojekt umgesetzt werden. Geplant ist es am Hennesee.
Es könnte ein echtes Leuchtturmprojekt für Meschede werden, was da im Rathaus geplant ist. Denn die seit Jahren gewünschte Querung des Hennesees soll jetzt Wirklichkeit werden. Immer wieder war in der Vergangenheit kritisiert worden, dass der See kaum umrundet werden kann – es sei denn, man wählt den unattraktiven und nicht ungefährlichen Weg entlang der B55. Künftig soll der Weg um den See ansprechend abgekürzt werden können. Dieser Traum soll in Erfüllung gehen.
Bürgermeister Christoph Weber hofft, das Projekt im Rahmen der nächsten „Regionale“ umzusetzen – dann würde die Stadt, wie in der Vergangenheit bei der Henne-Öffnung und dem Bau der Himmelstreppe, erhebliche finanzielle Unterstützung dabei bekommen. Jetzt ist eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben worden: Entwickeln wird sie das Unternehmen BPR Beraten/Planen/Realisieren aus München – das Unternehmen kennt Meschede schon, es hat die technische Detailplanung für die Henne-Öffnung entworfen.
Eine Erinnerung findet sich am Schloss Laer
Der Auftrag: Ist der Bau einer Brücke machbar? Und bei dieser Brücke haben sich Christoph Weber und Stephan Rach als zuständiger Planer im Rathaus an jemanden erinnert, der in Meschede ein technisches Denkmal hinterlassen hat – das aber ein wenig in Vergessenheit geraten ist: Denn Johann August Röbling hat 1828 den Plan für eine besondere Hängebrücke über die Ruhr am Schloss Laer entworfen, die dann 1839 vom Architekten August Bruns für den Grafen von Westphalen auch umgesetzt wurde.
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Röbling war zu dieser Zeit schon in die USA ausgewandert – und machte sich dort einen Ruf als Erbauer von Hängebrücken, darunter sein berühmtestes Meisterwerk: Die 1,8 Kilometer lange Brooklyn Bridge, die in New York den East River überspannt und die Stadtteile Brooklyn und Manhattan verbindet. Die Anfänge des US-Stars liegen eben hier im Sauerland - auch wenn die kleine Ruhrbrücke in Laer nur bescheidene 28 Meter misst. Die Traglast wird über miteinander verstrebte Pfeiler aus Gusseisen auf Rückhalteketten umgeleitet, die im Erdreich mit Platten und Widerlagern fest verankert sind. Sie ist die Einzige in Europa, die in ihrer Originalsubstanz erhalten ist.
Röblings Erbe soll am Hennesee weitergeführt werden. Zwischen der Halbinsel Hentenberg, auf der das Lokal H1 liegt, mit dem neu entstehenden Piraten-Spielplatz nebenan, und dem Randweg auf der anderen Seeseite, soll die neue Brücke gebaut werden – eine Hängebrücke, die ohne Pfeiler im See auskommen soll. „Brücken riechen schwer nach Beton und Stahl. Die am Hennesee wird anders“, verspricht der Bürgermeister. Baulich soll sie Anleihen zu Röblings Technik bekommen. Es wäre ein weiterer touristischer Höhepunkt - mit praktischem Nutzen.
Zwei mögliche Trassenverläufe sind denkbar, eine ist etwa 250 Meter lang, die andere 300 Meter. Bürgermeister Weber favorisiert die längere: Von dort aus hätte man die schönere Aussicht auf das Panorama aus See und den Arnsberger Wald in der Ferne. Vier Meter breit soll die Brücke werden: Behindertengerecht, mit ausreichend Platz für Fußgänger und Radfahrer.
Neue Brücke soll die „Südwestfalen-DNA“ verdeutlichen
„Die größten Bauwerke bei uns sind die Talsperren“, sagt Christoph Weber. Auch daran soll am Hennesee mit der Brücke dann erinnert werden – schließlich war hier einmal beim Talsperrenbau die größte Baustelle ihrer Zeit in Europa. Digital ist inzwischen alles möglich: Warum soll nicht beim Blick von der neuen Brücke dann ein Blick zurück in die Geschichte geworfen werden, wie es hier rundum früher einmal ausgesehen hat? Mit der „Regionale“ soll der Leitgedanke einer „Südwestfalen-DNA“ weiterentwickelt werden – DNA steht hier für Digital, Nachhaltig und Authentisch. Der Bürgermeister ist sicher, dass diese Brücke diese DNA besitzen werde.
Verworfen wurde im Vorfeld die unrealistische Möglichkeit eines Tunnels unter dem See – zu aufwändig, absehbar zu teuer. Verworfen wurde auch die im Vergleich realistischere Möglichkeit einer autonom fahrenden elektrischen Fähre: Doch tatsächlich komplett unbemannt würde eine Fähre auf dem Hennesee angesichts des übrigen Verkehrs kaum fahren können, sagt Bürgermeister Weber – aber mit einem Fährmann an Bord, bei Fahrten von morgens bis abends und an sieben Tagen in der Woche, würde der Betrieb einfach zu teuer. Und elektrisch wird künftig das neue Fahrgastschiff unterwegs sein – auch dieser Aspekt zieht also nicht mehr.